Die Praxis der Tageslosungen stammt von der Herrnhuter Brüdermeine in der sächsischen Oberlausitz. 1728 wählte der Begründer dieser geistlichen Gemeinschaft, Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760), zum ersten Mal einen Bibelspruch für die Mitglieder der Herrnhuter aus. Inzwischen werden die Losungen in über 50 Sprachen und in einer Millionenauflage auf allen Kontinenten verbreitet.
Bis heute verläuft die Ziehung der Losungen nach einem eingeführten Ritual: Jeweils im Frühling wird im barocken Vogtshof in Herrnhut eine silberne Schale aufgestellt, in die eine Protokollantin viele kleine Papier-Schnitzel legt, auf denen jeweils ein Bibelvers vermerkt ist. Um den Tisch ist das «Kollegium», die Kirchenleitung der Gemeinschaft, versammelt, die Lose selbst werden von vier Mitgliedern abwechselnd gezogen.
Die Bibelstellen werden auf diese Weise immer in einem Vorlauf von drei Jahren ermittelt, weil sie vor Veröffentlichung noch redigiert und redaktionell ergänzt werden müssen. Es gehört aber zu den festen Regeln der Gemeinschaft, dass vor der offiziellen Verbreitung der Losungen nichts nach außen dringt.
Die Losungen liegen in Blindenschrift, als Comic oder Bildschirmschoner vor, mehr als 100.000 Menschen erreicht die «Losungen-App». Damit sind die Herrnhuter Losungen auch zu einem großen Medienerfolg geworden und ein Beispiel, wie aus einer kleinen und sehr lokalen Idee ein globaler Erfolg werden kann.