EKKW Aktuell 130301 Thema Woche der Brüderlichkeit: Woche der Brüderlichkeit

Seit 1952 veranstalten die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im März jeden Jahres die Woche der Brüderlichkeit. In allen Teilen des Landes werden aus diesem Anlass Veranstaltungen durchgeführt, um auf die Zielsetzung der Gesellschaften und auf ihr jeweiliges Jahresthema hinzuweisen. Eröffnet wurde die Woche der Brüderlichkeit 2013 am 03. März in Kassel. Das Motto lautet in diesem Jahr «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis». In unserem Thema auf ekkw.de haben wir Ihnen Informationen und Hintergründe rund um die Woche der Brüderlichkeit zusammengestellt.

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2013-03-06 11451

Bundesweite Eröffnung am 3. März in Kassel
Woche der Brüderlichkeit

 
Foto: Die Woche der Brüderlichkeit steht 2013 unter dem Motto «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis». Unser Foto zeigt einen Ausschnitt aus dem Plakat zur diesjährigen Woche der Brüderlichkeit. (Foto-Quelle: deutscher-koordinierungsrat.de) Die Woche der Brüderlichkeit steht 2013 unter dem Motto «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis». Unser Foto zeigt einen Ausschnitt aus dem Plakat zur diesjährigen Woche der Brüderlichkeit. (Foto-Quelle: deutscher-koordinierungsrat.de)

Seit 1952 veranstalten die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im März jeden Jahres die Woche der Brüderlichkeit. In allen Teilen des Landes werden aus diesem Anlass Veranstaltungen durchgeführt, um auf die Zielsetzung der Gesellschaften und auf ihr jeweiliges Jahresthema hinzuweisen. Eröffnet wurde die Woche der Brüderlichkeit 2013 am 03. März in Kassel. Das Motto lautet in diesem Jahr «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis». In unserem Thema auf ekkw.de haben wir Ihnen Informationen und Hintergründe rund um die Woche der Brüderlichkeit zusammengestellt.

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EKKW Aktuell 130301 Thema Woche der Brüderlichkeit: Großes Rahmenprogramm zur Woche der Brüderlichkeit 2013

Kassel (epd). Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Konzerten, Lesungen, Führungen und Gottesdiensten begleitete die bundesweite Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit am 3. März in Kassel. Die Veranstaltungen standen wie die Woche selbst unter dem Motto «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis», teilte Eveline Valtink, die evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Kassel, mit. Insgesamt gebe es in Kassel von Ende Januar bis Ende Juni rund 30 Veranstaltungen zu diesem Thema.

Die erste Veranstaltung fand bereits am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, statt. Um 20 Uhr gab die Gruppe «Helmut Eisel & JEM» in der Karlskirche ein Konzert unter dem Motto «More than Klezmer». Ein weiterer Punkt des Rahmenprogramms ist eine Ausstellung von Schülern eines Kasseler Gymnasiums mit dem Motto «Der Zukunft ein Gedächtnis» im Foyer des Kasseler Rathauses. Die Eröffnung war am 22. Februar.

Am 19. März um 19 Uhr referiert Esther Haß vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Kassel in der Synagoge über die Geschichte der Juden in Kassel und Nordhessen nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Am 16. April um 19 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion mit vier Vertretern des Christentums, des Judentums und des Islams im Evangelischen Forum zum Thema «Grenzen der Toleranz».

Offizielle Eröffnung am 3. März im Kasseler Staatstheater

Zur offiziellen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit am 3. März im Kasseler Staatstheater war unter anderem der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) anwesend. Die Buber-Rosenzweig-Medaille wurde an das Fritz Bauer Institut sowie an die Schriftstellerin Mirjam Pressler verliehen. Am Tag zuvor hatten Bischof Martin Hein, Weihbischof Karlheinz Diez sowie Sergey Lagodinsky von der Jüdischen Gemeinde Berlin im Kasseler Ständehaus eine christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier zelebriert. (18.01.2013)

2013-03-06 11460


Großes Rahmenprogramm zur Woche der Brüderlichkeit 2013

 

Kassel (epd). Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Konzerten, Lesungen, Führungen und Gottesdiensten begleitete die bundesweite Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit am 3. März in Kassel. Die Veranstaltungen standen wie die Woche selbst unter dem Motto «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis», teilte Eveline Valtink, die evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Kassel, mit. Insgesamt gebe es in Kassel von Ende Januar bis Ende Juni rund 30 Veranstaltungen zu diesem Thema.

Die erste Veranstaltung fand bereits am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, statt. Um 20 Uhr gab die Gruppe «Helmut Eisel & JEM» in der Karlskirche ein Konzert unter dem Motto «More than Klezmer». Ein weiterer Punkt des Rahmenprogramms ist eine Ausstellung von Schülern eines Kasseler Gymnasiums mit dem Motto «Der Zukunft ein Gedächtnis» im Foyer des Kasseler Rathauses. Die Eröffnung war am 22. Februar.

Am 19. März um 19 Uhr referiert Esther Haß vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Kassel in der Synagoge über die Geschichte der Juden in Kassel und Nordhessen nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Am 16. April um 19 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion mit vier Vertretern des Christentums, des Judentums und des Islams im Evangelischen Forum zum Thema «Grenzen der Toleranz».

Offizielle Eröffnung am 3. März im Kasseler Staatstheater

Zur offiziellen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit am 3. März im Kasseler Staatstheater war unter anderem der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) anwesend. Die Buber-Rosenzweig-Medaille wurde an das Fritz Bauer Institut sowie an die Schriftstellerin Mirjam Pressler verliehen. Am Tag zuvor hatten Bischof Martin Hein, Weihbischof Karlheinz Diez sowie Sergey Lagodinsky von der Jüdischen Gemeinde Berlin im Kasseler Ständehaus eine christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier zelebriert. (18.01.2013)


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Weitere Informationen zur Woche der Brüderlichkeit und zur diesjährigen Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille unter:

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Das Rahmenprogramm in Kassel zur Woche der Brüderlichkeit können Sie herunterladen:

EKKW Aktuell 130301 Thema Woche der Brüderlichkeit: Das Stichwort: «Woche der Brüderlichkeit»

Frankfurt a.M./Kassel (epd). Unter dem Motto «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis» steht in diesem Jahr die bundesweite «Woche der Brüderlichkeit». Sie wird von den im Deutschen Koordinierungsrat zusammengeschlossenen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vom 3. bis zum 10. März 2013 veranstaltet. Die zentrale Eröffnung hat am Sonntag in Kassel stattgefunden.

Bei der Eröffnungsfeier wird seit 1968 die Buber-Rosenzweig-Medaille für Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog verliehen. Die undotierte Auszeichnung haben in diesem Jahr die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler sowie das Frankfurter Fritz-Bauer-Institut erhalten. Seit einigen Jahren findet verbunden mit der «Woche der Brüderlichkeit» ein Treffen von Mitgliedern der Rabbinerkonferenzen, der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland statt.

Die Auszeichnung erinnert an die jüdischen Philosophen und Pädagogen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929). Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre gehören neben anderen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani, Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne), der Architekt Daniel Libeskind und der Dirigent Daniel Barenboim.

Die «Woche der Brüderlichkeit» ist eine Initiative der mittlerweile mehr als 80 deutschen Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Die ersten Gesellschaften entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg in der amerikanischen Besatzungszone. Nach dem US-Vorbild einer institutionalisierten Zusammenarbeit von Christen und Juden sollten die örtlichen Gesellschaften als Teil des Umerziehungsprogramms zu einem christlich-jüdischen Dialog beitragen und Antisemitismus vorbeugen.

Die ersten Gesellschaften entstanden 1948/49 in München, Stuttgart, Wiesbaden, Frankfurt am Main und Berlin. Die erste bundesweite «Woche der Brüderlichkeit» fand 1952 statt und wurde mit einer Rundfunkansprache des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eröffnet. Die christlich-jüdischen Gesellschaften wenden sich gegen alle Formen von Judenfeindschaft, religiösen Antijudaismus, Antisemitismus, Antizionismus, Rechtsextremismus sowie Diskriminierung aus religiösen, weltanschaulichen, politischen, sozialen und ethnischen Gründen. (01.03.2013)

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Das Stichwort: «Woche der Brüderlichkeit»

 

Frankfurt a.M./Kassel (epd). Unter dem Motto «Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis» steht in diesem Jahr die bundesweite «Woche der Brüderlichkeit». Sie wird von den im Deutschen Koordinierungsrat zusammengeschlossenen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vom 3. bis zum 10. März 2013 veranstaltet. Die zentrale Eröffnung hat am Sonntag in Kassel stattgefunden.

Bei der Eröffnungsfeier wird seit 1968 die Buber-Rosenzweig-Medaille für Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog verliehen. Die undotierte Auszeichnung haben in diesem Jahr die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler sowie das Frankfurter Fritz-Bauer-Institut erhalten. Seit einigen Jahren findet verbunden mit der «Woche der Brüderlichkeit» ein Treffen von Mitgliedern der Rabbinerkonferenzen, der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland statt.

Die Auszeichnung erinnert an die jüdischen Philosophen und Pädagogen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929). Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre gehören neben anderen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani, Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne), der Architekt Daniel Libeskind und der Dirigent Daniel Barenboim.

Die «Woche der Brüderlichkeit» ist eine Initiative der mittlerweile mehr als 80 deutschen Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Die ersten Gesellschaften entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg in der amerikanischen Besatzungszone. Nach dem US-Vorbild einer institutionalisierten Zusammenarbeit von Christen und Juden sollten die örtlichen Gesellschaften als Teil des Umerziehungsprogramms zu einem christlich-jüdischen Dialog beitragen und Antisemitismus vorbeugen.

Die ersten Gesellschaften entstanden 1948/49 in München, Stuttgart, Wiesbaden, Frankfurt am Main und Berlin. Die erste bundesweite «Woche der Brüderlichkeit» fand 1952 statt und wurde mit einer Rundfunkansprache des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eröffnet. Die christlich-jüdischen Gesellschaften wenden sich gegen alle Formen von Judenfeindschaft, religiösen Antijudaismus, Antisemitismus, Antizionismus, Rechtsextremismus sowie Diskriminierung aus religiösen, weltanschaulichen, politischen, sozialen und ethnischen Gründen. (01.03.2013)


EKKW Aktuell 130301 Thema Woche der Brüderlichkeit: Ausstellung über Religionsphilosophen Franz Rosenzweig in Kassel

Kassel (epd). Eine Ausstellung mit dem Titel «Ich bleibe also Jude...» über den jüdischen Religionsphilosophen Franz Rosenzweig (1886-1929) ist am Freitagnachmittag in Kassel eröffnet worden. Die Ausstellung gehöre zu den Eröffnungsveranstaltungen der «Woche der Brüderlichkeit», teilte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Kassel am Freitag mit. Gezeigt wird die Ausstellung in der Schaustelle des derzeit im Umbau befindlichen Kasseler Stadtmuseums in der Wilhelmsstraße.

Nach Angaben von Eva Schulz-Jander, katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Mitherausgeberin eines Buches über Rosenzweig, habe der Philosoph kurz vor einer Konversion zum Christentum gestanden. Er sei dann aber bewusst Jude geblieben und habe sich für eine Wiederbelebung des Judentums eingesetzt. Unter anderem gründete er in Frankfurt das Lehrhaus, das orthodoxen und liberalen Juden gleichermaßen offenstand. In Kassel erinnert die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität sowie die Franz-Rosenzweig-Gesellschaft weiterhin an den berühmten Sohn der Stadt.

Rosenzweig habe den jüdisch-christlichen Dialog zu einer Zeit praktiziert, als es einen solchen Austausch noch nicht gab, sagte der Philosoph Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, ebenfalls Mitherausgeber des Buches. Rosenzweig habe zeigen wollen, wie Juden und Christen aufeinander angewiesen seien.

Am 15. Mai wird es in der Ausstellung zu einer Diskussion zwischen dem Frankfurter jüdischen Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik und dem evangelischen Theologen und Judentumswissenschaftler Christian Wiese, Inhaber der Frankfurter Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, kommen. Thema wird das «Leipziger Nachtgespräch» zwischen Rosenzweig und seinen christlichen Freunden am 7. Juli 1913 sein, an dem diese ihn zur Konversion zum Christentum drängten. Rosenzweig hatte sich damals nach einer Bedenkzeit bewusst dafür entschieden, Jude zu bleiben. (01.03.2013)

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Ausstellung über Religionsphilosophen Franz Rosenzweig in Kassel

 

Kassel (epd). Eine Ausstellung mit dem Titel «Ich bleibe also Jude...» über den jüdischen Religionsphilosophen Franz Rosenzweig (1886-1929) ist am Freitagnachmittag in Kassel eröffnet worden. Die Ausstellung gehöre zu den Eröffnungsveranstaltungen der «Woche der Brüderlichkeit», teilte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Kassel am Freitag mit. Gezeigt wird die Ausstellung in der Schaustelle des derzeit im Umbau befindlichen Kasseler Stadtmuseums in der Wilhelmsstraße.

Nach Angaben von Eva Schulz-Jander, katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Mitherausgeberin eines Buches über Rosenzweig, habe der Philosoph kurz vor einer Konversion zum Christentum gestanden. Er sei dann aber bewusst Jude geblieben und habe sich für eine Wiederbelebung des Judentums eingesetzt. Unter anderem gründete er in Frankfurt das Lehrhaus, das orthodoxen und liberalen Juden gleichermaßen offenstand. In Kassel erinnert die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität sowie die Franz-Rosenzweig-Gesellschaft weiterhin an den berühmten Sohn der Stadt.

Rosenzweig habe den jüdisch-christlichen Dialog zu einer Zeit praktiziert, als es einen solchen Austausch noch nicht gab, sagte der Philosoph Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, ebenfalls Mitherausgeber des Buches. Rosenzweig habe zeigen wollen, wie Juden und Christen aufeinander angewiesen seien.

Am 15. Mai wird es in der Ausstellung zu einer Diskussion zwischen dem Frankfurter jüdischen Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik und dem evangelischen Theologen und Judentumswissenschaftler Christian Wiese, Inhaber der Frankfurter Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, kommen. Thema wird das «Leipziger Nachtgespräch» zwischen Rosenzweig und seinen christlichen Freunden am 7. Juli 1913 sein, an dem diese ihn zur Konversion zum Christentum drängten. Rosenzweig hatte sich damals nach einer Bedenkzeit bewusst dafür entschieden, Jude zu bleiben. (01.03.2013)


EKKW Aktuell 130301 Thema Woche der Brüderlichkeit: Drei Fragen an den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann

Frankfurt a.M. (epd). Die Shoah wird nach Überzeugung von Dieter Graumann nicht in Vergessenheit geraten, wenn es keine jüdischen Zeitzeugen mehr gibt. Die Erinnerung könne wachgehalten werden, wenn die Kinder der Holocaust-Überlebenden die Geschichten ihrer Eltern weitergeben, sagte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Gerät die Shoah allmählich in Vergessenheit, wenn die letzten jüdischen Holocaust-Überlebenden nicht mehr am Leben sind?

Graumann: Nein, diese Sorge teile ich überhaupt nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir Kinder von Shoah-Überlebenden in besonders hohem Maße die entsetzlichen Erlebnisse unserer Eltern in uns tragen. Ich war nicht im Holocaust, aber der Holocaust ist in mir. Gerade an uns, der zweiten Generation, wird es aber auch liegen, in Zukunft diese besonderen Gefühle weiterzugeben, indem wir davon erzählen. Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen.

epd: Können die nach dem Holocaust geborenen Nachkommen der Überlebenden die Erinnerung lebendig halten?

Graumann: Eli Wiesel sagte einmal: «Wer einem Zeitzeugen zuhört, wird selbst zu einem.» Ich glaube an diese besondere Wirkung. Deswegen meine ich, sollten wir alle, gerade auch Schulklassen und junge Menschen diese Gelegenheit nutzen, solange sie noch besteht. Eine derartige Authentizität ist einzigartig. Dennoch, ich denke, dass die zweite Generation die Erinnerung nicht nur lebendig halten, sondern auch weitergeben kann, so dass das Gedenken immer währt. Aber dazu bedarf es auch der Bereitschaft eines verantwortungsvollen Umgangs unserer ganzen Gesellschaft mit der Geschichte: vor allem zuhören zu wollen und daraus zu lernen, um es selbst besser zu machen. Diese Bereitschaft muss uns allen Verpflichtung sein.

epd: Wie sollte rund 70 Jahre nach dem Holocaust ein zeitgemäßes Gedenken aussehen?

Graumann: Wir müssen vielfältige Formen des Gedenkens entwickeln. Ich habe nichts gegen feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen. Gerade bei Jugendlichen sollten wir aber zusätzlich versuchen, eine Identifikationsbasis zu schaffen, also neben den von vielen als abstrakt empfundenen Zahlen und Daten auch Einzelschicksale beleuchten. Junge Leute, die beispielsweise recherchieren, was in der Nazi-Zeit in ihrer Nachbarschaft geschah, entwickeln häufig ein großes Interesse an der Geschichte. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch der Besuch eines Konzentrationslagers oder einer Gedenkstätte durch den authentischen Charakter ein besonderes Maß an Empathie schafft und zugleich gegen jeglichen Menschenhass immunisiert. (01.03.2013)

2013-03-20 11459

Wenn die Zeitzeugen nicht mehr da sind
Drei Fragen an den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann

 

Frankfurt a.M. (epd). Die Shoah wird nach Überzeugung von Dieter Graumann nicht in Vergessenheit geraten, wenn es keine jüdischen Zeitzeugen mehr gibt. Die Erinnerung könne wachgehalten werden, wenn die Kinder der Holocaust-Überlebenden die Geschichten ihrer Eltern weitergeben, sagte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Gerät die Shoah allmählich in Vergessenheit, wenn die letzten jüdischen Holocaust-Überlebenden nicht mehr am Leben sind?

Graumann: Nein, diese Sorge teile ich überhaupt nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir Kinder von Shoah-Überlebenden in besonders hohem Maße die entsetzlichen Erlebnisse unserer Eltern in uns tragen. Ich war nicht im Holocaust, aber der Holocaust ist in mir. Gerade an uns, der zweiten Generation, wird es aber auch liegen, in Zukunft diese besonderen Gefühle weiterzugeben, indem wir davon erzählen. Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen.

epd: Können die nach dem Holocaust geborenen Nachkommen der Überlebenden die Erinnerung lebendig halten?

Graumann: Eli Wiesel sagte einmal: «Wer einem Zeitzeugen zuhört, wird selbst zu einem.» Ich glaube an diese besondere Wirkung. Deswegen meine ich, sollten wir alle, gerade auch Schulklassen und junge Menschen diese Gelegenheit nutzen, solange sie noch besteht. Eine derartige Authentizität ist einzigartig. Dennoch, ich denke, dass die zweite Generation die Erinnerung nicht nur lebendig halten, sondern auch weitergeben kann, so dass das Gedenken immer währt. Aber dazu bedarf es auch der Bereitschaft eines verantwortungsvollen Umgangs unserer ganzen Gesellschaft mit der Geschichte: vor allem zuhören zu wollen und daraus zu lernen, um es selbst besser zu machen. Diese Bereitschaft muss uns allen Verpflichtung sein.

epd: Wie sollte rund 70 Jahre nach dem Holocaust ein zeitgemäßes Gedenken aussehen?

Graumann: Wir müssen vielfältige Formen des Gedenkens entwickeln. Ich habe nichts gegen feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen. Gerade bei Jugendlichen sollten wir aber zusätzlich versuchen, eine Identifikationsbasis zu schaffen, also neben den von vielen als abstrakt empfundenen Zahlen und Daten auch Einzelschicksale beleuchten. Junge Leute, die beispielsweise recherchieren, was in der Nazi-Zeit in ihrer Nachbarschaft geschah, entwickeln häufig ein großes Interesse an der Geschichte. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch der Besuch eines Konzentrationslagers oder einer Gedenkstätte durch den authentischen Charakter ein besonderes Maß an Empathie schafft und zugleich gegen jeglichen Menschenhass immunisiert. (01.03.2013)


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Den Zentralrat der Juden in Deutschland finden Sie im Internet unter:

EKKW Aktuell 130301 Thema Woche der Brüderlichkeit: Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

Von Jürgen Prause (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

Max Mannheimer hat als junger Mann unter anderem das KZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hochgekrempelt und den Schülern seine auf dem Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer 99728 gezeigt. Der heute 92-Jährige verlor fast seine ganze Familie in den Gaskammern. Der Mann mit dem weißen Haar, der in München lebt, ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees. Wenn er vom «größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte» erzählt, dann will er den Jugendlichen auch klar machen, dass es sich lohnt, für die Demokratie einzutreten.

Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese «stillen Helden» wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Buchautorin im Bundestag eine Rede anlässlich des Holocaust-Gedenktages halten.

Es gibt heute nur noch wenige Menschen wie Inge Deutschkron oder Max Mannheimer, die rund 70 Jahre nach dem Holocaust über ihre Verfolgung in der NS-Zeit erzählen können. In wenigen Jahren werden diese Zeitzeugen nicht mehr am Leben sein. Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, sieht im «allmählichen Verlöschen der Zeitzeugenschaft» einen «großen unersetzlichen Verlust». Mit dem Verschwinden der Zeitzeugen werden nach Überzeugung des Historikers die materiellen Zeugen der NS-Verbrechen wie die KZ-Gedenkstätten immer wichtiger.

Auch für den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für «vielfältige Formen des Gedenkens». Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. «Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen», sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen.

Die Sorge, dass die Shoah mit dem Verschwinden der Zeitzeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von Holocaust-Überlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die «Zeitzeugen der zweiten Generation», in der Pflicht, die Erinnerung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Emotionen ihrer Eltern weitergeben. «Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen, ist der Zentralrats-Präsident überzeugt. (01.03.2013)

2013-03-04 11458

Stimmen, die verstummen
Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

 

Von Jürgen Prause (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

Max Mannheimer hat als junger Mann unter anderem das KZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hochgekrempelt und den Schülern seine auf dem Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer 99728 gezeigt. Der heute 92-Jährige verlor fast seine ganze Familie in den Gaskammern. Der Mann mit dem weißen Haar, der in München lebt, ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees. Wenn er vom «größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte» erzählt, dann will er den Jugendlichen auch klar machen, dass es sich lohnt, für die Demokratie einzutreten.

Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese «stillen Helden» wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Buchautorin im Bundestag eine Rede anlässlich des Holocaust-Gedenktages halten.

Es gibt heute nur noch wenige Menschen wie Inge Deutschkron oder Max Mannheimer, die rund 70 Jahre nach dem Holocaust über ihre Verfolgung in der NS-Zeit erzählen können. In wenigen Jahren werden diese Zeitzeugen nicht mehr am Leben sein. Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, sieht im «allmählichen Verlöschen der Zeitzeugenschaft» einen «großen unersetzlichen Verlust». Mit dem Verschwinden der Zeitzeugen werden nach Überzeugung des Historikers die materiellen Zeugen der NS-Verbrechen wie die KZ-Gedenkstätten immer wichtiger.

Auch für den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für «vielfältige Formen des Gedenkens». Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. «Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen», sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen.

Die Sorge, dass die Shoah mit dem Verschwinden der Zeitzeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von Holocaust-Überlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die «Zeitzeugen der zweiten Generation», in der Pflicht, die Erinnerung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Emotionen ihrer Eltern weitergeben. «Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen, ist der Zentralrats-Präsident überzeugt. (01.03.2013)