Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 17 Apr 2007

Kassel (medio). Ein klares Bekenntnis zum verantwortlichen Umgang mit der Freiheit hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, im «Bischofschat» auf dem landeskirchlichen Internetserver ekkw.de abgelegt.

Gegenüber mehr als 30 Chattern plädierte der Bischof am Dienstagabend (17.04.) nicht zu sehr auf Verbote zu setzen: «Verbote sind Wegweiser und Grenzmarken, sie sind die ultima ratio, die letzte Möglichkeit», sagte der Bischof. Der Glaube an Christus befähige demgegenüber zur Freiheit, daher müsse man nicht alles sofort verbieten.

Der Bischof hatte unter dem Motto «Wie viele Verbote braucht der Mensch?» zu der Diskussion eingeladen und beantwortete die Fragen der Chatter im Sekundentakt: «Wie stehen Sie zum Rauchverbot in Gaststätten und zum Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen? Sollten PC-Killerspiele nicht verboten werden?» wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen und der Bischof antwortete ganz persönlich: «Ich habe früher geraucht und wenig Rücksicht darauf genommen, dass andere sich davon belästigt fühlten», bekannte Hein.

Inzwischen sehe er es als ein Gebot der Rücksicht, nicht in Gegenwart anderer zu rauchen und sie einzunebeln. Er unterstütze daher eine gesetzliche Regelung: «Ich möchte nicht, dass in öffentlichen Räumen geraucht wird, im Restaurant mag es Raucherecken geben, aber klar gekennzeichnet. Überall sonst bin ich der Meinung, dass man sich aus Rücksicht gegenüber anderen an ein Verbot halten sollte», sagte der Bischof. Das gelte auch für den Umgang mit Alkohol: «Es ist schrecklich zu sehen, wie Teenies beim Kampftrinken umkippen», sagte Hein. Im Zweifelsfall müsse es auch Verbote geben, die durchgesetzt werden können.

PC-Killerspiele verbieten / Umgang mit Internet einüben

«Wenn es gelänge, gegen die PC-Killerspiele ein Verbot durchzusetzen, wäre ich dafür», sagte Hein. Viel wichtiger als Verbote sei jedoch der verantwortliche Umgang mit der eigenen Freiheit: «Das Internet ist ein Raum der Freiheit und verlangt darum nach Verantwortung. Ich plädiere dafür, den Umgang mit diesem Medium einzuüben und Kinder und Jugendliche in die Lage zu versetzen, entscheiden zu können.» Medienpädagogik müsste Schulfach sein, forderte der Bischof.

Plädoyer für eine lebenswerte Gesellschaft, die keine Verbote braucht

 «Besser und lebenswerter wäre ohnehin eine Gesellschaft, die keine Verbote braucht», unterstrich Hein im Chat. Er warb bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich für eine «ideale Gemeinschaft» einzusetzen. Das brauche aber «Überwindung und Selbstdisziplin». Allgemein bedauert wurde im Chat, dass es immer weniger Vorbilder für diesen Weg gebe. Hein empfahl, nicht nach den großen unerreichbaren Idolen zu schauen, sondern sich selbst etwas vorzunehmen und nie alles auf einmal zu versuchen. Der Glaube an Christus mache eigenständig, daher könne jeder auch selbst seine Vorbilder finden, «bloß bitte keine Abziehbilder oder Schablonen», mahnte der Bischof. (17.04.2007)