Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 13 Sep 2010

Hofgeismar (epd/medio). Mit einem Symposion und einem evangelischen Gottesdienst mit orthodoxer Beteiligung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar hat die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) am vergangenen Wochenende ihre seit 20 Jahren währende Freundschaft zur Rum-Orthodoxen Kirche von Antiochia (Syrien und Libanon) gewürdigt.

Georg Richter mit Titel «Kirchenrat» geehrt, Wolfgang Hage und Annegret Schmidt mit Martinsmedaille ausgezeichnet

Während der Feierlichkeiten, an denen auch Erzbischof Abu Zakhem aus Homs (Syrien) und Archimandrit Hanna Haikal aus Berlin teilnahmen, zeichnete Bischof Martin Hein (EKKW) drei Personen aus, die in der Kirchenfreundschaft seit langem engagiert sind: Pfarrer i. R. Georg  Richter (Kassel) erhielt mit dem Titel «Kirchenrat» die höchsten Auszeichnung der Landeskirche; Prof. Dr. Wolfgang Hage (Marburg) und Studiendirektorin i. R. Annegret Schmidt (Hofgeismar) wurden vom Bischof mit der Martinsmedaille der Landeskirche ausgezeichnet, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit.

Richter sei in Anerkennung seines langjährigen Engagements in der Pflege ökumenischer Beziehungen der Landeskirche zur Rum-orthodoxen Kirche von Antiochia und dem ganzen Orient ausgezeichnet worden. Die Landeskirche wolle mit der Ernennung Richters als Kirchenrat insbesondere seine Initiative zur Begründung der Kirchenfreundschaft und deren jahrzehntelangen Moderation als Vorsitzender des landeskirchlichen Antiochia-Ausschusses würdigen, heißt es weiter. Hage und Schmidt  seien für ihr «langjähriges Engagement in der Pflege ökumenischer Beziehungen der Landeskirche zur Rum-orthodoxen Kirche von Antiochia» geehrt worden -  Annegret Schmidt außerdem für ihr Engagement im Vorstand der landeskirchlichen Büchereiarbeit.

Rum-Orthodoxe Kirche eines der ältesten Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen - Freundschaftliche Beziehungen seit 1992

Zwar gebe es offizielle freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Kirchen erst seit 1992, doch habe er schon lange zuvor erste Kontakte geknüpft, erläuterte Pfarrer Richter, der zu den Initiatoren der Freundschaft zählt. Auf dem Hintergrund seiner Tätigkeit als Pfarrer der deutschen Gemeinde in Beirut (1970-1976) habe er Ende der 80er Jahre zu Tagungen in die Akademie Hofgeismar eingeladen, um über die Lage der Christen im Nahen Osten zu informieren. Damals sei die Idee aufgekommen, eine Partnerschaft mit einer dortigen Kirche aufzunehmen, sagte er.

Die Wahl sei nach einigen Diskussionen schließlich auf die Rum-Orthodoxe Kirche gefallen. Er habe dann vor Ort weitere Gespräche geführt, die schließlich 1992 in der offiziellen Freundschaft beider Kirchen mündeten. Die heutigen Probleme der Kirche seien zum Teil die gleichen wir vor 20 Jahren, erläuterte Richter. So seien die orientalischen Kirchen immer noch stark von der Abwanderung junger Gemeindemitglieder ins Ausland betroffen. Eine von der Kirche geleitete Universität in Balamand im Nordlibanon versuche, dem durch Bildungsanstrengungen entgegenzuwirken.

Die schätzungsweise 800.000 Mitglieder zählende Kirche ist eines der ältesten Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen und hat als erste orthodoxe Kirche überhaupt freundschaftliche Beziehungen zu einer evangelischen Kirche aufgenommen. «Rum» ist die arabische Wiedergabe von «Rhomäisch», was «byzantinisch-griechisch» bedeutet. Somit handelt es sich bei der Kirche um das griechisch-orthodoxe Patriarchat arabischer Sprache. Derzeitiges Oberhaupt ist Patriarch Ignatius IV. Hazim. In Syrien gehören rund zehn Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche an, im Libanon sind es etwa 30 Prozent. (13.09.2010)

Zu den geehrten Personen:

Georg Richter wurde 1934 in Schlesien geboren. Seine Schuljahre verbrachte er zunächst in der Internatsschule Schulpforta in Naumburg/Saale und später an der Thomasschule in Leipzig. Im Juni 1953 floh er nach Westberlin. 1954 begann er mit dem Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Tübingen, das er an dem Russisch-Orthodoxen Institut St. Serge in Paris fortsetzte. 1960 legte er sein 1. Staatsexamen in Tübingen ab. Nach seiner Ordination im Jahr 1962 war er als Gemeindepfarrer in Kassel-Wehlheiden tätig. 1970 ging er als Pfarrer der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache nach Beirut. Das Einzugsgebiet dieser Pfarrstelle erstreckte sich über den Libanon hinaus auch auf Syrien, den Irak, Kuweit und Zypern. 1976-1984 war Richter Pfarrer in Baunatal-Kirchbauna und Baunatal-Hertingshausen, 1984-1992 in Kassel-Harleshausen. Von 1993 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998 war Georg Richter Studienleiter für Pfarrerfortbildung am Evangelischen Predigerseminar Hofgeismar. Nebenamtlich war Georg Richter Mitglied der Kammer für Mission und Ökumene der Landeskirche und des Orthodoxie-Arbeitskreises der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie Studienleiter an der  Evangelischen Akademie Hofgeismar für Kirchen und Theologie im Nahen Osten. Dem Antiochia-Ausschuss der Landeskirche stand er lange vor.

Wolfgang Hage, geboren 1935, ist emeritierter Professor für Kirchengeschichte. Er war von 1981 bis 2001 Professor an der Philipps-Universität Marburg. Er studierte von 1955 bis 1959 Evangelische Theologie in Bonn, Tübingen und Münster. Er war 1962 bis 1972 Assistent am Lehrstuhl für Ostkirchengeschichte der Theologischen Fakultät Marburg. Hier erfolgte auch 1964 die Promotion und 1971 die Habilitation für das Fach „Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung des christlichen Orients“. 1975 bis 1981 war er Professor für „Orientalische (insbesondere syrische) Kirchengeschichte“ an der Theologischen Fakultät Göttingen. Von 1981 bis 2001 war er Professor für Kirchengeschichte mit dem Schwerpunkt Ostkirchengeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. Wolfgang Hage war von 1996 bis 2004 Mitglied der Synode und seit 1970 bis zu seiner Emeritierung Prüfer bei den theologischen Examina der Landeskirche.  

Annegret Schmidt wurde 1937 geboren und wuchs in Eschwege auf. Nach dem Abitur studierte sie Anglistik und evangelische Theologie für das Lehramt an Gymnasien in Berlin, Göttingen und Marburg. Sie war Lehrerin in Kassel und Hofgeismar und ab 1980 Studiendirektorin als Fachleiterin für Evangelische Religion am Studienseminar I in Kassel. Seit 1999 ist Annegret Schmidt pensioniert.

Hintergund:

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