Bibeldruckpresse im Vorraum des Festsaals. Der Buchdruck machte eine Verbreitung der Bibel in allen Sprachen möglich. (alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Bibeldruckpresse im Vorraum des Festsaals. Der Buchdruck machte eine Verbreitung der Bibel in allen Sprachen möglich. (alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Aug 2018

Kassel (medio). Mit einem großen Jubiläumsfest feierte die Bibelgesellschaft Kurhessen-Waldeck am 31. August 2018 in Kassel ihr 200-jähriges Engagement in der Landeskirche. Dabei immer im Mittelpunkt: Menschen aller Altersgruppen das Lesen und Verstehen der Bibel nahe bringen und die Arbeit mit der Bibel in Kirchengemeinden und Einrichtungen fördern und unterstützen.

Doch neben dem großen Anlass ging es an dem Festtag, der im Kasseler Haus der Kirche ausgerichtet wurde, auch um dringliche Fragen nach der Aktualität der Bibel: Wie kann es gelingen, die alten Schriften in überzeugender Weise mit unserer Gegenwart zusammen zu bringen? Wie erschließen wir uns die Kraft der heiligen Texte? Welches Bibelverständnis ist hilfreich, wenn es um Orientierung in gesellschaftlichen Fragestellungen geht? Dazu hat die Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Hofgeismar ein umfangreiches Programm mit Festvortrag, Workshops und einem Gottesdienst in der Christuskirche in Bad Wilhelmshöhe zusammengestellt.

Festprogramm mit Vortrag, «lectio divina», Bibliolog und BasisBibel

Nach dem Auftakt hielt die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Prof. Dr. Julia Helmke (Fulda), den Hauptvortrag des Festtages zum Thema «Was glaubt denn ihr, wer ich sei? - Die Bibel und das Geheimnis ihrer unerschöpflichen Aktualität». Am Nachmittag boten ab 13.30 Uhr fünf Workshops Gesprächsmöglichkeit zu vielen Aspekten rund um die Bibel. So konnte mit Pastor Dr. Wolfgang Bittner (Berlin/Liestal) die «lectio divina» - ein altchristlicher Weg zur Kontemplation - ergründet werden, bei dem im Hören auf das Wort Gottes Impulse für das eigene Leben gewonnen werden können. Unter dem Motto «Sag was, Eva!» stellte Pastor Frank Muchlinsky (Frankfurt a. M.) das Bibliolog vor, eine Methode der interaktiven Auslegung biblischer Texte, bei der mehrere Menschen gemeinsam einen Text auslegen. Dr. Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart, beschäftigte sich mit der BasisBibel, einer neue Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert und Prof. Dr. Meinrad Walter (Freiburg) bot den Workshop «Klingende Exegese» mit Komponisten aller Epochen als Ausleger der Bibel an.

Parallel dazu wurde ab 10.30 Uhr ein Ganztagsworkshop «Bibel-Poetry-Slam» für Schülerinnen und Schüler angeboten. Unter der Leitung des deutschen Schriftstellers und Slam-Poeten Bastian («Bas») Böttcher aus Berlin haben sich die Jugendlichen poetisch mit Bibeltexten beschäftigt. Poetry-Slam ist ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden.

Festgottesdienst mit Bischof Martin Hein

Den Abschluss des Tages bildete ein Festgottesdienst in der Christuskirche, in dem der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, predigte. Die musikalische Leitung des Tages und des Gottesdienstes hatte Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum. Im Gottesdienst war zudem der Schlagwerk-Künstler Olaf Pyras zu hören. Schüler und Schülerinnen haben Texte aus dem «Bibel-Poetry-Slam»-Workshop vorgetragen.

Drei Fragen an...

Pfarrerin Dr. Heike Radeck ist Beauftragte für bibelgesellschaftliche Arbeit in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Wir haben Sie zur Bibel und ihrem persönlichen Bezug dazu gefragt. Die Fragen stellte Onlineredakteur Christian Küster.

Frau Dr. Radeck, es heißt ja, dass die Bibel das meist gedruckte und in die meisten Sprachen übersetzte schriftliche Werk der Welt ist. Wird die Bibel diesem Ruf immer noch gerecht?

Radeck: Von den Fakten her ja: Die vollständige Bibel ist jetzt in 674 Sprachen übersetzt (Stand März 2018). Das Neue Testament liegt in weiteren 1515 Sprachen vor und zumindest einzelne biblische Schriften sind in weiteren 1135 Sprachen erschienen. Damit gibt es in 3324 Sprachen mindestens ein Buch der Bibel. (Sprachforscher gehen von weltweit rund 7100 lebenden Sprachen aus.) Im vergangenen Jahr 2017 sind weltweit 38,6 Millionen gedruckte und digitale Bibeln verbreitet worden. Dabei war eine von fünf verbreiteten Bibeln eine digitale Bibelausgabe. Dies zeigt, dass viele Menschen Bibeln zunehmend in elektronischer Form auf ihren Mobilgeräten nutzen.

Welche Rolle die Bibel dann tatsächlich in einer Gesellschaft oder im individuellen Leben spielt, ist natürlich sehr unterschiedlich. Von meinem eigenen Arbeitsfeld her kann ich sagen: Ich treffe meist auf neugierige Menschen, die erstaunt sind, wie viel Lebenstaugliches es in der Bibel zu entdecken gibt. Und im Blick auf die Bedeutung der Bibel in anderen Ländern hat mich die Aussage eines jungen Nigerianers beeindruckt. Er sagt: «Ich brauche Brot, um leben zu können. Ich brauche die Bibel, um leben zu wollen.»

Warum sollte ich heutzutage eine Bibel haben?

Radeck: «...um leben zu wollen.» Um zu staunen über dieses Fenster in die Ewigkeit, das sie uns öffnen kann. Um oberflächlichen Trends eigene Sinnstiftung und Orientierung entgegensetzen zu können. Um die Logik vom Triumph des «Schneller, Größer, Besser» zu entlarven – und für die Wahrheit der Letzten, die die Ersten sein werden (Matthäus 19,30), einzutreten. Oder sie auch am eigenen Leib zu erfahren, wenn es um Wege durch Niederlagen und Scheitern hindurch geht.

Welche Bedeutung hat die Bibel für Sie ganz persönlich?

Radeck: Die Bibel ist meine spirituelle Heimat. Ihre Texte und Geschichten sind für mich wie Räume. Manchmal ist es nicht einfach, die Tür zu einem solchen biblischen Raum zu finden. Doch wenn ich sie gefunden habe, kann ich hinein gehen und immer neue Aspekte entdecken – für mich allein; gerne aber auch gemeinsam mit anderen!

Pfarrerin Dr. Heike Radeck

Sandweg 1
34576 Homberg (Efze)

Beauftragte für bibelgesellschaftliche Arbeit in der EKKW
(05681) 93949-93
(05681) 93949-19

Stichwort: Bibelgesellschaft Kurhessen-Waldeck

Die Bibelgesellschaft Kurhessen-Waldeck versteht sich als eine Einrichtung, die die Verkündigung des Evangeliums durch die Verbreitung von Bibeln und Bibelaktionen fördert. Die Gesellschaft entstand 2005 aus dem Zusammenschluss von drei ehemals selbstständigen kurhessischen Bibelgesellschaften in Kassel, Marburg und Hanau. Vorsitzender der Gesellschaft ist Dekan i.R. Rainer Staege (Marburg) und mit bibelgesellschaftlicher Arbeit in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck beauftragt ist Pfarrerin Dr. Heike Radeck (Homberg/Efze). (27.08.2018)

Download:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein im Wortlaut:

PDF-Dokument

Hintergrund:

Viel Wissenswertes rund um das Buch der Bücher finden Sie auf ekkw.de im Glaubensbereich:

Linktipp:

Weitere Informationen zum Jubiläumsprogramm und zur Bibelgesellschaft Kurhessen-Waldeck finden Sie im Internet unter:

bibelgesellschaft-ekkw.de