Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Dez 2011

Kassel (epd). Mehrere tausend Menschen haben am Samstagnachmittag in Kassel gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit demonstriert. Die nach Veranstalterangaben über 3.500 Demonstranten bildeten dazu eine Menschenkette vom Rathaus in die Kasseler Nordstadt, wo 2006 ein türkischstämmiger Besitzer eines Internetcafés ermordet worden war. Dringend tatverdächtig für diesen sowie insgesamt neun weitere Morde zwischen 2000 und 2006 ist die rechtsextreme Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund».

Auf einer anschließenden Kundgebung vor dem Rathaus betonte Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, dass die Bürger Kassels nicht bereit seien, menschenverachtende Ideologien zu dulden. «Toleranz gegenüber Intoleranz darf es nicht geben», sagte er.

Hein verwies auf die Bibel, in der gefordert werde, Flüchtlinge und Fremde ohne Diskriminierung aufzunehmen. Auch aus dem Liebesgebot Christi ergebe es sich, die Würde aller Menschen ohne Einschränkung zu achten und zu schützen. Hein forderte zudem eine zügige Aufklärung der Aktivitäten der rechten Terrorzelle. Dabei müsse auch das Versagen der zuständigen Behörden mit in den Blick genommen werden, betonte er.

Bekir Alboga, Leiter der Dialogabteilung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), kritisierte das Verhalten der deutschen Sicherheitsbehörden. Ein früheres Eingreifen der Sicherheitskräfte hätte viele Morde verhindern können. Die Muslime in Deutschland seien angesichts von Todeslisten, die in rechtsextremen Kreisen geführt würden, äußerst besorgt und lebten in einem Gefühl der Unsicherheit. «Es ist an der Zeit, Vielfalt zur Normalität werden zu lassen», forderte er.

Zu der Aktion hatte ein breites Bündnis von Stadt, Landkreis, Ausländerbeirat, Kirchen, jüdischer Gemeinde, Gewerkschaften und muslimischen Organisationen aufgerufen. (10.12.2011)

Impressionen

 

Download:

Lesen Sie hier die Ansprache von Bischof Martin Hein im Wortlaut:

PDF-Dokument