Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Mai 2017

Romrod/Darmstadt/Wiesbaden/Kassel (medio). Nach mehr als fünf Jahren Planung wurde am Sonntag (14. Mai) der Lutherweg 1521 im mittelhessischen Romrod bei Alsfeld offiziell eröffnet. Der 400 Kilometer lange Wander- und Pilgerpfad zwischen Worms und Eisenach, der auch das kurhessische Kirchengebiet durchquert, gilt als eines der zentralen Projekte zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Rund um die Romröder Schlosskirche und das Schlossmuseum an der Alsfelder Straße fanden am Sonntag Aktionen statt. Ab 14 Uhr wanderten Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, mit Bürgern eine erste Teilstrecke, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit. Um 15 Uhr folgte dann ein Festgottesdienst.

Teil eines 3.000 Kilometer langen Wegenetzes

Al-Wazir: Reformationsgeschichte erwandern

Bei der Eröffnung des Lutherwegs 1521 erklärte der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, dass Martin Luther die Geschichte geprägt habe «wie kaum ein anderer». Vieles von dem, was Deutschland heute ausmache, ließe sich auf ihn und seine Zeit zurückführen. Luthers Reise über Eisenach zum Wormser Reichstag und zurück auf die Wartburg sei «zugleich ein entscheidender Abschnitt seines Lebenswegs und der Reformation in Deutschland, der jetzt – fünf Jahrhunderte später – erfahrbar, oder besser gesagt: erwanderbar geworden ist». Al-Wazir: «Ich bin sehr sicher, dass viele Wanderer, Touristen und Geschichtsinteressierte kommen werden, um diesen Weg nachzuverfolgen. Deshalb haben wir das Projekt gerne mit rund 320.000 Euro unterstützt.»

Hein: Erbauung und Erholung finden

Für den Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, ist die Einrichtung des Lutherwegs 1521 «eine der schönsten Ideen, die im Rahmen der Lutherdekade und des Reformationsjubiläums entwickelt wurde». Hier werde Geschichte als «ein Erlebnis von Erbauung, Erholung und Bildung mit allen Sinnen» gestaltet und erfahrbar gemacht. Auf Luthers Spuren zu pilgern könne für denjenigen, der sich auf den Weg mache, zu einer «einzigartigen Begegnung» mit dem Reformator, mit Gott und einem selbst werden. Hein betont: «Pilgern ist – gut evangelisch – eine intensive Form des Gottesdienstes, wo das Erleben mit allen Sinnen und das Hören auf das Wort Gottes den eigenen Glauben neu bewusst werden lässt.»

Jung: Ruhe und Klarheit suchen

Der Lutherweg bietet nach Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung «die Chance, dass Menschen für sich selbst auch «Gott neu entdecken». Luther sei selbst zwar kein Pilger gewesen, aber ein Mensch, der «konsequent nach Gott gefragt und nach Gott gesucht hat». Heute machten sich viele Menschen gern auf Wander- oder Pilgerrouten auf den Weg, «um zu innere Ruhe zu finden und neue Klarheit zu gewinnen – über sich selbst, ihr Verständnis der Welt und über Gott». Für all das biete der Lutherweg 1521 jetzt «eine wunderbare Möglichkeit – gerade auch im Nachdenken über Martin Luther und seinen Weg», so Jung. Der Lutherweg ist für ihn «auch ein gelungenes Beispiel dafür, wie mit viel bürgerschaftlichem Engagement, öffentlicher und kirchlicher Unterstützung sowie der Hilfe von vielen Sponsoren aus einer glänzenden Idee ein gelungenes Projekt werden kann. Dafür danke ich allen Beteiligten».

Marx: Einzigartig in Deutschland

Der Vorsitzende des Vereins Lutherweg in Hessen e.V., der frühere Landrat des Vogelsbergkreises Rudolf Marx, erinnerte an das große bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement beim Aufbau der Strecke. Wegen der historischen Tragweite von Luthers Reise 1521 und im Vorfeld des Jubiläums zu 500 Jahre Reformation sei auf Initiative von Akteuren aus Kommunalpolitik, Geschichtsforschung und Kirchen die Idee eines Lutherwegs in Hessen als Pilger- und Wanderweg entwickelt worden. Seine Besonderheit und damit gleichzeitig sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber bestehenden deutschen Lutherwegen sei, «die zentrale Lage in Deutschland und die Ausrichtung an dem geschichtlichen Ereignis des Jahres 1521, der Reise zum Reichstag in Worms und zurück zur Wartburg».

Der jetzt fertig gestellte Lutherweg 1521 ist Teil eines rund 3.000 Kilometer umspannenden Wegenetzes quer durch Deutschland, das den Spuren des Reformators folgt. Als einer der wenigen Pfade deckt sich der heutige Streckenverlauf in weiten Teilen mit der historischen Route, die Martin Luther (1483-1546) zu seinem Gespräch bei Kaiser Karl V. in Worms und seiner anschließenden Flucht auf die Wartburg bei Eisenach im Jahre 1521 zurücklegte. Damals musste Luther auf dem Reichstag öffentlich Rechenschaft über seine neuen Glaubensüberzeugungen ablegen.


Quer durch Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz

Der Lutherweg 1521 führt von Eisenach in Thüringen über Bad Hersfeld und Alsfeld Richtung Friedberg, Frankfurt und Rüsselsheim nach Oppenheim in rheinland-pfälzisches Gebiet, um dann in Worms zu enden. Die Strecke durchquert dabei elf Kreise und Städte. Sie folgt vor allem alten Handelsrouten, die auch Martin Luther auf seiner Reise nutze.

Kirchen und Kommunen erhoffen sich neben einer Belebung des regionalen Tourismus auch eine erhöhte Aufmerksamkeit für historische Fragen und das Leben Martin Luthers. Das Land Hessen unterstütze den Lutherweg 1521 mit über 300.000 Euro. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau half mit 30.000 Euro und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck trug 15.000 Euro bei. Daneben engagierten sich viele Sponsoren wie Kreditinstitute sowie Kommunen entlang des Weges. (15.05.2017)

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Linktipp:

Weitere Informationen zum Lutherweg finden Sie unter:

lutherweg1521.de

Download:

Lesen Sie hier das Grußwort von Bischof Martin Hein zur Eröffnung des Lutherwegs in Hessen:

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