Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Feb 2012

Hofgeismar (medio/epd). Die Nahostkonferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat gegen die Anwendung von Gewalt protestiert. Mit dem Aufruf «Im Namen Gottes darf es keine Gewalt mehr geben» endete am Montag (27.2.) in Hofgeismar die Konferenz, an der erstmals auch jüdische Teilnehmer beteiligt waren. Während der Konferenz hatten sich die Theologinnen und Theologen aus aller Welt ausführlich mit dem biblischen Buch Josua beschäftigt, mit dem jüdische und christliche Fundamentalisten oft die jüdischen Ansprüche auf Palästina begründen. Aber auch für die mit Gewalt durchsetzte Geschichte des Kolonialismus habe das Buch oft als Rechtfertigung herhalten müssen, heißt es in dem Aufruf.

Zum Auftakt gab die Landeskirche am 23. Februar einen offiziellen Empfang im Gästehaus der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Der Direktor des Evangelischen Predigerseminars, Dr. Manuel Goldmann, begrüßte die internationalen Gäste aus Brasilien, USA, Japan, Tansania, Israel und den Palästinensergebieten, berichtete Pfarrer Eric Weidner (Marburg) gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio!». Bischof Prof. Dr. Martin Hein und der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland, Martin Schindehütte, zeigten sich erfreut darüber, Gastgeber der Konferenz sein zu können. Bischof Hein stellte im Verlauf des Abends den Gästen die Landeskirche vor und präsentierte typische Speisen aus der Region, so Weidner weiter.

 

Von Freitag bis Montag stand das Thema «Gewalt» in Bibel, Christentum und Judentum im Mittelpunkt der Beratungen. Leitfrage war, so Pfarrer Weidner, ob eine Geschichte, wie die Eroberung Jerichos (Josua 6), Gewalt im Namen Gottes rechtfertigen könne? Dabei hätten die Teilnehmer immer die Sichtweise ihrers Heimatlandes eingebracht. So berichtete u.a. Dr. Mary Mikhael aus dem Libanon: «Im Jahr 2006 arbeitete ich an einer Bibelarbeit zur Eroberung von Jericho. Gerade da begann Israel unser Land zu bombardieren.» Ein evangelischer Teilnehmer aus Bethlehem argumentierte aus seiner palästinensischen Sicht: «Jüdische Siedler nehmen uns Palästinensern Land weg. Wenn sie das mit biblischen Texten wie dem Josua-Buch begründen, rauben sie uns auch ein Stück unserer Glaubensgrundlage.» Er berichtete von Kontrollen und Demütigungen an «Checkpoints» beim Übergang nach Israel. In diesem Zusammenhang erinnerten die deutschen Teilnehmer betroffen an die «Checkpoints» der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Der katholische Pater Jamal aus Betlehem spitze die Ansichten der Teilnehmenden zu: «Wir alle lesen Bibeltexte unterschiedlich und das ist gut so. Deshalb wehren wir uns gegen fundamentalistische Bibelausleger, die nur ihre Ansicht gelten lassen», berichtete Pfarrer Weidner weiter. Der jüdische Berliner Rabbi Ben-Chorin war bei den Schilderungen der Palästinenser ebenso betroffen wie die christlichen Teilnehmer und betonte: «Wir sind uns einig, dass die Bibel nicht benutzt werden darf, um Gewalt und Unterdrückung zu rechtfertigen.» Und die Palästinenser hielten fest: «Die Menschen sind müde von diesem Konflikt – Palästinenser und Israelis.» (05.03.2012)

Impressionen vom Empfang der Landeskirche

(Fotos: Anne Hamburger / Jörn Degenhardt, 2. Reihe: Predigerseminar)

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