Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Okt 2009

Berlin/Fritzlar (epd/medio). Die Zahl der psychisch erkrankten Bundeswehrsoldaten nach Auslandseinsätzen ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Im ersten Halbjahr 2009 erhöhte sich die Zahl der registrierten Fälle einer Posttraumatischen Belastungsstörung um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien bei 163 Soldaten, die im Kampfeinsatz waren, psychische Probleme festgestellt worden, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Die höhere Fallzahl habe auch mit der Erhöhung der Mandatsobergrenze in Afghanistan von 3.500 auf 4.500 Soldaten zu tun, erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe.

Aber auch für die Soldatinnen und Soldaten, die zu einem Auslandseinsatz entsendet werden, ist die Situation nicht einfach. Angst sei immer ein Thema, so der evangelische Militärseelsorger Jochen Sennhenn aus Fritzlar gegenüber medio. Sennhenn betreut u.a. Soldaten aus dem mittelhessischen Schwarzenborn, von wo aus Ende September siebzig Männer und Frauen nach Afghanistan aufgebrochen sind. Der Seelsorger war selbst vier Monate in Afghanistan und kennt die Situation vor Ort: «Die Frage nach der eigenen Endlichkeit stellt sich für einen Militärpfarrer dort noch einmal in einer anderen Qualität als hier im beschaulichen Nordhessen wenn man merkt, dass es da Menschen gibt, die einem nach dem Leben trachten.»

Bei seinem Aufenthalt hat Sennhenn das Leben in einem Militärlager hautnah erfahren und kennt auch die Wünsche der Soldatinnen und Soldaten: «Die Soldaten wünschen sich Unterstützung. Sie wünschen sich, dass das, was sie tun, auch in der Gesellschaft diskutiert wird.» Und das solle nicht ausschließlich dann geschehen, wenn Einätze erst in der gesellschaftlichen Diskussion auftauchen, wenn «mal wieder etwas passiert ist». Der Wunsch sei groß, dass dies generell geschehe, so der Pfarrer. (09.10.2009)