Glasmaler Stephan Lübbers mit einem der Glasfenster der Welleröder Kirche. Seine Firma bringt die Fenster der Kirche im Kirchenkreis Kaufungen wieder in Ordnung. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Glasmaler Stephan Lübbers mit einem der Glasfenster der Welleröder Kirche. Seine Firma bringt die Fenster der Kirche im Kirchenkreis Kaufungen wieder in Ordnung. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Mär 2023

Wellerode. Was die eigentliche Arbeit angeht, ist es kein Unterschied, ob ein Fenster in einer weltberühmten oder in einer kleinen Dorfkirche zu restaurieren ist. So sagt es Glasmaler Stephan Lübbers und er weiß, wovon er spricht. Denn seine Fünf-Mann-Firma «Die Glasmaler» bringt gerade die Fenster der Kirche in Wellerode (Kirchenkreis Kaufungen) in Ordnung. Aber in der Werkstatt in Borchen bei Paderborn liegen auch vier Fenster aus Notre Dame de Paris. Die weltbekannte Kirche war 2019 bei einem Großbrand schwer beschädigt worden und soll so wiederaufgebaut werden, dass sie aussieht wie vor dem Feuer.

Nach dem Feuer, erzählt Lübbers, startete der damalige Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Armin Laschet, eine Hilfsaktion für Notre Dame. So kam die Kölner Dombauhütte ins Spiel, die ihrerseits immer wieder mit «Die Glasmaler» zusammenarbeitet. So ein Auftrag sei schon ein Höhepunkt seiner über 30 Jahre in dem Beruf, erzählt Lübbers: «Auf Notre Dame guckt die ganze Welt.» Doch auch Aufträge im Kölner Dom seien immer etwas Besonderes. 

Aber das Handwerk, und ein solches ist die Glasmalerei nach wie vor, ist dasselbe, ob in Paris, in Köln oder eben in Wellerode. Dort fiel Kunstreferent Dr. Götz Pfeiffer im Jahr 2017 auf, dass mit den Fenstern etwas nicht stimmte, erzählt Pfarrerin Julia Freiburger. Die Fenster saßen nicht mehr fest im Mauerwerk, einzelne kleine Glasbausteine waren herausgebrochen - offenbar hatte es auch Steinwürfe gegeben. So waren kleinere Flächen oft notdürftig durch einfaches Fenster- oder auch Plexiglas ersetzt worden. Die Abweichungen von den Originalfenstern, die vor 120 Jahren eingebaut wurden, waren ziemlich groß.

So eine aufwendige Arbeit kostet Geld, also machte sich die Kirchengemeinde Gedanken, wie sie Spenden einwerben konnte. Pfarrerin Freiburger griff nun auf das Wissen zurück, das sie in einer Fortbildung für Fundraising (Neudeutsch für Spendenwerbung) gesammelt hatte. Ein Problem war, dass die Schäden an den Fenstern nicht auf den ersten Blick sichtbar waren. Also setzten Pfarrerin und Förderkreis auf Information und Sensibilisierung, darunter ein Video, das man bei Youtube anschauen kann. Das Motto hieß damals: «Manchmal packt man etwas an, auch wenn man es nicht sehen kann.» Mit vielen kreativen Aktionen vom Spendenlauf, bei dem die Teilnehmenden 1.500mal um die Kirche rannten, über Mal-Aktionen bis zum Verkauf von Kirchenfenster-Plätzchen wurden Spenden gesammelt. 

Im Video stellt die Kirchengemeinde ihre Kirche vor. (Video: Kirchengemeinde Wellerode)

Auf 7.000 bis 10.000 Euro hatten die Verantwortlichen gehofft, dann wäre zumindest ein Teil der Arbeiten finanziert gewesen. Denn allein die Restaurierung der drei größten Fenster war mit 17.000 Euro veranschlagt. Mehr als 40 Fensterelemente gibt es in der Kirche. In den Hochfenstern sind die Apostel Petrus und Paulus zu sehen, in der Rosette ist eine Jesusdarstellung der Blickfang. Die Gesamtkosten für alle fünf Bauabschnitte wurden auf 67.000 Euro beziffert. 

Das Echo war groß, berichtet die Pfarrerin. Es zeigte sich, dass viele Welleröder ein Herz für ihre Kirche haben; auch solche, die nicht Mitglied sind. Vereine, Parteien, lokale Firmen und die politische Gemeinde - alle wollten, dass die Fenster wieder strahlen. «Es gibt ein kirchliches Heimatgefühl – unabhängig von der Konfession», erläuterte Freiburger. Auch Menschen, die in der Kirche getraut wurden oder deren Kinder dort getauft sind, spendeten gern. Und so kamen tatsächlich satte 36.100 Euro in die Spendenkasse. Das, sagt Freiburger, habe nicht nur viel Spaß gemacht, sondern die Gemeinschaft im Dorf auch enger zusammengebracht. 

Kirchenerhaltungsfonds der EKKW für das Jahr 2022 - Verleihung 2023

Die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinde Wellerode - Stiftung Kirchenerhaltungsfonds belohnt am 28.2.2023 bei Feierstunde in Kassel Gemeinden für ihren Einsatz für Kirchengebäude. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Dieses Ergebnis wurde dann beim Kirchenerhaltungsfonds der Landeskirche eingereicht, der den Betrag verdoppelt. So reicht das Geld nun, um alle Fenster in Schuss zu bringen. Nach Ostern kommen die großen Fenster in die Werkstatt nach Borchen, wo Stephan Lübbers und seine Kollegen loslegen. Dabei gehe es immer darum, möglichst viel alte Substanz zu erhalten. Kleine Löcher zum Beispiel werden geklebt, fehlende Stücke werden mit eigens angefertigten kleinen Glasstücken ergänzt. Am Ende sehe es dann so aus, als sei dort nie etwas anderes gewesen, sagt der Glasmaler. Sein Betrieb ist auf Fenster mit Bleiverglasung spezialisiert. Kirchenfenster gebe es schon seit 1.000 Jahren und sein Handwerk habe sich in all der Zeit nicht sehr verändert, Maschinen würden kaum eingesetzt. Eine Ausnahme sind die Öfen, in denen das Glas gebrannt wird. Diese seien heute präziser als in früheren Zeiten. Damals sei es vorgekommen, dass die Öfen zu kalt oder zu heiß waren, dann hielt die Farbe an den Fenstern nicht so lange. 

Stephan Lübbers bewundert die Kunstfertigkeit der Menschen, die vor 120 Jahren oder vor noch längerer Zeit, Kirchenfenster schufen und einsetzten: «Die konnten das wirklich.» Und das galt in Paris genauso wie in Wellerode.  (06.03.2023) 

Linktipp:

Die Evangelische Kirchengemeinde Wellerode finden Sie im Internet unter:

kirchengemeinde-wellerode.de

Hintergrund:

Lesen Sie hier, welche Kirchengemeinden die Stiftung Kirchenerhaltungsfonds 2023 noch bei Kirchensanierungen unterstützt: