Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 02 Dez 2011

Niedergründau (epd). Der evangelische Motorradpfarrer für Hessen, Ruprecht «Rupi» Müller-Schiemann, hat nach 26 Jahren in der Motorradfahrerseelsorge am Sonntag seinen letzten Gottesdienst im Amt gefeiert. Der 62-Jährige wurde in der Bergkirche von Niedergründau bei Gelnhausen von der kurhessischen Referentin für Sonderseelsorge, Pfarrerin Nicola Haupt, in den Ruhestand verabschiedet. In der Bergkirche hatte Müller-Schiemann 30 Mal das «Anlassen» der Motorräder im Frühjahr mit Tausenden von Teilnehmern gefeiert.

Nachfolger wird nach Kirchenangaben ab Beginn nächsten Jahres Pfarrer Thorsten Heinrich (48), der ebenfalls eine halbe Personalstelle für die Dauer von fünf Jahren von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu gleichen Teilen finanziert bekommt. Heinrich ist ab 15. Dezember mit der anderen Hälfte seines Dienstes Gemeindepfarrer in Hofheim-Diedenbergen (Main-Taunus-Kreis). Zuvor war er Pfarrer in Westerburg (Westerwaldkreis) und gestaltete Motorradgottesdienste im Dekanat Marienberg. Außerdem war er Gründungsmitglied der Ökumenischen Notfallseelsorge im Westerwald.

Der in der Uckermark geborene Müller-Schiemann studierte evangelische Theologie in Berlin, München und Marburg. Von 1978 bis 1992 war er Gemeindepfarrer in Nidderau-Windecken (Main-Kinzig-Kreis), danach Schulpfarrer in Hanau und seit 2007 Seelsorger an den Rehakliniken in Bad Orb. Mit der Motorradfahrerseelsorge wurde Müller-Schiemann 1985 in der EKKW mit einer Viertel-Personalstelle beauftragt, dazu seit 2002 mit einer weiteren Viertel-Personalstelle auch durch die EKHN.

Müller-Schiemann brachte die Idee der Motorradfahrer-Gottesdienste von Hamburg nach Hessen und veranstaltete das erste «Anlassen» mit dem «Rockerpfarrer» Bernd-Jürgen Hamann 1981 in Büdingen. Die Popularität des kirchlich begleiteten Saisonbeginns wuchs ständig, so dass sich mittlerweile rund 30.000 Motorradfahrer im Frühjahr bei Niedergründau treffen. «Die Wirkung des Gottesdienstes trägt eine ganze Saison lang», sagte der Pfarrer dem epd. Nicht nur in geistlicher, sondern auch in praktischer Hinsicht: «Die Motorradfahrer fühlen sich wertgeschätzt und fahren weniger riskant und aggressiv.»

Die Motorradfahrer würden als Randgruppe im Straßenverkehr und in der Gesellschaft angesehen, bedauerte Müller-Schiemann. Dabei seien sie gesellige Menschen und dächten oft über Sinn und Ziel des Lebens nach. «Es sind hochmotivierte Menschen, die ein starkes Interesse an religiösen Fragen haben und bereit sind, innezuhalten und sich zu fragen, ob sie alles richtig machen», sagte der Pfarrer. (05.12.2011)