Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 04 Mär 2011

Kassel/Fulda (epd). In einem gemeinsamen offenen Brief haben sich der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, und der katholische Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, gegen eine Freigabe der Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. «Eine Auswahl von gewünschten Menschen, die gewollt werden, weil sie gesünder sind als andere, schränkt die umfassende Anerkennung ein, die uns durch Gott geschenkt ist», schreiben die Bischöfe in ihrem am Freitag (4.3.) veröffentlichten Brief.

Die PID diene dazu, Embryonen mit einem Gendefekt auszumustern und nur einen erbgesunden Embryo in den Mutterleib zu übertragen, erläutern die Bischöfe. Ein genetisch belasteter Embryo müsse sterben. Damit versage die PID aber dem menschlichen Leben eine unbedingte Anerkennung von Anbeginn an. Vielmehr mache sie diese Anerkennung von einer Gesundheitsprognose abhängig. Menschenwürde besäße der Mensch in diesem Fall nicht mehr grundsätzlich, sondern nur noch unter gewissen Bedingungen. «Wir treten dafür ein, dass das Leben, wie es mit seinen schönen und schweren Seiten aus Gottes Hand kommt, allen Menschen offen stehen soll», so die beiden Bischöfe.

Hein und Algermissen weisen ferner darauf hin, dass die Umgehung von Leid durch die PID bei denen Leid erzeugen könne, die von Erbkrankheiten betroffen sind. Diese müssten fortan mit der Vermutung leben, eigentlich nicht lebenswert zu sein. Mittelfristig könne sich so das Bild vom Menschen in der Gesellschaft nachteilig verändern. «Es wachsen gesellschaftliche Erwartungen, dass Krankheit nicht sein darf, wenn man sie prognostisch vermeiden könnte», warnen die Bischöfe. Dies könne mittelfristig dazu führen, dass behinderte Menschen abschätzig beurteilt würden.

Beide Bischöfe appellieren an die Bundestagsabgeordneten, die in den kommenden Monaten über die Zulassung der PID entscheiden müssen, sich in dieser Frage gewissenhaft ein eigenes Urteil zu bilden. «Wir glauben fest daran, dass das entschiedene Eintreten von Christen für die unbedingte Anerkennung menschlichen Lebens und menschlicher Würde von Anfang an zu Gesetzen führt, die allen Menschen dienen», schreiben Algermissen und Hein.

Bei der Präimplantationsdiagnostik werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor dem Einpflanzen in den Mutterleib auf Erbkrankheiten gentechnisch untersucht. Mit dem Verfahren, das eine Selektion der Embryonen ermöglicht und so die Weitergabe genetischer Erbkrankheiten verhindern soll, können aber auch das Geschlecht und weitere Merkmale untersucht werden. Eine Neuregelung steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli 2010 das bisherige Verbot gekippt hat. (04.03.2011)

Im Wortlaut:

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