Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Nov 2014

Vacha/Philippstahl (medio/epd). Vier Kirchen aus zwei Ländern feierten am 9. November einen Ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls in Vacha (Thüringen).

Geleitet wurde der Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche gemeinsam von Bischof Prof. Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), von Regionalbischof Diethard Kamm von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Bischof Heinz Josef Algermissen vom Bistum Fulda und Weihbischof Dr. Reinhard Hauke vom Bistum Erfurt.

Der evangelische Thüringer Regionalbischof Diethard Kamm sagte in seiner Predigt, die überraschende Grenzöffnung vor 25 Jahren sei ohne die neue Politik Gorbatschows, ohne die Solidarnosc-Bewegung in Polen und ohne die Charta 77 in der CSSR «so nicht möglich gewesen». Er sei dankbar, «dass der Ruf 'Keine Gewalt' in diesen Tagen und Wochen getragen hat».

Kamm betonte, in der heutigen Gesellschaft sei das biblische Motto der friedlichen Revolution, «Suchet der Stadt Bestes», eine Aufforderung zum Einmischen. «Das Wort Gottes ist nun einmal nicht unpolitisch, wenn es um das Heil und das Wohl der Menschen geht.» Christen müssten sich für Gerechtigkeit und Bildung für alle ebenso einsetzen wie für Flüchtlinge oder die bedrohte Umwelt.

An dem Gottesdienst nahmen unter anderem auch die Ministerpräsidenten von Hessen und Thüringen, Christine Lieberknecht und Volker Bouffier (beide CDU), die Landtagspräsidenten sowie die Bürgermeister aus Vacha und Philippsthal teil. Der Gottesdienst, der den Auftakt für ein thüringisch-hessisches Bürgerfest bildete, stand unter dem Psalmwort «Du führst mich hinaus ins Weite».

Kranzniederlegung und Schweigeminute

Dem Gottesdienst schloss sich ein gemeinsamer Gang zur «Brücke der Einheit» an. Angeführt wurde der Zug von den Bischöfen und Ministerpräsidenten sowie einer Bergmannskapelle. Während einer gemeinsamen Gedenkfeier am Fuß der Brücke wurde ein Kranz niedergelegt - nach einer Schweigeminute spielte das Polizeimusikkorps Thüringen die Nationalhymne und das Kirchenlied «Nun danket alle Gott».

Im Anschluss folgte ein gemeinsamer Grenzspaziergang zum Schloss nach Philippsthal, musikalisch umrahmt von Bergmannskapellen und begleitet von Trachtenvereinen aus Thüringen und Hessen. Danach wurde ein thüringisch-hessisches Bürgerfest im Schlosspark eröffnet.

ARD-Sondersendung live aus dem Schlosspark in Philippsthal

Am Abend übertrug die ARD live aus dem Schlosspark in Philippsthal eine Sondersendung mit dem Titel «Ein Land wird eins». Im Programm war u.a. auch eine Podiumsdiskussion mit prominenten Gästen zu denen auch Henry Maske, Achim Menzel und Wolke Hegenbarth gehörten, teilte die Stadt Vacha mit.

Stichwort «Brücke der Einheit»

Der Ort Vacha lag in der DDR im Schatten von Mauer und Stacheldraht. Vacha war bis zum 11. November 1989 durch Mauern und Zäune auf Thüringer Seite sowie durch Sperranlagen der DDR im Grenzfluss Werra hermetisch vom Nachbarort Philippsthal in Hessen abgeriegelt.

Direkt hinter dem Vacharer Pfarrhaus befindet sich die historische Werrabrücke von 1342, auf die DDR-Grenzer einen bedrohlichen Beobachtungsturm aufgesetzt hatten. Durch ein Haus am anderen Ufer der Werra im Hessischen verlief die innerdeutsche Grenze. (09.11.2014)

Linktipp:

Weitere Informationen zum thüringisch-hessisches Bürgerfest am 9. November finden Sie unter:

25-jahre-grenzoeffnung.philippsthal.de