Ministerpräsident Volker Bouffier zeichnet Prof. Dr. Martin Hein mit der Wilhelm Leuschner-Medaille 2020 aus. (Foto: Hessische Staatskanzlei / J. Grom)

Ministerpräsident Volker Bouffier zeichnet Prof. Dr. Martin Hein mit der Wilhelm Leuschner-Medaille 2020 aus. (Foto: Hessische Staatskanzlei / J. Grom)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 14 Jun 2021

Kassel/Eltville im Rheingau (medio). Der ehemalige Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Martin Hein, wurde am Samstag (3.7.) mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt. Damit erhielt Hein, der von 2000 bis 2019 Bischof der EKKW war, die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Er habe «in den vergangenen 20 Jahren als wichtiger Brückenbauer zwischen Kirche und Staat fungiert», begründete Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier seine Entscheidung. Heins Worte und Meinungen zu politischen, kirchlichen, sozialen sowie gesellschaftlichen Fragen seien gehört und geschätzt worden, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. Zudem sei der emeritierte Bischof einer der Pfeiler für den fruchtbaren Dialog zwischen der hessischen Landesregierung und den Kirchen gewesen, so der Ministerpräsident.

Dank im Namen der Landeskirche für großes Engagement

Die Verleihung fand im Kloster Eberbach statt. Unter den Gratulantinnen und Gratulanten ist auch Heins Amtsnachfolgerin, Bischöfin Dr. Beate Hofmann. Sie dankte Hein im Namen der Landeskirche für sein großes Engagement. Als «überzeugter und überzeugender Vertreter der Volkskirche» sei Hein an den verschiedenen Stationen seines Dienstes der Dialog mit kommunalen und staatlichen Stellen stets eine Herzensangelegenheit gewesen. «Als Bischof unserer Landeskirche erhoben Sie Ihre Stimme, um eine klare und profilierte evangelische Position in die politische Diskussion einzubringen», so die Bischöfin in ihrem Gratulationsschreiben.

Hein sei in vielen Bereichen als profilierter Gesprächspartner geschätzt und aufgrund seiner hohen Expertise zur Mitarbeit aus kirchlicher Perspektive berufen worden. Hofmann hob dabei seine Mitgliedschaft im Deutschen Ethikrat, in der Hessischen Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum oder im Rat für Digitalethik des Landes Hessen hervor. Zudem benannte sie Heins Engagement in Fragen der Stadtentwicklung und der besonderen Gestalt der Kirche in der Stadt. So wirke Hein noch als emeritierter Bischof in der Leitung des Klimaschutzrates der Stadt Kassel.

In seiner Amtszeit als Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck habe Hein durch eine «kluge Personalpolitik» zur Gleichstellung von Frauen und Männern in den kirchlichen Leitungsämtern beigetragen. Zudem hätten seine differenzierte Sicht des Islam und die Zusammenarbeit mit muslimischen Gemeinden wichtige Impulse zum Gespräch der Religionen in unserem Land und zur Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen gegeben. «In Ihrem letzten Amtsjahr leisteten Sie einen wichtigen und öffentlich deutlich wahrgenommenen Dienst als Seelsorger an der Familie des ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke und setzten als Prediger ein deutliches Signal gegen rechte Gewalt und Rassismus», betonte Bischöfin Hofmann.

Einsatz für demokratische Gesellschaft

Ministerpräsident Volker Bouffier zeichnete am Samstag neben Hein auch Norbert Kartmann, Andreas von Schoeler und Minka Pradelski mit der Wilhelm Leuschner-Medaille 2020 aus – und damit «vier Persönlichkeiten, die sich in höchstem Maße für die demokratische Gesellschaft eingesetzt haben» – ganz im Geiste Leuschners: Wilhelm Leuschner war einer der wichtigsten hessischen Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime. 

Zur Person: 

Martin Hein war von 1982 bis 2000 im Pfarrdienst der EKKW tätig. Von 1995 bis 2000 fungierte der Theologe und Ethiker als Dekan des Kirchenkreises Kassel-Mitte. In den darauffolgenden 19 Jahren amtierte er als Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Von 2014 bis 2018 wirkte er außerdem als Mitglied im Deutschen Ethikrat mit.

Stichwort: Wilhelm-Leuschner-Medaille

Mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille werden Personen geehrt, die sich im Geist des Namensgebers hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtungen erworben haben. Leuschner war einer der wichtigsten hessischen Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde der Gewerkschafter und ehemalige hessische Innenminister zum Tode verurteilt und am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Verleihung der Medaille findet traditionell am 1. Dezember, dem Hessischen Verfassungstag, statt, musste coronabedingt aber verschoben werden. 1965 wurde sie zum ersten Mal verliehen. (05.07.2021)

Linktipp:

Weitere Fotos von der Ehrung finden Sie auf den Seiten der Hessischen Staatskanzlei:

staatskanzlei.hessen.de/(...)