Bischöfin Dr. Hofmann (r.) im Videointerview mit Madlen Freudenberg von der «Neuen Denkerei» in Kassel.
Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Mai 2020

Kassel (epd). Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hat nach Einschätzung ihrer Bischöfin Dr. Beate Hofmann durch die Corona-Krise einen Digitalisierungsschub erhalten. In den vergangenen Wochen hätten viele Menschen Erfahrungen mit digitalen Gottesdiensten und Sitzungen erlebt, sagte Hofmann in einem Videointerview mit Madlen Freudenberg von der «Neuen Denkerei» in Kassel, das jetzt auf der Videoplattform Youtube zu sehen ist. In der «Neuen Denkerei» können sich Selbstständige und Kreative ein Büro auf Zeit mieten, außerdem finden hier Veranstaltungen wie Workshops für Firmen und andere Formate statt.

Es sei ihre große Hoffnung, dass diese Digitalisierung auch weiterhin Bestand habe, sagte Hofmann in dem Gespräch. Obwohl öffentliche Gottesdienste in Kirchen nun unter strengen Hygieneregeln wieder möglich seien, würde es viele Menschen geben, die das Risiko, zur Kirche zu gehen, nicht eingehen wollten. Diesen könne mit digitalen Gottesdienstformaten gedient werden. Es komme darauf an, eine gute Verbindung zwischen digital und analog zu erreichen, sagte sie.

Trotz der digitalen oder auch telefonischen Sorgenetze, die überall in den Gemeinden eingerichtet worden seien, wisse sie nicht, wie viele Menschen letztlich nicht auf diese Weise erreicht werden konnten, räumte Hofmann ein. Sie zeigte sich besorgt über Berichte über gestiegene häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder. «Da werden wir noch viele schwierige Entdeckungen machen», sagte sie mit Hinblick auch auf den demnächst wieder beginnenden Schulunterricht.

Insgesamt sei es ihr Eindruck, dass es eine verstärkte Nachfrage nach christlichen Perspektiven angesichts der Pandemie gegeben habe. Manche Pfarrer hätten erstaunlich viele Klicks für ihre Videobeiträge erhalten. Zwar sei für einige Gemeindemitglieder durch den Wegfall des sonntäglichen Kirchgangs einiges weggebrochen, für andere hätten die digitalen Angebote aber eine neue Zugänglichkeit eröffnet.

Hofmann kündigte an, ihr Anfang des Jahres gestartetes Projekt, in jedem der 14 Kirchenkreise der EKKW einen Tag verbringen zu wollen, wieder aufzunehmen. Wahrscheinlich werde es hier angesichts der Lage eine Mischung aus analogen und digitalen Elementen geben. Für die fernere Zukunft freue sie sich wieder auf das Singen im Gottesdienst, das momentan untersagt ist, sowie auf eine sorglose Feier des Abendmahles. «Wir haben aber noch eine ziemliche Durststrecke vor uns», sagte sie. (12.05.2020)