Nach einer Andacht in der Augustinerkirche zu Erfurt kamen rund 200 Gäste zum Jahresempfang der Evangelischen Kirchen in Thüringen im Augustinerkloster zusammen. Den Festvortrag hielt Bischöfin Dr. Beate Hofmann zum Thema «Christliche Impulse zur Suche nach Identität». (Foto: TSK)

Nach einer Andacht in der Augustinerkirche zu Erfurt kamen rund 200 Gäste zum Jahresempfang der Evangelischen Kirchen in Thüringen im Augustinerkloster zusammen. Den Festvortrag hielt Bischöfin Dr. Beate Hofmann zum Thema «Christliche Impulse zur Suche nach Identität». (Foto: TSK)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Jun 2023

Erfurt/Kassel. Die Evangelischen Kirchen in Thüringen sind und bleiben aus Sicht der Landesregierung ein wichtiger gesellschaftlicher Partner. Das Miteinander der Religionsgemeinschaften sei ein wesentlicher Bestandteil der gemeinsamen Zukunft, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow im Vorfeld des Jahresempfangs der Evangelischen Kirchen in Thüringen am Mittwochabend (31.5.) im Erfurter Augustinerkloster. Den größten Teil des Bundeslandes Thüringen deckt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ab. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist mit Thüringen durch den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden verbunden.

Festvortrag von Bischöfin Hofmann beim Jahresempfang

In ihrem Festvortrag betonte die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann, den Willen der Kirchen, bei der Suche nach einer gesamtdeutschen Identität eine tragende Rolle zu spielen. Identität werde immer da zum Thema, wo sie irgendwie fraglich werde, etwa durch politische oder persönliche Umbrüche. Dann gerate das, was als Rahmen und innere Struktur der eigenen Lebensführung erlebt werde, durcheinander oder zerbreche sogar.

Bezogen auf die kollektive ostdeutsche Identität sei dies vor allem das Ergebnis einer klischeehaften Fremdzuschreibung. Im Osten aufgewachsene Menschen erlebten, dass die eigene Erfahrung und Kompetenz nichts zähle, dass ostdeutsche Herkunft sogar als Stigma wirke. Hofmann warb im Sinne der Pfingstbotschaft vor den rund 200 Gästen des Empfangs für eine Gemeinschaft, die plural und bunt ist. 

Vielfalt werde in der Überzeugung des Christentums nicht mehr als trennend empfunden. Stattdessen gebe es in aller Unterschiedlichkeit ein gegenseitiges Verstehen. «Versöhnte Vielfalt ist die Herausforderung christlicher Gemeinschaften, aber auch ihr Beitrag zur Kultur unseres Landes und zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft», sagte Hofmann.

Zwar seien auch Kirchengemeinden bis heute von sozialen Differenzen durchzogen. Es fordere Christen immer wieder heraus, auch eigene Feindbilder und Projektionen zu überprüfen. «Aber sie stellen sich dem, angetrieben von einer gemeinsamen Vision», sagte die leitende Geistliche. Damit dies gelinge, brauche es Begegnung auf Augenhöhe, Zuhören, Anerkennen und Achten der anderen Erfahrung, sagte Hofmann.

Veränderungen im ländlichen Raum Thema beim Jahresgespräch

Bereits am 26. Mai 2023 kamen Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirchen und römisch-katholischen Bistümer zum traditionellen Jahresgespräch mit der Thüringer Landesregierung in Erfurt zusammen. Bei dem Treffen habe man sich ausführlich über die Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2023 und die Veränderungen im ländlichen Raum ausgetauscht, teilte die Thüringer Staatskanzlei mit. 

Das Land werde mit den Kirchen in Kontakt über neue Prozesse und Modellprojekte bleiben, sagte Ministerpräsident Ramelow. Die «gefühlte Benachteiligung» müsse thematisiert, Angebote geschaffen werden. Eine vertiefende Zusammenarbeit mit den Kirchen könne große Vorteile für die Menschen bringen. «Wir haben Ideen und Impulse, um neue Wege zu gehen», so Ramelow.

Weitere Themen seien unter anderem die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum, Organ- und Gewebespende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern- und Jugendlichen, der Religionsunterricht in Thüringen sowie der 103. Katholikentag 2024 in Erfurt gewesen, so die Staatskanzlei.

Teilnehmende am Gespräch waren neben Bischöfin Dr. Hofmann, der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, der Bischof des Bistums Erfurt, Dr. Ulrich Neymeyr, der Bischof des Bistums Fulda, Dr. Michael Gerber, sowie Dekan Bertram Wolf für das Bistum Dresden-Meißen und Oberlandeskirchenrat Dr. Daniel für die sächsische Landeskirche. Neben dem Ministerpräsidenten nahmen seitens der Thüringer Landesregierung der Staatssekretär für Infrastruktur und Landwirtschaft, Torsten Weil sowie Bildungsstaatssekretär Prof. Dr. Winfried Speitkamp am Jahresgespräch teil.

Schmalkalden – Kurhessische Exklave in Thüringen

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist mit Thüringen durch den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden verbunden. Die Thüringer Exklave der hessischen Landgrafen wurde bereits 1525 evangelisch. Bis 1944/45 gehörte Schmalkalden zum Regierungsbezirk Kassel. Trotz enger Verbindung zur EKKW auch während der deutschen Teilung wurde der Kirchenkreis Schmalkalden Anfang der 1970er Jahre an die Evangelisch-Lutherische Kirche von Thüringen angegliedert – Verfassung und gottesdienstliche Ordnung blieben aber kurhessisch. Nach der Wiedervereinigung kehrte der Kirchenkreis 1991 zurück in die EKKW. Er ist einer von insgesamt 14 Kirchenkreisen und gehört zum Sprengel Hanau-Hersfeld. Der Landeskirche gehören annähernd 730.000 Menschen in rund 690 Gemeinden an. (01.06.2023, epd/ekkw.de)

Linktipps:

Den Freistaat Thüringen, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden finden Sie im Internet unter:

thueringen.de