Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber berufen neue Polizeiseelsorge-Beiräte

Kassel. Wenn Menschen aus Deutschland abgeschoben werden, geschieht das meist gegen deren Willen, manchmal kommt es zu Gewalt. Polizisten und Polizistinnen müssen diese Abschiebungen vollziehen, unabhängig davon, ob sie das richtig finden oder nicht. Es sind ethische Konflikte wie dieser, mit denen sich auch Polizeiseelsorger und -seelsorgerinnen beschäftigen.

In einem Gottesdienst in der Kasseler Matthäuskirche wurden jetzt die Polizeiseelsorge-Beiräte für Kurhessen-Waldeck sowie für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz berufen. «In einer Zeit, in der wir in Sorge um unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, die innere Sicherheit und den internationalen Frieden sind, ist es mir wichtig, die großartige Arbeit unserer Polizei zu würdigen und dafür meinen allergrößten Respekt zum Ausdruck zu bringen», betonte der katholische Bischof Dr. Michael Gerber in seiner Predigt. Der Dienst der Polizistinnen und Polizisten sei «eine unverzichtbare Voraussetzung, dass wir Menschen hier in Deutschland gerade auch in Krisenzeiten auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung miteinander leben können.» 

Sie sei dankbar, «dass Polizistinnen und Polizisten Kirche erleben können und erfahren: hier wird mir zugehört, hier gibt es Raum für Stille, Gebet, Einkehr, Loslassen, Aufatmen, hier erlebe ich Gemeinschaft und Gespräche und gemeinsames Nachdenken über das richtige Handeln in herausfordernden Situationen», sagte Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, mit Blick auf die Arbeit der Polizeiseelsorge und deren Unterstützung durch die Beiräte. Gemeinsam suche man Wege, «wie ratsuchende Menschen in der Polizeiarbeit offene Türen und offene Ohren für ihre Sorgen und Anliegen und für ihren Umgang mit den täglichen Herausforderungen und besonderen Dilemmasituationen im Polizeidienst finden».

Beiräte befassen sich mit ethischen Fragen

Der Beirat setzt sich aus Theologen und Theologinnen sowie Angehörigen der Polizei zusammen, erläuterte Landespolizeipfarrer Ulrich Briesewitz. Er wird für jeweils vier Jahre berufen und trifft sich zweimal jährlich. Feste Termine im Kalender sind die Akademietagung in Hofgeismar und der Adventsgottesdienst.

Der Beirat befasse sich an der Schnittstelle zwischen Kirche und Polizei mit ethischen Fragen, etwa dem Einsatz von Schusswaffen und dessen Folgen oder der nach Einschätzung der Polizei zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften. Briesewitz nennt die Auseinandersetzungen um den Dannenröder Forst als ein Beispiel für ethische Konflikte.

Der Wald östlich von Marburg stand vor zwei Jahren im Mittelpunkt des Interesses. Protestierende hatten ihn besetzt und wollten die Rodung für den Weiterbau der Autobahn 49 verhindern. Im November 2020 wurde der Wald durch die Polizei geräumt, es kam zu Angriffen, aber auch zu Abstürzen von Aktivisten und Aktivistinnen. Polizisten und Polizistinnen müssten diese Einsätze machen, egal ob sie persönlich von dem Autobahnbau überzeugt seien, sagte Briesewitz, das könne «Last und Bürde» sein. 

Das Thema Tod und Sterben sei für Polizisten und Polizistinnen oft von Bedeutung. Auch hier ist die Polizeiseelsorge Ansprechpartnerin – neben Psychologen und Psychologinnen der Polizei selbst. Die Kirche, so Briesewitz, biete hier Lebensbegleitung.

Ein wichtiges Aufgabenfeld des Beirats sei die Bildungsarbeit. So gab es beispielsweise Workshops zum Überbringen von Todesnachrichten. Polizeiseelsorger und -seelsorgerinnen seien auch als Lehrende an Polizeihochschulen aktiv. Bei Polizisten und Polizistinnen, mit denen er es zu tun habe, stelle er oft ein großes Interesse an theologischen Fragen fest, sagt der Landespolizeipfarrer. Um diese Fragen zu beleuchten hat er nun den neuen Beirat an seiner Seite. (08.12.2022, Olaf Dellit/Pressestelle)