In der Broschüre «Macht hoch die Tür, die Tooooor macht weit!» finden Kirchengemeinden Materialien, die zu einer kritische Auseinandersetzung vor allem im Blick auf Themen wie Menschenrechte, Nachhaltig und eine WM innerhalb der Adventszeit anregen sollen. (Motiv: EKHN/Carsten C. Sommer)

In der Broschüre «Macht hoch die Tür, die Tooooor macht weit!» finden Kirchengemeinden Materialien, die zu einer kritische Auseinandersetzung vor allem im Blick auf Themen wie Menschenrechte, Nachhaltig und eine WM innerhalb der Adventszeit anregen sollen. (Motiv: EKHN/Carsten C. Sommer)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 14 Nov 2022

Kassel/Darmstadt/Düsseldorf. Für die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, ist die am kommenden Sonntag (20.11.) beginnende Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar «Fußball mit bitterem Beigeschmack». Sie werde die WM weitgehend boykottieren «...schon, weil ich zu den Spielzeiten arbeite», sagte Hofmann gegenüber dem Medienhaus der EKKW. 

Die Bischöfin zeigte sich «zunehmend wütend» auf die Verantwortlichen, die alles, was mit Fußball positiv verbunden sei, durch die Wahl des Austragungsortes und die damit verbundenen Begleitumstände sowie die Jahreszeit kaputt machten. «Schade, dass der Spaß am Fußball durch die brutale Kommerzialisierung so zerstört wird», äußerte sich die Bischöfin enttäuscht.

(Foto: medio.tv/Schauderna, Montage: Stübing)

(Foto: medio.tv/Schauderna, Montage: Stübing)

Broschüre für Gemeinden: «Macht hoch die Tür, die Tooooor macht weit!»

Zu der jetzt anstehenden Fußball-WM haben die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelische Bund Hessen und der Arbeitskreis Kirche und Sport der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Broschüre für Gemeinden herausgegeben, in der EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung und EKD-Sportbeauftragter Thorsten Latzel schreiben: «Es wird sicher auch Aufrufe geben, die Fußball-WM medial zu boykottieren. Vermutlich wird die Anziehungskraft trotzdem groß sein. In jedem Fall ist es gut, sich aktiv mit der Situation zu beschäftigen. Dazu möchten wir alle Gemeinden herzlich einladen – weil dies unserem ökumenischen und ethischen Glaubensverständnis entspricht.» 

Das Heft bietet dafür vielfältige Anregungen zu Aktionen, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen während der WM in Katar. Unter dem Titel «Macht hoch die Tür, die Tooooor macht weit!» geht es um eine kritische Auseinandersetzung vor allem im Blick auf Themen wie Menschenrechte, Nachhaltigkeit und eine WM, die innerhalb der Adventszeit stattfindet. Broschüre als PDF-Dokument laden...

EKD kritisiert Deutschen Fußball-Bund

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland kritisierte Austragungsort und Zeitpunkt des Turniers scharf. In einem offenen Brief an den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorf, verweisen die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus und der Sportbeauftragte der EKD, Thorsten Latzel, auf die Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland und forderten Neuendorf auf: «Helfen Sie, die unselige Instrumentalisierung des Fußballs zum Zwecke des sportswashing zu beenden.»

«Mit großer Sorge und Skepsis sehen wir - wie zahlreiche Menschen in unseren Kirchengemeinden - dem Beginn der Fußball-WM in Katar entgegen», so die westfälische Präses und der rheinische Präses. Sie finde in einem Land statt, in dem Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften seit Jahren auf die entwürdigende Lage der Arbeitsmigrantinnen und -migranten, die massiv eingeschränkten Rechte von Frauen, den fehlenden Schutz von sexuellen Minderheiten (LGBTQ+) oder die mangelnde Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit hinweisen. Auch ökologisch sei die Durchführung im Land mit dem höchsten CO2-Pro-Kopf-Verbrauch weltweit äußerst angreifbar. 

Ebenfalls äußerten Kurschus und Latzel Kritik an der Austragung der Weltmeisterschaft in den Wochen vor Weihnachten. «Eigens für diesen klimatisch ungeeigneten Austragungsort ist die WM in den späten Herbst verlegt worden, in die Zeit des christlichen Advent wie des jüdischen Chanukka», heißt es in dem Brief. Zum geplanten Auftakt der WM am  Ewigkeitssonntag (20.11.) führten die leitenden Geistlichen aus, dass die WM den Charakter und die Stimmung des öffentlichen Raums in einer Zeit präge, in der in Deutschland in stiller Trauer der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht werde: «Dies beeinträchtigt die Menschen, die diese Wochen als Zeit der adventlichen Besinnung erleben möchten». 

Stichwort Fußball-WM in Katar

Das Emirat Katar ist 2022 Gastgeber der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft der Männer. Die Weltmeisterschaft beginnt am 20. November, das Endspiel wird am 18. Dezember ausgetragen. Wegen der klimatischen Bedingungen in Katar wurde die Endrunde vom Sommer auf das Jahresende verlegt. Die Vergabe des Austragungsortes war von Beginn an umstritten. Hauptkritikpunkte, die von vielen gegen die Ausrichtung der WM in Katar vorgebracht werden, sind fehlende Menschenrechte, tote Gastarbeiter, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Korruptionsverdacht, Kommerz und die fehlende Fußballkultur in dem Golfstaat. Katar ist flächenmäßig kleiner als das Bundesland Thüringen und hat circa 3 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen. Etwa 88 Prozent davon (rund 2,2 Millionen Menschen) sind ausländischer Herkunft. Dank gigantischer Erdgasvorkommen ist der Wüstenstaat extrem reich. (14.11.2022, red)

Linktipp:

Themenschwerpunkt der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Fußball-WM in Katar:

ekd.de/katar

Im Wortlaut:

Offener Brief an den Präsidenten des Deutschen Fußballbundes:

ekd.de/(...)

Arbeitshilfe:

Unter dem Titel «Macht hoch die Tür, die Tooooor macht weit!» bietet eine Broschüre für Kirchengemeinden vielfältige Anregungen zu Aktionen, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen während der WM in Katar:

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