Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 26 Sep 2006

Hofgeismar (epd). Die evangelisch-lutherische Kirche in Kirgistan hat sich seit der Auflösung der Sowjetunion von einer mitgliederstarken deutschstämmigen Untergrundkirche zu einer heute staatlich registrierten Minderheitenkirche gewandelt. Das berichtete der Bischof der lutherischen Kirche in Kirgistan, Alfred Eichholz (46), am Montag auf der Jahresversammlung des Gustav-Adolf-Werkes in der evangelischen Akademie in Hofgeismar.

«Wir hatten in der Sowjetunion über 80 Gemeinden mit 20.000 meist deutschstämmigen Mitgliedern», so der Bischof, «heute haben wir 16 Gemeinden mit 1.500 Mitgliedern». Es gebe Gemeinden, «die von einst 1.000 auf fünf Mitglieder Anfang der 90er Jahre geschrumpft waren». Nur noch 30 Prozent der heutigen Mitglieder seien deutschstämmig, fast alle anderen Russen. Grund dafür sei die Auswanderungswelle der deutschstämmigen, in Kirgistan lebenden Lutheraner, die Ende der 80er Jahre fast allesamt nach Deutschland gegangen seien.

Die lutherische Kirche sei zu Zeiten der Sowjetunion überaltert gewesen, erklärte der Bischof. Deshalb «ist die Kinder- und Jugendarbeit das Stärkste, was wir im Moment haben». 1999 habe er die Arbeit mit 50 Kindern und Jugendlichen begonnen. In diesem Jahr hätten bereits 270 Kinder und Jugendliche an einer Ferienfreizeit teilgenommen, berichtete Eichholz, der 1988 nach Neustadt an der Weinstraße emigriert war, sich dort als Verkäufer von Baustoffen verdingt und ehrenamtlich die Jugendarbeit der dortigen lutherischen Gemeinde geleitet hatte. 1999 war er zusammen mit seiner Frau nach Kirgistan zurückgekehrt.

Das Verhältnis der lutherischen Kirche zum muslimisch und orthodox geprägten Umfeld in Kirgistan sieht Eichholz als entspannt. «Zum Glück sind die meisten Moslems in Kirgistan gemäßigt, nicht fundamentalistisch», sagte er. Die lutherische Kirche sei beim Staat offiziell registriert und gehöre dem konfessionellen Runden Tisch an. Für die Zukunft wünschte sich der Bischof eine gute Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, mit der eine Partnerschaft besteht, sowie mit dem Gustav-Adolf-Werk. Mit einem Mehr an Austausch und gegenseitigen Informationen «wird die Partnerschaft gesund bleiben und stärker werden».

Das Gustav-Adolf-Werk ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland. Es hilft beim Gemeindeaufbau, bei sozialdiakonischen und missionarischen Aufgaben und der Aus- und Weiterbildung kirchlicher Mitarbeiter in Europa, Lateinamerika und Nordasien. (26.09.2006)