Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Feb 2009

Kassel (medio). In einem Interview mit der in Kassel erscheinenden Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA, Ausgabe vom 4.2.2009) äußerte sich der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, zum Vorgehen des Papstes. Wir dokumentieren das Interview im Wortlaut:

Was ist los in der katholischen Kirche, verstehen Sie die jüngsten Handlungen des Papstes?

Bischof Hein: Das Vorgehen des Papstes hat mich nachhaltig irritiert. Es war nicht nur schlecht vorbereitet, sondern ist inhaltlich sehr bedenklich: speziell mit Blick auf das Verhältnis zum Judentum und durch die generelle Tendenz, wieder vor die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückzukehren.

Und was bedeutet das für das Verhältnis von Katholiken und Protestanten in Deutschland und weltweit?

Bischof Hein: Papst Paul VI. hat einst den weisen Satz gesagt, dass das Papsttum das eigentliche Hindernis für die Einheit der Christen sei. Das bestätigt sich jetzt wieder.

Offensichtlich führt vor allem die Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Bischof Williamson zu massivem Ärger mit deutschen Juden. Wie wirkt sich das insgesamt auf den christlich-jüdischen Dialog aus?

Bischof Hein: Der Dialog wird schwer beschädigt - nicht nur mit den deutschen Juden! Aber es wäre noch schlimmer, käme er vollständig zum Erliegen.

Was kann die evangelische Kirche tun, um hier zu besänftigen?

Bischof Hein: Wir möchten nicht für das Verhalten des Papstes haftbar gemacht werden. Gerade in dieser Situation sollten wir Evangelische uns für die Fortsetzung des Dialogs mit dem Judentum einsetzen. Auch viele Katholiken bedauern die Entscheidungen des Papstes zutiefst.

Teilen Sie die Forderung, dass sich der Papst entschuldigen sollte?

Bischof Hein: Es wäre ein Zeichen, das viele verstehen würden.

Würden Sie so weit gehen, dass er zurücktreten muss?

Bischof Hein: Das zu fordern, steht mir als evangelischem Christen nicht zu.