Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Dez 2011

Erfurt/Kassel (epd). Bischof Martin Hein hat die gemeinsame Verantwortung von Politik und Kirche in der Gesellschaft bekräftigt. Beide Lebensbereiche würden von Entwicklungen umgetrieben, die politisch kaum gestaltbar seien und die Handlungsspielräume enorm einengten, sagte Hein am Donnerstag (8.12.) in Erfurt beim Adventsempfang der Evangelischen Kirchen in Thüringen, zu dem Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft eingeladen waren. In dieser Situation könne die Kirche die Politik ermutigen, sich zum Wohl der Menschen sowie für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzusetzen.

Zu den besonderen Herausforderungen gehöre erneut "das bedrückende Problem eines rechtsradikalen Terrorismus, der uns zutiefst beunruhigt", betonte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Zu deren Gebiet gehört aus historischen Gründen auch der Südthüringer Kirchenkreis Schmalkalden. Darüber hinaus verwies Hein auf die prekäre Finanzlage, den demografischen Wandel und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, aber auch auf Bildungsfragen und die Globalisierung mit ihren Auswirkungen in scheinbar entlegene Regionen.

Dabei sei es in den vergangenen Jahren noch schwerer geworden, politische Entscheidungen zu fällen und durchzusetzen, sagte Hein. Zugleich seien die Erwartungen an die Politik oft weit über das Menschenmögliche und alle Vernunft hinaus angestiegen. Zudem hätten viele politische Entscheidungen inzwischen eine Reichweite, die niemand mehr überblicke und vor der man sich fürchten könne.

Religion mache keine Politik, und der Glaube erhebe keine Machtansprüche, sagte Bischof Hein. "Aber Religion vermag der Politik aufzuhelfen, indem sie das menschliche Maß in Erinnerung ruft und zugleich die Courage schenkt, in schwieriger Zeit tapfer zu handeln."

Landtagspräsidentin Birgit Diezel (CDU) würdigte die Kirchen als tragende Säule der Zivilgesellschaft. Ohne die ethische Beratung der Kirchen könnte die Gesellschaft die Fülle aktueller Herausforderungen nicht bewältigen. Deshalb sei es wichtig, dass beide Seiten in einem ebenso fruchtbaren wie manchmal kontroversen Dialog über das Wohl der Gesellschaft blieben. (09.12.2011)

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Lesen Sie hier die Ansprache «Christlicher Glaube und Politik: Was das eine mit dem anderen zu tun hat» von Bischof Martin Hein im Wortlaut:

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