Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 29 Sep 2015

Calden (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, hat am 17.09., begleitet von Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, die Erstunterbringungseinrichtung für Flüchtlinge in Calden besucht, die derzeit von 1277 Flüchtlingen bewohnt wird, teilte die Sprecherin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Petra Schwermann, mit. Zum Anlass seines Besuches sagte Hein: «Es ist mir ein Bedürfnis, die Unterbringungssituation der Menschen hier vor Ort persönlich kennen zu lernen. Ich möchte mit ihnen ins Gespräch kommen und mir ein eigenes Bild machen, was es in diesen Herbsttagen bedeutet, in einer Zeltstadt zu leben.» Der Bischof zeigte sich beeindruckt von der großen logistischen Leistung, die von den Mitarbeitern des Regierungspräsidiums gemeinsam mit den Johannitern und lokalen Firmen erbracht wird: «Die Organisatoren und Einsatzkräfte vor Ort sehen sich täglich neu vor große logistische, kommunikative und menschliche Herausforderungen gestellt. Bei aller Belastung ist zugleich eine sehr hohe persönliche Einsatzbereitschaft und Identifikation mit der gemeinsamen Aufgabe zu spüren, für die nicht genug gedankt werden kann.»

Aufruf, die Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen mit Offenheit zu begegnen

«Niemand begibt sich freiwillig und ohne Grund auf die Flucht und setzt sich den hohen Gefahren der langen, beschwerlichen Reise aus», betonte Hein: «Daher ist es sowohl ein Gebot der Humanität als auch ein Grundgebot des christlichen Glaubens, diesen Menschen zu zeigen: «Ihr seid willkommen!» Erfahrungen von Flucht und Vertreibung seien seit Anbeginn mit der Geschichte des Christentums eng verbunden. Josef und Maria suchten Raum in der Herberge und flohen mit ihrem Kind nach Ägypten. So beginnt die Geschichte Gottes auf Erden als Geschichte eines Flüchtlingskindes. Dies sollten wir gerade in diesen Tagen nicht aus den Augen verlieren.» Mit Blick auf seine Reisen nach Syrien zum Besuch der rum-orthodoxen Partnerkirche bemerkte Hein: «Wenn ich von heute auf morgen alles Vertraute verlassen und nach Syrien gehen müsste, dann wäre ich froh, wenn es dort Menschen gäbe, die hilfsbereit sind, mir offen begegnen und mir zeigen, wie ich mich in diesem Land mit den Lebensbedingungen und –gewohnheiten vertraut machen kann.»

Appell an die Kirchengemeinden, freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen

«Unsere Gemeinden sind nun gefragt zu prüfen, ob es bei ihnen freistehende Immobilien gibt, die sich als Wohnraum für Flüchtlinge oder als Begegnungsraum für Sprachkurse und weitere Angebote eignen», kündigte der Bischof an und berichtete, dass die Landeskirche eine zentrale Steuerungsstelle eingerichtet habe, die diese freien Immobilien sammelt und deren Vermittlung mit Unterstützung der Diakonie koordiniert. Zudem habe die Landeskirche bereits ca. 100.000 € zur Verstärkung der Personalkapazitäten in der Flüchtlingsberatung eingesetzt und nun die Stelle der Beauftragten für Flüchtlingsfragen im Diakonischen Werk auf eine ganze Stelle erweitert. «Es gibt schon jetzt zahlreiche Angebote und Initiativen in unseren Gemeinden, die tatkräftig und mit großem Engagement Flüchtlinge in ihrem Alltag begleiten. Dafür danke ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich und freue mich, dass wir diesen Gemeinden eine kompetente fachliche Begleitung an die Seite stellen können.»

Aufruf zu gemeinsamen Friedensgebeten

Mit Blick auf die ausweglos scheinende Lage in den Krisengebieten und das Bedürfnis der Flüchtlinge, ihren Erfahrungen und Sorgen um die Zurückgebliebenen Gehör zu verschaffen, rief Bischof Dr. Martin Hein die Gemeinden dazu auf, ihre Kirchen für gemeinsame Friedensgebiete zu öffnen: «Im Gebet wissen wir uns mit einander verbunden in unserem tiefen Bedürfnis nach Frieden und in unserer Angst und Hilflosigkeit angesichts der unlösbar scheinenden Konflikte in Syrien und dem Vorderen Orient.» (17.09.2015)

Internetradio:

Bischof Martin Hein und Pröpstin Katrin Wienold-Hocke über die aktuelle Flüchtlingslage. Ein Beitrag von medio-Reporter Torsten Scheuermann:

Sie wollen helfen?

Das Regierungspräsidium gibt im Internet Informationen dazu, wie hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger ihre Unterstützungsangebote für die Flüchtlingseinrichtungen in Calden, Schwarzenborn und Kassel anmelden können:

rp-kassel.hessen.de/

Trend in Prozent

In Hessen kommen immer mehr Flüchtlinge an und viele Menschen wollen helfen. Wir fragen Sie: Wozu sind Sie bereit?

weiter...