Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 25 Mär 2014

 Korbach (medio). Er fahre mit einem ausgesprochen guten Gefühl zurück nach Kassel, sagte Prof. Dr. Martin Hein am Rande seiner «Bischofsvisitation» in Korbach. Bischof Hein hatte in der vergangenen Woche von Donnerstag bis Sonntag den Evangelischen Kirchenkreis Twiste-Eisenberg bereist und zog zum Abschluss ein positives Fazit: Er habe einen Kirchenkreis mit «hochengagierten» Mitgliedern kennengelernt.

Begleitet wurde Hein vom Propst des Sprengels, Helmut Wöllenstein, und der Dekanin des Kirchenkreises, Eva Brinke-Kriebel, berichtete Pfarrer Karl-Günter Balzer, Medienbeauftragter im Sprengel Waldeck und Marburg.

Die Verbindung zu Glaube und Kirche sei besonders am Samstagmorgen bei einer Wanderung mit Prädikanten und Lektoren auf dem Ettelsberg bei Willingen zu spüren gewesen, so Pfarrer Balzer. Hein suchte das Gespräch und fand es auf dem Weg. «Es ist gut, hin und wieder die Räume mit den starren Sitzordnungen zu verlassen», stellt der Bischof fest. Und während einer Andacht stand das Bild einer «Kirche auf dem Weg» im Mittelpunkt, so der Pfarrer weiter. Der Präses der Kirchenkreissynode, Karsten Meyer, erinnert an Abraham, der sich im Gehorsam und Vertrauen gegenüber Gott auf den Weg ins Unbekannte gemacht habe und die Gemeinde sang dazu «Vertraut den neuen Wegen».

Lebens- und Arbeitssituation der Menschen in der Region

Unterwegs im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg konnte Bischof Hein die Lebens- und Arbeitssituation der Menschen kennenlernen. Zum Besuchsprogramm gehörte eine Betriebsbesichtigung der Firma «Horizont» in Korbach, bei der die Geschäftsführer Steffen Meyer und Dirk Trompeter die Konzepte ihres weltweit agierenden Unternehmens im Bereich Agrar- und Verkehrssicherheitstechnik erläuterten. Bei einem  Besuch der Korbacher Paul-Zimmermann-Schule für Praktisch Bildbare konnte Hein die Förder- und Integrationsmöglichkeiten für 52 behinderte Kinder kennenlernen. Nina Jonescu, die Leiterin der Schule, führte den Bischof durch ein modernes Schulgebäude und stellte ihm ein gemeinsam mit der benachbarten Humboldtschule entwickeltes Konzept vor, das Begegnung und gemeinsame Unterrichtsprojekte von behinderten und nichtbehinderten Schülern ermöglicht.

Was durch die Eigeninitiative von Dorfbewohnern möglich ist, konnte Bischof Hein in der 180 Einwohner zählenden Gemeinde Dalwigksthal erfahren: Wegen knapper Finanzen sollte dort das Bürgerhaus geschlossen werden. Allerdings gründeten engagierte Bürger eine Genossenschaft, die mit Unterstützung von Kommune und Landkreis das Bürgerhaus in ihre Verantwortung übernahm. Daraus entstand ein Erfolgsmodell, das nicht nur den Haushalt der Gemeinde Lichtenfels entlastete, sondern dem Miteinander und dem Engagement der Dalwigksthaler einen merklichen Schub verlieh. Propst Wöllenstein und Bischof Hein regten an, zu prüfen, ob dies nicht ein Vorbild für die Nutzung von kirchlichen Gemeindehäusern werden könne.

Vortrag vor der Kreissynode und Gottesdienst in der Kilianskirche

Dass dabei die Kirchengebäude eine andere Rolle spielen als die Gemeinderäume, machte der Bischof in einem Vortrag vor der Kreissynode klar. Unter der Überschrift «Die Kirche im Dorf lassen» erklärte er, dass es dabei sowohl um die Kirchengebäude als um die Erreichbarkeit der Pfarrerinnen und Pfarrer gehe. Angesichts des demografischen Wandels und der schmaler werdenden kirchlichen Finanzen müsse die Landeskirche bis 2026 ein Viertel der Pfarrstellen abbauen. Es sei klar, dass das kirchliche Angebot dünner werden müsse. Umso wichtiger sei es, das kirchliche Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten - und das sei das Evangelium. Somit stehe der Gottesdienst weiterhin im Zentrum der Arbeit. Ansonsten gelte es, Vernetzungen zu suchen, so Hein.

Ermutigende Worte für den vor der Kirche liegenden Weg fand der Bischof in seiner Predigt zum Abschluss der Visitation. Hein predigte über den mut- und hoffnungslos gewordenen Gotteskämpfer Elia aus dem Alten Testament, der mitten in seiner inneren und äußeren Wüste von Gott gestärkt wird, so Pfarrer Balzer. «Gott hat noch viel mit uns vor», rief der Bischof den Menschen in der vollen Kilianskirche zu, denn «wir sind nicht allein auf dem Weg», so der Bischof.  (24.03.2014)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Hein im Wortlaut:

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