Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Jun 2016

Kassel/Bischkek (epd/medio). Der Einfluss des radikalen Islam im mittelasiatischen Staat Kirgistan nimmt nach Auffassung des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, zu. Obwohl die Regierung des mehrheitlich islamisch geprägten Landes keine islamische Radikalisierung wolle, entstünden überall im Land mit Geld aus Saudi-Arabien neue Moscheen, sagte Hein am Dienstag gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) und der landeskirchlichen Medienagentur «medio». Der Bischof äußerte sich in einem Gespräch nach seiner Rückkehr aus dem Land, wo er an einer einwöchigen Konsultation mit Kirchenführern aus den Partnerkirchen der Landeskirche teilgenommen hatte.

Für die kleine Lutherische Kirche im Land mit rund 1.000 Mitgliedern werde es zunehmend schwerer, sich zu behaupten, so Bischof Hein weiter. Die Orthodoxe Kirche des Landes, zu der rund ein Viertel der Bevölkerung zähle, bezeichne die Lutheraner als «Sekte», was nicht sehr hilfreich sei, sagte Hein. So sei es der kleinen Kirche mit insgesamt zehn Gemeinden und acht Pfarrern bisher nicht gelungen, das durch ein Feuer zerstörte Gotteshaus in Bischkek wieder aufzubauen. Immer wieder gebe es neue bürokratische Hindernisse, sagte Hein.

Die Konsultation von Kirchenführern aus sechs Ländern sei auch ein Zeichen für den Staat gewesen, dass die Lutherische Kirche eine eigene Geschichte im Lande habe und ökumenische Anerkennung erfahre. Leider sei es jedoch nicht möglich gewesen, mit Parlamentariern des immer noch von demokratischen Verhältnissen geprägten Landes zu sprechen.

Hein kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Religionspolitik in Indien, wo die EKKW mit der Diözese Nord-Karnataka der Kirche von Südindien eine Partnerschaft hat. «Hier zeigt sich, dass das Bild vom friedlichen Hinduismus eine Legende ist», sagte Hein. Unter der nationalistischen politischen Führung des Landes werde der Hinduismus immer radikaler und bekämpfe alle Religionen, die von außen kämen. Dazu zählten in Indien vor allem das Christentum und der Islam. In Südafrika, wo die EKKW ebenfalls eine Partnerkirche hat, gebe es zwar Religionsfreiheit, doch sei die Gesellschaft stark zersplittert.


Stichwort «Bischofskonsultation»

Alle zwei Jahre treffen sich die Bischöfe der Partnerkirchen zu einer Konsultation in dem Land einer ihrer Kirchen. In diesem Jahr fand die Konsultation vom 11. bis 19. Juni 2016 erstmals in Kirgistan statt. Laut Ökumenedezernentin Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter war das Bischofstreffen von vielfältigen und eindrücklichen Begegnungen mit Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgistan und einem intensiven Austausch untereinander geprägt. Einen ausführlichen Bericht der Dezernentin finden Sie im Download rechts.

 

Insgesamt 14 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Deutschland, Estland, Kirgistan, Indien, Rumänien und Südafrika nahmen an der Konsultation teil. Bischof Hein wurde von der Ökumenedezernentin und dem Referenten für Partnerschaftsarbeit, Pfarrer Bernd Müller, begleitet.


Hintergrund «Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgistan»

Die Partnerschaft zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgistan der Landeskirche besteht seit 1996. Die ehemals deutschsprachige Kirche entstand im 20. Jahrhundert durch den Zuzug und die Deportierung von Wolgadeutschen nach Kirgisien. Ihre Blüte hatte sie in den 80ger Jahren, in denen sie ca. 80.000 Mitglieder hatte. Nach der Wende wanderten viele Gemeindeglieder nach Deutschland aus. Heute gehören der Kirche ca. 1.000 überwiegend russischsprachige Gemeindeglieder an. Geleitet wird die Kirche von Bischof Alfred Eichholz, sechs Pfarrern und 14 Predigern. (23.06.2016)

Weitere Impressionen

Nachgefragt:

Hier können Sie das Interview mit Bischof Martin Hein zur Bischofskonsultation in der Partnerkirche im Wortlaut lesen:

Download:

Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht der Dezernentin für Diakonie und Ökumene, Dr. Ruth Gütter, zur Konsultation in Kirgistan:

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