Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Mär 2014

Marburg/Kassel (medio). Mit einem Festgottesdienst in der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg ist am Sonntag (9.3.) die 21. Aktion «Hoffnung für Osteuropa» eröffnet worden. Die Aktion steht 2014 unter dem Motto «Barmherzigkeit – na und? Soziale Verantwortung von Staat und Kirche in Europa», teilte die Pressestelle der Landeskirche mit.

Bischof Prof. Dr. Martin Hein machte in seiner Predigt deutlich, dass «Hoffnung für Osteuropa» ein Programm sei, dass aus der Gewissheit lebe: «Wir gehören in Europa zusammen. Wir stehen solidarisch füreinander ein.» Gerade der Blick auf die Auseinandersetzungen in der Ukraine zeige, wie zerbrechlich das gemeinsame «Projekt Europa» sei, wie viel Nationalismus noch vorhanden sei und wie viel Misstrauen auf allen Seiten herrsche. So werde im 21. Jahr der Aktion stärker als zuvor bewusst, wie wichtig es sei, Menschen in anderen Ländern Hoffnung zu geben, so dass diese ihr Leben in Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung und Würde führen könnten. «Europa als Ganzes braucht Hoffnung!», so Hein wörtlich. 

Machtinteressen nicht mit militärischer Gewalt durchsetzen

Hein betonte, es dürfe nicht sein, dass Machtinteressen mit militärischer Gewalt durchgesetzt würden. Der einzige Weg zu einem dauerhaften Ausgleich sei der Weg des Friedens. Kritikern, die meinten, mit der Bergpredigt könne man keine Politik machen, hielt Hein entgegen: «Ohne sie erst recht nicht!» Die Bergpredigt sei die entscheidende Orientierung und ermutige dazu, den Frieden zu wagen. Friedfertigkeit lebe nicht in der Distanz, sondern aus der Nähe. Um scheinbare Alternativlosigkeiten durchbrechen zu können, brauche es Fantasie und die Bereitschaft, sich hinein zu begeben in die oft sehr verwickelten Umstände. Ein erster Schritt sei es, Menschen anderer nationaler, religiöser und kultureller Prägung als Schwestern und Brüder zu entdecken.

Der Bischof würdigte den gemeinsamen Aufruf der verschiedenen ukrainischen Kirchen und religiösen Gemeinschaften zu einer friedlichen Lösung des Konflikts als ein ehrliches Zeichen des Ringens um Frieden. Auch der Moskauer Patriarch Kyrill habe seinem Kiewer Metropoliten versichert, er wolle alles in seiner Macht stehende tun, um die politisch Mächtigen von einer militärischen Auseinandersetzung abzubringen. Er habe betont, die Pflicht der Kirche sei es, die Bedrohten zu schützen.
 
Abschließend hob Hein hervor, nichts von dem, was im Namen der Aktion «Hoffnung für Osteuropa» getan werde, sei vergeblich. «Alles Engagement trägt Früchte. Klein sind sie vielleicht, aber sie wirken. Und sie vernetzen uns miteinander, so dass wir uns nicht mehr egal sind.»

Fachtag mit Podiumsdiskussion und Vorstellung des Projekts «Prijateli»

Bereits am Samstag während eines Fachtages wurde in Referaten und einer Podiumsdiskussion deutlich, dass Hilfe in Osteuropa weiterhin dringend nötig ist, berichtete Pfarrer Karl-Günther Balzer, Medienbeauftragter im Sprengel Waldeck und Marburg. Eindringlich schilderten Pfarrer Ingmar Kurg aus Estland, Janka Adameova aus Tschechien und Prof. Dr. Sándor Fazakas aus Ungarn die sozialen Nöte in ihren Ländern. Der Zusammenbruch der Planwirtschaft und der ausgebliebene wirtschaftliche Aufschwung hätten die Menschen enttäuscht. Die Folge seien Fremdenfeindlichkeit, Hass auf Minderheiten, häusliche Gewalt, HIV-Infektionen und Drogen- und Alkoholsucht besonders in der jungen Bevölkerung.
 
Wie praktisch mit Spenden aus der Aktion geholfen werden kann, zeigte die Vorstellung des Projekts «Prijateli» («Freunde») für Straßenkinder in Sofia in Bulgarien, bei dem Kindern durch ein Netzwerk von Pflegefamilien eine Alternative zu Heimen, Armut, Kriminalität und dem Leben auf der Straße geboten wird, so Balzer. Rechts neben diesem Artikel finden Sie auch einen Hörbeitrag zu dem Projekt.

Aufruf zum Gebet für den Frieden

Der Friedensbeauftragte im Dezernat für Ökumene, Weltmission und Entwicklungsfragen der Landeskirche, Pfarrer Wilfried Ullrich, ruft angesichts der Situation in der Krim und anderer Krisenherde in aller Welt in Abstimmung mit der Kirchenleitung alle Kirchengemeinden dazu auf, nicht darin nachzulassen, in den Gottesdiensten für den Frieden zu beten. Dies könne insbesondere durch die Fürbitten aber auch durch das Schlusslied «Verleih uns Frieden» (EG 421) geschehen, teilte das Dezernat in Kassel mit. Den Aufruf mit Gebetsvorschlag finden Sie im Download rechts neben diesem Artikel.

Motto erinnert an gemeinsame Verantwortung von Staat und Kirche

Mit dem Motto der diesjährigen Aktion «Barmherzigkeit - na und? Soziale Verantwortung von Staat und Kirche in Europa» werde das Schwerpunktthema «Reformation und Politik» des Jahres 2014 der Reformationsdekade aufgegriffen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Damit soll an die sozialen Herausforderungen erinnert werden, vor denen Staat und Kirche in gemeinsamer Verantwortung stehen.
 
Im vergangenen Jahr konnten aus den Spenden für die Aktion «Hoffnung für Osteuropa» in Kurhessen-Waldeck Projekte in Estland, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien mit rund 30.000 Euro gefördert, so die Mitteilung.

Weitere Impressionen vom Gottesdienst

Stichwort: Hoffnung für Osteuropa

Die Aktion «Hoffnung für Osteuropa» wurde 1994 von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ins Leben gerufen. Gefördert werden soziale Projekte im Gesundheitswesen, der Gewaltprävention, der Erziehung und Ausbildung in Mittel-, Südost- und Osteuropa. In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck engagieren sich rund 60 Initiativen für den Austausch und die Hilfe in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Dabei sollen tragfähige kirchliche und diakonische Strukturen aufgebaut werden, Sachspenden und finanzielle Unterstützung dienen der direkten Hilfe vor Ort. Regelmäßig treffen sich im Diakonischen Werk die Osteuropa-Initiativen aus Kurhessen-Waldeck zum Erfahrungsaustausch, dem so genannten «Osteuropa-Hearing». (10.03.2014)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Hein im Wortlaut:

PDF-Dokument

Gebetsaufruf:

Den Aufruf des Friedensbeauftragten im Dezernat für Ökumene, Weltmission und Entwicklungsfragen zum Gebet für den Frieden finden Sie hier:

PDF-Dokument

Download:

Hier finden Sie den Programm-Flyer zum Eröffnungswochenende der Aktion «Hoffnung für Osteuropa»:

PDF-Dokument

Spendenkonto:

Spenden können unter dem Stichwort «HfO 2014» auf folgendes Konto überwiesen werden:
Hoffnung für Osteuropa
Konto: 3000 EKK
BLZ: 520 604 10
IBAN: DE33520604100000003000
BIC: GENODEF1EK1
Projekt: AO 3120000000

Internetradio:

Hören Sie hier einen Beitrag von medio-Reporter Siegfried Krückeberg über das von der Aktion «Hoffnung für Osteuropa» unterstützte Projekt «Prijateli»: