Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 07 Apr 2017

Kassel (medio). «Evangelisch sein heißt für mich, für meinen eigenen Glauben einzustehen», sagte Bischof Prof. Dr. Martin Hein im einstündigen «Bischofschat» mit über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Donnerstagabend (20.04.) auf ekkw.de.

Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Themen Reformation und Ökumene sowie das gemeinsame Abendmahl. Auch die Frage, was es heißt evangelisch zu sein, beschäftigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

So schrieb «Ferdinand»: «Für mich ist evangelisch sein, immer wieder selbstkritisch meinen Glauben zu hinterfragen und auch einmal an Gott zweifeln zu können, um dann doch wieder zu ihm zurück zu kehren.» «MonaLisa» wiederum erklärte, dass sie zwar von den katholischen Riten im Gottesdienst von Kindheit an begeistert worden wäre, dennoch sei sie Protestantin aus Überzeugung: «Dass auch Frauen ordiniert werden können, finde ich super», sagte sie. Auch in der evangelischen Kirche sei das ein langer Weg gewesen, betonte Bischof Hein. «Hinter die Erfahrungen, dass Frauen Pfarrerinnen sind, können wir nie mehr zurückgehen!», so der Bischof weiter.

Besonders beschäftigte die Chatter auch das Thema des gemeinsamen Abendmahls von evangelischen und katholischen Christen. Viele berichteten von ganz persönlichen Erlebnissen. So schrieb Katho: «Die Katholiken könnten mehr Nähe beim Abendmahl übernehmen. Das empfinde ich oft als sehr distanziert.» Susa wiederum erzählte: «In unserer Gemeinde kommen durchaus katholische Mitbürger zum Abendmahl, gerade jetzt zu den Konfirmationsfeiern. Umgekehrt traut man sich das aber nicht so wirklich.» Trotz der Unisicherheit sagten einige Teilnehmer, dass sie schon einmal an einer katholischen Eucharistiefeier teilgenommen, aber sich nicht willkommen gefühlt hätten. «Das gemeinsame Zeugnis von uns Christen wird durch die Trennung am Tisch des Herrn verdunkelt», bedauerte Hein.

Der Bischof machte jedoch Hoffnung, dass es eine Aussicht auf ein gemeinsames Abendmahl in der Zukunft gäbe: «Die Zeit ist reif! und die Zeit ist günstig! Die Verlautbarungen aus Rom oder aus den Bistümern klingen hoffnungsvoll!», bekannte der Bischof. 

Die Chatter waren sich einig, dass es in Zukunft sogar nötiger sei, dass Protestanten und Katholiken mit einer Stimme sprechen und sich des christlichen Glaubens gemeinsam vergewissern. Der Chatter «Trompeter» sprach von einer Sehnsucht nach Gemeinschaft, die stärker ausgedrückt werden müsse. «Steffen» forderte: «Wir müssen unseren Glauben gemeinsam vertreten und leben, nicht versteckt, nicht nur sonntags von 10 bis 11.» «MonaLisa» wiederum schrieb: «Gemeinschaft und Liebe ist, was für mich den Glauben stark macht, und wie schön ist es diesen mit anderen zu teilen.» «Susa» gab zu bedenken, dass das Zusammenrücken wohl noch einige Generationen brauchen werde, dass jedoch das Reformationsjubiläum ein großer Schritt vorwärts sei.

Auch der Bischof zeigte sich erfreut über die Auswirkungen der Reformationsfeiern auf die Ökumene. «Wir feiern allein in diesem Jahr drei große ökumenische Buß- und Versöhnungsgottesdienste.» Die Chatter berichteten außerdem über positive ökumenische Erfahrungen in ihren Gemeinden, wünschten sich aber für die Zukunft einen noch stärkeren Austausch und ein Zusammenwachsen.

Mit einem spontan formulierten Segen verabschiedete sich der Bischof um 21 Uhr von den Chattern: «Ich wünsche euch allen, dass ihr in diesem Frühjahr und Sommer gute Erfahrungen mit eurem Glauben macht und erlebt, dass ihr nicht allein seid: Viele sind mit euch unterwegs. Und vor allem: Gott begleite euch!»

Gute Resonanz und Einladung zum nächsten Chat im November

Der Moderator des Chats und Leiter des Medienhauses der Landeskirche, Pfarrer Christian Fischer, zeigte sich erfreut von der guten Resonanz auf das Gesprächsangebot und die konzentrierte Diskussion: «Wir waren uns bewusst, dass das Thema «Reformation und Ökumene» Erwartungen auch im Hinblick auf konkrete Schritte auslösen wird. Das starke Interesse zeigt, dass das Thema viele Menschen interessiert und sie sich schnellere Ergebnisse in der Ökumene, zum Beispiel beim Abendmahl wünschen.» Der Chat habe wieder einmal die Chance geboten, ganz ehrlich mit dem Bischof zu reden, ohne große Hürden, betonte Fischer, der die Internetnutzer zum nächsten «Bischofschat» am 20. November 2017 von 20 bis 21 Uhr einlud. Das Thema im Herbst: Der Buß- und Bettag.

Stichwort: Onlinechat mit Bischof Hein

Martin Hein ist im Onlinechat seit seiner Wahl zum Bischof der Evangelischen von Kurhessen-Waldeck im Jahr 2000 regelmäßig im Internet erreichbar. Um den Themenchat, der im Frühjahr und im Herbst eines jeden Jahres von der medio-Onlineredaktion im Medienhaus der Landeskirche veranstaltet wird, hat sich mittlerweile eine «Chattergemeinde» entwickelt. Neben Stammbesuchern gibt es auch feste Rituale, wie z. B. einen Schlusssegen, den der Bischof im Chatroom spricht. (20.04.2017)

Rückschau:

Martin Hein ist im Onlinechat seit seiner Wahl zum Bischof der Evangelischen von Kurhessen-Waldeck im Jahr 2000 regelmäßig im Internet erreichbar. Informieren Sie sich hier über frühere Chats: