Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Aug 2006

medio: Herr Bischof, Sie sind jetzt gerade aus dem Urlaub zurück, haben aber sicher die Nachrichten der letzten Tage verfolgt. Wie beurteilen Sie die momentane Lage im Libanon?

Bischof Hein: Die Lage im Libanon und in Nord-Israel ist weiterhin äußerst kritisch. Was mich bedrückt, ist die Art und Weise, wie dieser Konflikt eskaliert ist und dass es nicht gelungen ist, eine größere Militäraktion zu vermeiden. Inzwischen handelt es sich um einen offenen Krieg.

medio: Wo sehen Sie die Hauptursachen für diesen Krieg?

Bischof Hein: Die liegen weit zurück und haben mit der Situation des Vorderen Orients zu tun. Einerseits erkennen die arabischen Nachbarn den Staat Israel nicht an, auf der anderen Seite haben die Palästinenser im Gazastreifen und im Gebiet der Westbank über Jahrzehnte überhaupt keine positive Veränderung erfahren. Inzwischen habe ich den Eindruck, dass alle Parteien, aus welchen Gründen auch immer, vom Friedensprozess Abschied genommen haben. Die Situation im Libanon ist nach meiner Einschätzung auch dadurch bestimmt, dass der Libanon sehr lange Zeit unter der Vormacht Syriens stand, die auch weiterhin die Hisbollah unterstützen. Der Libanon befindet sich selbst in einer sehr fragilen Lage und kann nur bedingt autonom handeln.

medio: Was ist Ihrer Meinung nach das Gebot der Stunde?

Bischof Hein: Das Gebot der Stunde ist, dem Vorschlag der französisch-amerikanischen Resolution im UN-Sicherheitsrat zu folgen und zu einer Waffenruhe zu kommen, ganz gleich, wie jetzt diese Waffenruhe genau definiert wird. Es kann nicht angehen, dass weiterhin vom Süden Libanons nach Israel Raketen geschossen werden und umgekehrt die Besetzung  eines freien Staates durch Israel erfolgt. Insgesamt denke ich, es sollte die Autonomie des Libanon als solche gestützt werden. Deshalb darf es nicht dazu kommen, dass Beirut weiterhin unter permanentem Beschuss liegt und in Schutt und Asche gelegt wird.

medio: Zur Stabilisierung des Libanon wird auch an eine internationale Schutztruppe gedacht  - unter deutscher Beteiligung …

Bischof Hein: Zunächst muss man sagen, dass jede Schutztruppe nur in die vorgesehene Pufferzone einrücken wird, wenn Waffenstillstand herrscht. Sofern das nicht der Fall ist, werden die UN keine Truppen dorthin senden, weil sie sich dann unmittelbar im militärischen Konfliktgebiet befinden. Eine Beteiligung der Bundeswehr an diesem Einsatz halte ich genauso für möglich, wie die Bundeswehr jetzt etwa im Kongo beteiligt ist.

medio: Werfen wir einen Blick auf die Menschen im Libanon. Welche Beziehungen hat die Landeskirche zu Kirchen in der Region?

Bischof Hein: Wir haben intensive freundschaftliche Beziehungen zur Rum-orthodoxen Kirche, die im Libanon und in Syrien beheimatet ist. Ebenso sind wir mit der evangelischen Gemeinde im Beirut verbunden, in der früher zwei kurhessische Pfarrer Dienst getan haben. Ich habe während meines Urlaubs ein Schreiben an Patriarch Ignatius IV. von der Rum-orthodoxen Kirche in Damaskus gerichtet, in dem wir die Solidarität der Landeskirche mit den rum-orthodoxen Christen zum Ausdruck gebracht haben. Dies hat der Patriarch als ein deutliches Zeichen der Anteilnahme wahrgenommen und entsprechend geantwortet. Die Landeskirche hat ihrerseits zwei Beschlüsse gefasst: zum einen mit einem Betrag von 10.000 Euro unmittelbar unsere freundschaftlich verbundene orthodoxe Kirche zu unterstützen und zum anderen der evangelischen Gemeinde in Beirut den gleichen Betrag zukommen zu lassen.

medio: Was können denn die Christen in Deutschland tun? Die Spendenbereitschaft ist ja bisher noch recht verhalten …

Bischof Hein: Die Christen in unserer Landeskirche können unserem Aufruf zu Spenden auf das Konto des Antiochia-Ausschusses nachkommen, aber sie können tun, was Christen immer in solchen Situationen tun: Für den Frieden beten!
Außerdem ist es wichtig, dass die persönlichen Kontakte fortgeführt werden, auch durch E-Mails, so dass die Christen in diesem Gebiet, die oft zwischen alle Parteien geraten, spüren: Andere stehen hinter ihnen.

medio: Wie zufrieden sind Sie mit der deutschen Außenpolitik im Libanonkonflikt?

Bischof Hein: Insgesamt gesehen ist es ja überraschend, dass der deutsche Außenminister inzwischen der beliebteste Politiker der Großen Koalition ist. Ich denke, es ist eine Außenpolitik mit Augenmaß. Wir sollten als Deutsche auch nicht glauben, wir würden sehr viel Entscheidendes ändern. Es gibt andere Länder, die erheblich stärkeren Einfluss im Vorderen Orient haben.

medio: Wenden wir uns der Innenpolitik zu, Herr Bischof. Die Große Koalition hat einige Reformvorhaben auf den Weg gebracht. Stichworte: Elterngeld, Gesundheitsreform. Sind Sie zufrieden mit den Reformansätzen?

Bischof Hein: Ich habe den Eindruck, und sage das auch offen, diese Große Koalition ist äußerst mutlos. Es gibt die einmalige Chance, tatsächlich in den nächsten Jahren parteiübergreifend mit einer satten Mehrheit im Bundestag weit reichende Entscheidungen zu treffen. Diese sind möglicherweise auch unpopulär. Aber das ganze droht wieder im Parteiengezänk und in der Positionierung mit Blick auf Landtagswahlen zu verwässern.
Was sich gegenwärtig als «Gesundheitsreform» darstellt, ist nur ein kleinster gemeinsamer Nenner und verdient das Wort Reform aus meiner Sicht nicht.

medio: Ihr Tipp für die Regierung?

Bischof Hein: Die Sommerpause kann dazu dienen, Bilanz zu ziehen und zu fragen: Was ist wirklich bisher erreicht worden? Ich empfehle allen Politikern und Politikerinnen der Großen Koalition, im Herbst noch einmal neu durchzustarten.

medio: Werfen wir einen Blick auf Hessen. Dort ist geplant, Studiengebühren einzuführen. Die Kirche hat sich dazu bisher nicht geäußert, wie ist Ihre Position zu der geplanten Einführung?

Bischof Hein: Studiengebühren gelten inzwischen als ein probates Mittel, um die finanzielle Ausstattung der einzelnen Universitäten zu verbessern. In einigen Ländern sind sie eingeführt worden, in anderen werden sie kommen. Ich gehe davon aus, dass in ganz Deutschland Studiengebühren eingeführt werden.
Unsere Landeskirche hat intern bereits eine entsprechende Stellungnahme nach Wiesbaden geleitet. Da geht es zum einen um die Frage der Überprüfung, ob Studiengebühren mit der Hessischen Verfassung tatsächlich in Einklang zu bringen sind, zum anderen ist zu fragen, ob die sozialen Belange der Studierenden ausreichend berücksichtigt werden. Nun hat das Ministerium inzwischen Nachbesserungen angekündigt. Im Übrigen muss gewährleistet sein, dass die Studiengebühren, wenn sie eingeführt werden, den Universitäten in vollem Maß zugute kommen. Die staatlichen Zuschüsse für die Universitäten dürfen also nicht in entsprechender Höhe gekürzt werden. Insofern kann ich Studiengebühren allenfalls zustimmen, wenn dadurch eine bessere Ausstattung der Universitäten erreicht wird.

medio: Und wie beurteilen Sie den Vorwurf der Studierenden, hier würden letztendlich viele Menschen in Zukunft vom Studium ausgeschlossen?

Bischof Hein: Ich denke, die Darlehensregelungen müssen sozial ausgewogen sein und dürfen nicht zu einer negativen sozialen «Auslese» führen.

medio: Vieles soll in Zukunft mehr kosten. Die Bundesregierung plant die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Befürchten Sie auch Auswirkungen auf die Landeskirche?

Bischof Hein: Unmittelbar nicht, weil wir an diesen indirekten Steuern natürlich nicht partizipieren. Ich denke eher, dass es in diesem Jahr einen stärkeren Konsumaufschwung geben wird, weil Einkäufe vorgezogen werden. Auf Dauer werden wir mit 19 Prozent Mehrwertsteuer leben, und wir sind meines Wissens damit in Europa noch nicht einmal an erster Stelle.
Aber machen wir uns nichts vor: Alles, für das wir auch in den Gemeinden Mehrwertsteuer zahlen, wird teurer: zum Beispiel das Heizen oder Investitionen im Baubereich. Und das alles unter der Maßgabe, dass wir unsererseits in moderater Weise den eigenen Haushalt reduzieren müssen. Insofern greift die Mehrwertsteuererhöhung natürlich in die mittelfristige Finanzplanung der Landeskirche ein.

medio: Stichwort Landeskirche: Auch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck befindet sich in einem Reformprozess. Wo stehen wir im Bezug auf die Kirchenkreise?

Bischof Hein: Die gegenwärtigen Ergebnisse des Strukturausschusses werden wohl dahin führen, dass weiterhin das Prinzip der Freiwilligkeit bestimmend bleibt. Wo es notwendig ist, werden sich die Kirchenkreise zu engeren Kooperationsmöglichkeiten zusammenschließen. Möglicherweise wird es auch zu Fusionen von Kirchenkreisen kommen. Aber hier wird es nach meiner Einschätzung keine einheitliche Vorgabe der Landeskirche geben. Das haben die Diskussionen im Strukturentwicklungsausschuss und in den anderen Ausschüssen während der letzten Jahren deutlich gezeigt. Hier gibt es starke Beharrungskräfte.

medio: … als der Reformprozess startete, sah das noch ganz anders aus …

Bischof Hein: ... das hat auch entsprechende Widerstände ausgelöst. Und es muss, wenn es zu einer Verringerung von Kirchenkreisen käme, ganz deutlich sein, dass damit auf der einen Seite die Effizienz gefördert wird, zum anderen deutliche Einspareffekte möglich werden. Dass dies allein durch eine Reduktion von Kirchenkreisen gelingt, ist von vielen eher in Frage gestellt worden.

medio: Auch die Verwaltung wurde reformiert und das Amt für kirchliche Dienste in das Landeskirchenamt integriert. Wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung?

Bischof Hein: Dieses Reformvorhaben konnten wir erfolgreich abschließen. Die Anzahl der Dezernate ist deutlich vermindert worden und wird auch in der weiteren Zeit reduziert werden. Ich denke, dass wir den Endzustand in den Jahren 2010 / 2011 erreicht haben. Das ist für eine Behörde vergleichbarer Größe relativ schnell! Es war bisher das weit reichendste Reformvorhaben - und es hat viele verwundert, dass ausgerechnet das Landeskirchenamt sich als derart reformfreudig erweist. Es gab einen intensiven Beteiligungsprozess, auf den wir einerseits stolz sind, der andererseits auch sehr viel Zeit gekostet hat. Rückblickend denke ich, dass bestimmte Entscheidungen schneller hätten umgesetzt werden können. Nun sind wir endlich zu einem ersten Abschluss gekommen, so dass wir sagen können: Das Landeskirchenamt als Ganzes stellt sich auf die veränderten Rahmenbedingungen ein und erweist sich zunehmend als Dienstleistungseinrichtung, die den Gemeinden und Kirchenkreisen zugute kommt. Wir müssen als Landeskirchenamt nicht immer alle Dinge an uns ziehen.

medio: Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat Reformvorschläge vorgestellt. Die sehen unter anderem die Fusion von Landeskirchen und den Abbau von Pfarrstellen vor. Welche Rolle spielen diese Vorschläge in Ihren persönlichen Überlegungen?

Bischof Hein: Die von der Synode beschlossene Einleitung von Gesprächen zu mehr Kooperation mit unserer hessischen Schwesterkirche in Hessen und Nassau ist nicht erst aufgrund des Impuls-Papiers der EKD entstanden, sondern hat sich aus sachlogischen Einsichten viel früher ergeben. Mögliche Veränderungen werden sich also im Bereich der beiden Landeskirchen ergeben. Das wollen wir bis zum Herbst soweit bringen, dass die Synode inhaltlich darüber beraten kann. Für die einzelnen Dinge vermag ich noch nichts zu sagen, aber wir haben den festen Willen, die Kooperation mit Hessen und Nassau zu intensivieren.
Das Votum des Impuls-Papiers der EKD zur Reduzierung von Pfarrstellen insgesamt halte ich für den Bereich unserer Landeskirche für unangemessen. Wir haben sehr bewusst eine Entscheidung getroffen, auch weiterhin ein vergleichsweise dichtes Netz von Pfarrstellen im Haushalt zu finanzieren. Und davon wird uns auch das Impuls-Papier der EKD nicht abbringen. Ich habe den Eindruck, dass das Impuls-Papier die Situation vor allem der östlichen Gliedkirchen in Deutschland in den Blick nimmt, die ihrerseits kaum noch in der Lage sind, dem Anspruch einer personellen Präsenz vor Ort zu genügen. Für uns gilt weiterhin: Wir wollen, dass Pfarrer und Pfarrerinnen vor Ort vorhanden und erkennbar sind.

medio: Herr Bischof, werfen wir einen kurzen Blick zurück auf wichtige Ereignisse in unserer Landeskirche im Jahr 2006. Die Evangelische Kirche hat sich an einigen Großereignissen beteiligt, andere selbst durchgeführt. Wir bitten Sie jeweils um ein kurzes Fazit. Unser erstes Stichwort: «Fußballweltmeisterschaft».

Bischof Hein: Eine tolle Erfahrung! Deutschland hat sich als ein freundliches Gastgeberland mit viel Begeisterung dargestellt. Das habe ich auch jetzt während meines Urlaubs in Portugal erlebt, wo manche sofort auf die Weltmeisterschaft zu sprechen kamen, sobald sie hörten, dass ich Deutscher sei. Diese Freundlichkeit eines völlig unprätentiösen Patriotismus, die würde ich mir auch weiterhin in Deutschland wünschen. Und dazu noch ein bisschen weniger Verbissenheit und Gejammer.
Für unsere Gemeinden war das Public-Viewing schlichtweg genial. Und in welcher Weise unsere Kirchengemeinden dies auch zu kirchlichen Aktivitäten genutzt haben, verdient allergrößten Respekt. Wenn ich bei Spielen in Gemeinden oder bei Gruppen gewesen bin, konnte man wieder entdecken, was früher einmal das Fernsehen ausgemacht hat: Fernsehen führt nicht in die Vereinzelung, sondern in die Gemeinschaft. Und das im kirchlichen Umfeld zu erleben, war wunderschön.

medio: Stichwort «Landeskirchentag» ...

Bischof Hein: Der Landeskirchentag hat wieder einmal gezeigt, wie lebendig und vielgestaltig unsere Landeskirche ist. Ich hoffe, dass die Begeisterung, die ich bei vielen gespürt habe, anhält. Wir werden nicht jedes Jahr solch ein Ereignis stemmen können. Fünf bis sechs Jahre braucht es, bis ein Landeskirchentag wieder stattfindet. Wir sind gerade dabei, eine Auswertung vorzunehmen, um dann weiter zu sehen. Ich hätte mir natürlich etwas mehr Resonanz gewünscht. Aber ich glaube, dass tatsächlich das vergleichsweise schlechte Wetter an zwei Tagen dazu geführt hat, dass die Beteiligung geringer ausfiel als erwartet. Und es wird deutlich: Landeskirchentage sind, auch wenn sie den Anspruch haben, für die ganze Landeskirche zu stehen, eher regionale Ereignisse. Wenn es gelingt, die Region zu mobilisieren, kann man damit gut leben.

medio: Schlechtes Wetter gab es teilweise auch beim Hessentag mit dem kirchlichen Begleitprogramm.  «Kirche auf dem Hessentag 2006» - Ihre Bilanz?

Bischof Hein: Wir waren mittendrin - und das fand ich schön. Weil der Hessentag versucht, das «Wir-Gefühl» in Hessen zu stärken, ist er eigentlich ohne Beteiligung der Kirchen gar nicht denkbar. Wir haben das Glück, dass die nächsten Hessentage überwiegend im Bereich unserer Landeskirche stattfinden. 2008 werden wir in Homberg an der Efze und 2009 in Langenselbold mit dabei sein. Da müssen wir uns in gleicher Weise engagieren. Zum «Wir-Gefühl» in Hessen gehören nicht nur traditionell, sondern auch aktuell die Kirchen hinzu!

medio: Auch bei der Landesgartenschau in Bad Wildungen gibt es ein großes kirchliches Engagement, sogar einen eigenen Pavillon. Ihre Zwischenbilanz?

Bischof Hein: Dazu ist es noch etwas zu früh. Die Landesgartenschau findet ja bis Oktober statt.
Schon jetzt lässt sich jedoch sagen: Noch stärker als in Hanau haben wir davon profitiert, dass bei der Landesgartenschau in Bad Wildungen der Kirchenpavillon an einem zentralen Ort platziert war. Es ist doch biblisch gesehen nahe liegend, dass wir den Gedanken der Bewahrung der Schöpfung und der Freude an Gottes Natur aufnehmen und in den Zusammenhang des Lebens und des Glaubens von Menschen einbinden. Also hier ziehe ich eine ausgesprochen positive Zwischenbilanz.

medio: Wenn Sie an künftige Großereignisse in Kurhessen-Waldeck denken: Wo sollte unsere Kirche einen besonderen Akzent setzen?

Bischof Hein: Bei solchen Veranstaltungen, die nicht in erster Linie von der Kirche verantwortet werden. Sie bieten uns die Möglichkeit zu zeigen, was wir als Volkskirche sein wollen: Eine Kirche für die Menschen.
Ich glaube, es ist sinnvoll, wenn wir noch stärker als zuvor diese Großereignisse im kulturellen und politischen Bereich nutzen, zumal uns die Beteiligung daran immer von den Trägern auch eingeräumt wird.

medio: Herr Bischof, zum Schluss eine persönliche Frage: Sie kommen gerade aus dem Urlaub und haben Kraft geschöpft. Wo möchten Sie persönlich in den kommenden Monaten  besondere Akzente setzen?

Bischof Hein: Da ist mir die ökumenische Dimension wichtig. Ich bin erneut in den Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf gewählt worden. Der tagt Anfang September. Dort steht die Frage an, wie sich die Zukunft der ökumenischen Bewegung entwickelt. Da möchte ich mich persönlich in dem gebotenen Maß, wie es mir zur Verfügung steht, einbringen.
Ein zweiter Punkt: Ich denke, dass in dem Impulspapier der EKD der Gedanke der Bildung zu recht sehr stark in den Vordergrund gerückt worden ist. Da haben wir in Kurhessen-Waldeck in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen. Das würde ich gerne fortführen.
Und was mir besonders wichtig ist: Unsere Kirche lebt nicht, weil sie eine vergleichsweise gute finanzielle Ausstattung hat, sondern sie lebt, weil sie glaubt. Das ist für mich das Entscheidende! Ich habe die Absicht, meinen Bericht vor der Synode im Herbst unter die Überschrift zu stellen: «Bekannter Glaube.» Wir müssen uns wieder klarmachen: Die Kirche ist dazu da, das Evangelium zu bezeugen und Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Das gibt den entscheidenden Halt und die entscheidende Orientierung.

medio: Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt, diese Akzente weiter voranzubringen und bedanke mich für dieses Gespräch.

Das Interview führte Pfarrer Christian Fischer, Redaktionsleiter der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» in Kassel am 7. August 2006.