Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 19 Mär 2013

Niedergründau (medio). Bischof Prof. Dr. Martin Hein hat sich zu einem Gespräch mit Spitzenvertretern des Hessischen Bauernverbandes getroffen. Zusammen mit Propst Bernd Böttner (Hanau), Dekan Klaus-Peter Brill (Gelnhausen) und Pfarrer Dr. Jochen Gerlach vom Referat Wirtschaft-Arbeit-Soziales des Landeskirchenamtes in Kassel informierte sich Hein am 13. März über die Entwicklung und die Herausforderungen des landwirtschaftlichen Betriebes «Friedrichshof» in Niedergründau, einem der größten Milchviehbetriebe Hessens, teilte Bildungsreferentin Ute Göpel vom Referat Wirtschaft-Arbeit-Soziales mit. Der Hessische Bauernverband war vertreten durch seine Vizepräsidenten Heinrich Heidel (MdL) und Armin Müller sowie Generalsekretär Peter Voss-Fels.

Die Anzahl der Landwirte, die für die Erzeugung unserer Lebensmittel sorgten, werde immer kleiner, sagte Friedhelm Schneider, der in seinem familiengeführten Unternehmen rund 480 Milchkühe hält und zwei Biogasanlagen betreibt. Schneider beklagt, dass die Betriebe von immer weniger landwirtschaftlichen  Unternehmern geführt werden würden, die von ihrer Profession überzeugt seien - egal ob konventionell oder ökologisch wirtschaftend. Für Bischof Hein stehe die Kirche im ländlichen Raum vor ähnlichen Herausforderungen. Besonders in den nordhessischen Regionen (z.B. Werra-Meißner-Kreis) zeigten sich die Auswirkungen des demographischen Wandels, so Hein. Es gehöre zum kirchlichen Auftrag, Fragen nach der Zukunft der Landbewirtschaftung, nach Nahrungsmittel- und Ernährungssouveränität und dem Erhalt einer nachhaltigen Existenzgrundlage für die Menschen in der Landwirtschaft zu stellen, so der Bischof.

Aus Sicht des Bischofs sei die Landwirtschaft in den letzten zwanzig Jahren insgesamt «ökologischer» geworden, berichtete Göpel weiter. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Haltungsbedingungen der Tiere seien deutlich verbessert worden. Eine Aufteilung in «gute» oder «schlechte» Landwirte sehe Hein nicht. Allerdings würde die Unterteilung in «konventionell» oder «ökologisch» wirtschaftende Betriebe im gesellschaftlichen Diskurs immer wieder zu Missverständnissen führen, ergänzte Schneider. Die Präsidiumsmitglieder des Hessischen Bauernverbandes stellten fest, dass der Verband alle hessischen Agrarbetriebe berufsständisch vertrete, ganz gleich ob konventionell oder ökologisch wirtschaftend.

Ein weiteres Thema des Gesprächs war die Neuverpachtung kirchlicher Flächen, bei der traditionell «mit harten Bandagen» um die Flächen gerungen werde, so Göpel weiter. Die Teilnehmer berichteten, dass bei Neuverpachtungen kirchlicher Flächen gelegentlich der Eindruck entstehe, Kirche ginge es dabei «vornehmlich ums Geld». Dem widersprach Bischof Hein ganz entschieden. Man habe den verpachtenden Kirchenvorständen Kriterien an die Hand gegeben, die als Orientierungshilfen und nicht als Beschränkung gedacht seien. Die Kirche habe ein großes Interesse an einer nachhaltigen Nutzung der Flächen, die Entscheidung liege in jedem Fall bei dem jeweiligen Kirchenvorstand vor Ort, so Hein.

Neben den Vertretern des Hessischen Bauernverbandes waren bei dem Besuch auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig e.V., Bruno Wörner, und Geschäftsführer Rainer Seimetz anwesend. Vom Referat Wirtschaft-Arbeit-Soziales nahm zudem Hartmut Schneider vom Bereich «Familie&Betrieb - Ländliche Familienberatung» teil. Die Gespräche zwischen Kirchenleitung und Bauernverband werden regelmäßig geführt. (18.03.2013)