Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Aug 2013

Jesberg-Reptich (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Prof. Dr. Martin Hein, hat vom 18. bis 21. August den Evangelischen Kirchenkreis Fritzlar bereist. Im Rahmen seiner Bischofsvisitation informierte sich Hein am Dienstag (20.8.) mit seiner Delegation auch über die Situation der Landwirtschaft in der Region und besuchte dazu den Hof der Patronatsfamilie von Loewenstein in Jesberg-Reptich, berichtete Karl-Günter Balzer, Pfarrer im Dienst auf dem Land der EKKW.

Hans-Wernher von Loewenstein stellte bei dem Gespräch fest, dass weltweit Flächen für die Produktion von Nahrungsmitteln immer knapper werden. Täglich würden allein in Deutschland 87 Hektar Boden unter Beton und Asphalt verschwinden. Von Loewenstein wies darauf hin, dass weltweit die vierfache Bodenfläche benötigt werden würde, wenn alle Menschen einen an US-amerikanischen Maßstäben gemessenen Fleischkonsum beanspruchten.

Unter diesen Bedingungen hat sich die Landwirtschaft in den letzten Jahren stark verändert, sagte der Geschäftsführer im Kreisbauernverband Schwalm-Eder, Dr. Bernd Wenck. Bereits am Vortag hatte sich Bischof Hein beim Besuch des Landmaschinenherstellers «Claas» in Fritzlar davon überzeugen können, wie groß mittlerweile die Landmaschinen sind, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Wenck erläuterte am Beispiel der Ernte, dass ein moderner Mähdrescher heute innerhalb von einer halben Stunde den Weizen auf einem Hektar Ackerfläche aberntet. 1950 brauchte dafür ein Bauer noch 100 Stunden, so Wenck.

Landwirte unter enormem Druck - Nachfrage nach Ackerflächen groß

Im Gespräch sei aber auch die Kehrseite dieser Entwicklung zur Sprache gekommen, so Pfarrer Balzer. Deutlich wurde dabei, dass auf den Landwirten ein enormer Druck zur Investition und Vergrößerung laste. Die Nachfrage nach Ackerfläche sei enorm und das führe zu steigenden Bodenpreisen. Bischof Hein wies in diesem Zusammenhang auf die landeskirchliche Empfehlung hin, in Pachtverhandlungen nicht nur den Preis zur Entscheidungsgrundlage zu machen. Weitere zu berücksichtigende Faktoren seien z.B. wie ein Bauer wirtschafte und ob er im Ort beheimatet sei, so Hein. Das zu verpachtende Land gehöre allerdings den Kirchengemeinden und somit hätten die Kirchenvorstände letztlich zu entscheiden. Zum Thema Gentechnik verteidigte der Bischof ausdrücklich das Verbot der Landeskirche, gentechnisch veränderte Pflanzen auf Kirchenland anzubauen.

Image der Landwirtschaft verbesserungsbedürftig - Auch Pfarrer können helfen

Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass das Image der Landwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung verbessert werden müsse. Prof. Dr. Winfried von und zu Urff forderte, in den Schulen nicht mehr ein romantisierendes, sondern ein realistisches Bild von Landwirtschaft zu verbreiten. Weitere Anknüpfungspunkte wurden zudem in der Kommunikation zwischen Bevölkerung und Bauern gesehen, z.B. bei Hoffesten oder Führungen. Außerdem komme den Pfarrerinnen und Pfarrern eine wichtige Rolle zu. Die Pröpstin des Sprengels Hersfeld, Sabine Kropf-Brandau, sieht einen wichtigen Ansatz im Gespräch zwischen Bauern und Pfarrern. Kropf-Brandau regte an, dazu bereits in der Vikarsausbildung Elemente zu verankern, die eine spätere Kommunikation fördern können. (22.08.2013)

Download:

Hier können Sie die Predigt von Bischof Hein im Eröffnungsgottesdienst der Bereisung am Sonntag in Fritzlar im Wortlaut lesen:

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Linktipp:

Den Evangelischen Kirchenkreis Fritzlar finden Sie im Internet unter:

kirchenkreis-fritzlar.de