Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Nov 2009

Schmalkalden (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, hat anlässlich des 71. Jahrestages der Reichspogromnacht zur Erinnerung gemahnt. In einer Ansprache am Ort der zerstörten Synagoge im thüringischen Schmalkalden sagte der Bischof am  Montag: «Die Erinnerung an das Geschehen vor 71 Jahren lässt sich nicht tilgen oder bemänteln.»

Niemand sei hier unberührt und unbeteiligt, weil auch die Nachgeborenen in diese Geschichte und ihre Folgen verwoben seien. Hein warnte davor, die Zerstörung der Synagogen und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung als bedauerliche Ausnahmen oder vereinzelte Auswüchse zu bezeichnen. «Der Boden war längst vorbereitet, und nur wenige waren hellsichtig und mutig, dagegen ihre Stimme zu erheben», betonte Hein.

Den Jahrestag der Pogromnacht als «Tag zaghafter Hoffnung» begehen

Es sei deshalb notwendig, nach der Schuld und nach Gottes Treue zu fragen, erklärte der Bischof. Die Frage nach der Schuld sei nicht erledigt; sie werde sich weiterhin stellen – und sei es durch andere, die danach fragten. In diesem Zusammenhang sei auch die Frage nach Gottes Treue zu stellen. «Niemals hat Gott sein erwähltes Volk verlassen, selbst da nicht, als Deutsche sich anschickten, es endgültig beseitigen zu wollen», sagte Hein. Die Deutschen hätten die Folgen ihres Verhaltens später bitter zu spüren bekommen. Dass dies nicht das endgültige Ende bedeutet habe, verdankten auch die Deutschen «der unverdienten Treue und Zuwendung Gottes.» Der Jahrestag der Reichspogromnacht könne ein Tag zaghafter Hoffnung sein. «Was uns als Christen mit Juden verbindet, ist die unverbrüchliche Treue Gottes, aus der wir leben und uns gegenseitig befreit, bei allen Vorbehalten und möglichen Ängsten dennoch aufeinander zuzugehen», erklärte Hein. (10.11.2009)