Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Jul 2007

Kassel (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, hat zum Dialog zwischen Kirche und Naturwissenschaften aufgerufen. In einem Brief an die Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche erklärt der Bischof, es gehe darum, „die jeweiligen Einsichten konstruktiv zueinander in Beziehung zu setzen – und zwar ohne jeweilige Vereinnahmung.“ Hein reagierte damit auf die Debatte um Äußerungen der hessischen Kultusministerin Wolff, die gefordert hatte, die biblische Schöpfungslehre auch im Biologieunterricht zur Sprache zu bringen. Den Vorwurf, die Ministerin habe damit die Einführung eines fundamentalistischen Kreationismus als ernstzunehmender Theorie in den Biologieunterricht beabsichtigt, wies der Bischof als unbegründet zurück. Vielmehr stelle der Lehrplan „Biologie“ für den gymnasialen Bildungsgang des Hessischen Kultusministeriums aus dem Jahr 2005 für die 12. Jahrgangsstufe zum Thema Evolution fest: „Auseinandersetzungen mit philosophischen und religiösen Aussagen müssen die naturwissenschaftliche Diskussion ergänzen und erweitern.“

"Vernunft und Glaube haben sich mehr zu sagen, als gegenwärtig zu lesen ist"

Zugleich erteilte der Bischof Warnungen vor einer Behandlung christlicher Glaubensinhalte in profanen Pflichtfächern eine Absage. Dies zeige ein unzureichendes Verständnis des Verhältnisses von Naturwissenschaft und Theologie, aber auch vom Erfordernis einer interdisziplinären Begegnung unterschiedlicher Unterrichtsfächer. „Zu glauben, Biologie und christlicher Glaube hätten nichts miteinander zu tun und müssten deutlich voneinander geschieden werden, wird weder dem christlichen Bemühen um Wahrheitserkenntnis noch einem reflektierten Selbstverständnis der Naturwissenschaften gerecht“, erklärte Hein. Die Auseinandersetzung um das Verhältnis von Naturwissenschaften und Religion dürfe nicht hinter das Niveau zurückfallen, das in den wissenschaftlichen Diskursen der vergangenen Jahre mühsam erreicht wurde. „Vernunft und Glaube, Naturwissenschaft und Theologie haben sich mehr zu sagen, als was gegenwärtig zu lesen ist“, betonte Hein. (09.07.07)

Brief des Bischofs an die Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche:

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