Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Sep 2013

Kassel (epd). Kirchengebäude in Städten sollen nach den Worten des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, stärker als öffentliche Foren genutzt werden. In Kirchen solle die Vielfalt des städtischen Lebens zum Ausdruck kommen, sagte Hein beim Evangelischen Forum in Kassel am Donnerstagabend (05.09.). Es sei sinnvoll, die Kirchen nicht nur an Sonntagen, sondern auch an weiteren Tagen für Veranstaltungen, Debatten und andere Aktivitäten zu öffnen. Angst, die Kirchen könnten dadurch «entweiht» werden, brauche dabei niemand zu haben.

Hein, der zum Thema «Religion in der Stadt» referierte, sprach sich zudem für eine stärkere öffentliche Kommunikation der Kirche aus. Diese müsse sich erkennbar machen und für sich werben. «Unauffälligkeit hat oft genug das Gesetz des kirchlichen Handelns bestimmt», sagte er. Allerdings müsse das, wofür geworben werde, dann auch eingelöst werden.

Hein wies ferner darauf hin, dass das Christentum von seinem Ursprung her eine Stadtreligion sei. So habe sich die erste christliche Gemeinde in Jerusalem gebildet. Durch den Apostel Paulus habe sich der christliche Glaube vor allem in den Städten ausgebreitet. Auch die großen Reformatoren hätten in städtischen Gebieten gewirkt.

Das einstige Monopol der Kirche auf Sinnstiftung in der Stadt sei heute jedoch vorbei, sagte Hein. Dennoch kehre das Religiöse immer mehr in die Städte zurück, wenn auch in anderer Form. «Religion gibt es nur noch im Plural», sagte er. Bezeichnend sei, dass viele Menschen sich ihre eigene Religion zusammenstellten. Diese «Cityreligion» habe einen oberflächlichen Charakter und sei spaßbetont. «Die großen Städte sind voll von Göttern», sagte Hein.

Heins Vortrag war Abschluss einer Reihe von Vorträgen zum Thema «Die Geschichte der Religion in Kassel». Ein gleichnamiges Buch mit insgesamt 13 Vorträgen, darunter auch der von Martin Hein, wurde am gleichen Abend von dem Herausgeber, Dekan Hermann Köhler, vorgestellt. Der Band ist ein Beitrag des Evangelischen Forums zum 1.100-jährigen Stadtjubiläum Kassels, das in diesem Jahr gefeiert wird. (06.09.2013)