Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Aug 2007

Kassel (epd/medio). Ein nachhaltiger Frieden im Kosovo kann nur geschaffen werden, wenn dieser eine eigene Form der Selbstständigkeit erhält. Diese Auffassung vertrat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, nach einem Besuch des deutschen Kontingents der multinationalen Kosovo-Streitkräfte (KFOR) in Prizren.

Hein war auf seiner Reise vom 9. bis 13. August vom zuständigen Leitenden Militärdekan Ulrich Brates (Mainz) begleitet worden. Derzeit kommen rund ein Fünftel der 3.200 Soldaten des Kontingents aus Nordhessen.
Die Situation im Kosovo sei «in Maßen» mit der von 1945 in Deutschland vergleichbar, erklärte Hein. Auch in Deutschland habe man 20 bis 30 Jahre gebraucht, um sich mit den neuen Realitäten abzufinden, sagte der Bischof im Hinblick auf die Vertreibungen, denen die Serben durch die Kosovo-Albaner ausgesetzt waren. Serben leben im Kosovo derzeit vor allem im Norden. In die anderen Landesteile trauten sich die meisten Vertriebenen nicht mehr zurück.

In der Nähe von Prizren im Süden habe er zwei serbisch-orthodoxe Mönchsklöster aufgesucht, berichtete Hein. Die Bewohner würden rund um die Uhr von 20 KFOR-Soldaten bewacht und hätten als «kleine Provokation» eine serbische Flagge gehisst. Nach Lage der Dinge werde es keine schnelle Lösung für den Kosovo geben, prognostizierte Hein. «Die Bundeswehr richtet sich jedenfalls auf eine längere Anwesenheit ein».

Als erfreulich bezeichnete Hein die Aufnahme durch die Soldaten im Feldlager bei Prizren. An einem Gottesdienst hätten 150 Soldaten teilgenommen, darunter ein Chor unter der Leitung eines Majors aus Wolfhagen. Die Soldaten würden jeweils für vier Monate Dienst tun, dann kehrten sie nach Deutschland zurück. Das Lager dürfe nur für dienstliche Aufträge verlassen werden. «Oberflächlich betrachtet ist die Lage im Kosovo derzeit ruhig», bilanzierte Hein.

Die Entwicklung im Kosovo verdiene insgesamt mehr Aufmerksamkeit, sagte der Bischof. Das derzeitige Medieninteresse am Afghanistan-Einsatz lasse bei vielen der im Kosovo stationierten Soldaten den Eindruck entstehen, in einem «vergessenen Kontingent» Dienst zu tun. «Aber der Kosovo ist ein Teil Europas», sagte Hein. Die KFOR-Truppe war 1999 nach Beendigung des Kosovo-Krieges aufgestellt worden. Sie untersteht der Nato. (14.08.2007)