Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Nov 2008

Kassel (medio). «Kann man mit Ehrlichkeit Erfolg haben?» und  «Wo sind Notlügen erlaubt?» - Zwei von zahlreichen Fragen, denen sich der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, am Donnerstagabend im «Bischofschat» auf busstag.de stellte. Im Gespräch mit ca. 30 Chattern machte der Bischof Mut zu mehr Ehrlichkeit, weil nur Ehrlichkeit Vertrauen schaffe: «Wenn ich flunkere, wird das ganz schnell durchschaut, privat wie beruflich», sagte Hein im Chat. Die Kirche sei der richtige Raum, um ehrlich über Stärken und Schwächen zu sprechen, zum Beispiel am Buß- und Bettag.

Bischof Hein hatte unter dem Motto «Ehrlich?» zu der Diskussion eingeladen und beantwortete die Fragen der Chatter im Sekundentakt: «Wer glaubt denn derzeit noch einem Politiker in Hessen, was er sagt?», fragte eine Teilnehmerin. Bischof Hein nahm allerdings die Politiker vor pauschalen Verurteilungen in Schutz: «Ich wehre mich dagegen, Politiker immerfort abzustempeln als solche, die es mit der Wahrheit nicht ernst nehmen», so Hein.  «Ich glaube und vertraue auch Politikern, wenn ich fühle, die meinen es ehrlich».

Hein erntete dafür Zustimmung in der Gesprächsrunde:  «Niemand hat für alle Probleme eine Patenlösung, das müssen wir auch Politikern zugestehen», urteilten einzelne Teilnehmer.

Hein: «Moralische Instanz ist nicht die Kirche sondern Wort Gottes»

Die Politik benötige dringend Menschen, die ihre eigene Meinung ehrlich vertreten, schließlich seien herausragende Politiker auch keine Mitläufer gewesen, sagte Hein. Er unterstrich, dass auch in den Kirchen gestritten und diskutiert werden müsse, wenn es ehrlich zugehen soll. Auf die mehrfach geäußerte Bitte, die Kirche solle sich als moralische Instanz deutlicher zu Wort melden, entgegnete Hein: «Die moralische Instanz ist nicht die Kirche, sondern das Wort Gottes und darauf hat die Kirche zu verweisen!» Wenn sie an Gottes Willen glaubwürdig erinnere, dann werde die Kirche auch ernst genommen, so der Bischof.

Erfolgreiche Kampagne zum Buß und Bettag

Der Chat bildete den Abschluss der diesjährigen Buß und Bettagskampagne unter dem Motto: «Ehrlich». Mit Gottesdiensten, Zeitungsanzeigen und dem Internetangebot auf busstag.de hatte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ein Zeichen zur Selbstbesinnung setzen wollen. Der Erfolg der Kampagne übertraf in diesem Jahr die Erwartungen der Veranstalter.  So riefen die Internetnutzer binnen weniger Tage mehr als 100.000 mal die Seiten der Kampagne auf, zahlreiche Menschen trugen sich in die Gebetsforen ein, über 500 Menschen beteiligten sich allein an einer Abstimmung zur Frage «Wo ist Ihnen Ehrlichkeit am wichtigsten?». - «Wir haben mit dem Thema Ehrlichkeit in diesem Jahr den Finger auf eine Wunde gelegt, die vielen Menschen zu schaffen macht», sagte Pfarrer Christian Fischer, Internetbeauftragter der EKKW, nach dem Chat. (20.11.2008)

Linktipp:

Informationen zur Kampagne zum Buß- und Bettag mit einer Materialsammlung zur Vorbereitung von Gottesdiensten finden Sie unter:

busstag.de

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Kanzelabkündigung von Bischof Martin Hein zum Buß- und Bettag 2008:

PDF-Dokument

Hintergrund:

Ein Gespräch mit den Verantwortlichen für die Kampagnen über die strategische Ausrichtung der Buß- und Bettags-Aktionen finden Sie hier: