Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Nov 2012

Kassel (epd). Bischof Martin Hein hat auf die wachsende Bedeutung der Religionen hingewiesen. «Sie gehören zum öffentlichen Leben und können nicht ins Abseits gedrängt werden», sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Donnerstagabend (22.11.) in Kassel beim bundesweiten «Tag der Religionen». Künftig müsse das friedenschaffende Potenzial der Religionen stärker in den Vordergrund gerückt werden.

Hein äußerte sich in seiner Funktion als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Runden Tisch der Religionen. Er wies darauf hin, dass das Recht auf freie Ausübung der Religion in vielen Staaten verletzt werde und dass noch viel dafür getan werden müsse, um dieses Grundrecht zu schützen.

Der Vertreter der jüdischen Gemeinden, Rabbiner Henry Brandt, hob hervor, dass alle Religionen gemeinsame Interessen gegenüber einer säkularisierten Gesellschaft hätten, die sich zum Teil gegen die Religionsgemeinschaften stelle. Brandt erwähnte als Beispiel die Diskussion um die Beschneidung von Jungen, in der teilweise von Juden und Muslimen verlangt worden sei, sich säkularen Maßstäben zu fügen.

Massoud Rohani, Vertreter des Rates der Religionen der Stadt Kassel, ergänzte, dass sich die Religionen im Kern ähnlich seien. Nächstenliebe, Achtsamkeit und Toleranz seien zentrale Werte für ein gelungenes, harmonisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft.

In der von rund 150 Gästen besuchten Hauptveranstaltung im Kasseler Rathaus hatte zuvor Jochen Gerlach, Referatsleiter des Bereiches Wirtschaft-Arbeit-Soziales der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, das Spannungsverhältnis von Religion und Ökonomie thematisiert. Gerlach war kurzfristig für den erkrankten ehemaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) eingesprungen, der zum Thema «Religion und Ökonomie. Geld - Preis - Wert» referieren sollte.

Es sei notwendig, dass die Religionsgemeinschaften immer wieder Einsprüche gegen die entfesselte Kraft der Märkte und die Eigendynamik des Wirtschaftens geltend machten, hob Gerlach hervor. «Die Wirtschaft ist um der Menschen willen da, nicht umgekehrt.» (23.11.2012)