Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Mär 2012

Kassel (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, hat sich in einem Brief an den iranischen Botschafter in Deutschland, Ali Reza Sheikh Attar, für den zum Tode verurteilten iranischen Christen und Pfarrer Youcef Nadarkhani eingesetzt. Hein appellierte an den Botschafter, seinen Einfluss für die «sofortige und bedingungslose» Freilassung Nadarkhanis geltend zu machen, teilte die Pressestelle der Landeskirche in Kassel mit.

Hein betonte, dass das Urteil gegen Pfarrer Nadarkhani im klaren Widerspruch zum internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte stehe, dem auch der Iran beigetreten sei. Dieser Pakt verpflichte ein Unterzeichnerland, das Recht auf Religionsfreiheit auch mit Blick auf die Freiheit eines Religionswechsels uneingeschränkt zu gewähren; weiterhin sei den Menschen die Möglichkeit einzuräumen, ihren Glauben öffentlich oder privat durch Gottesdienste, religiöse Bräuche und Unterricht zu praktizieren. Der Bischof erinnerte in seinem Appell daran, dass die vier Millionen Muslime, die mittlerweile in Deutschland leben, hier ihre Religion frei ausüben könnten. Der Grundsatz der Religionsfreiheit müsse aber für alle Menschen gelten. So sagte Hein wörtlich: «Wie können Sie dann aber dulden, dass dieses religiöse Prinzip in Ländern wie dem Iran, dessen Regierung den Anspruch erhebt, politische Entscheidungen vor dem allmächtigen und barmherzigen Gott zu verantworten, mit Füßen getreten wird?» Als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland im European Council of Religious Leaders for Peace versicherte Bischof Hein dem Botschafter, dass die Islamische Republik Iran an Ansehen gewinnen werde, wenn sie eine «ebenso freiheitsliebende wie ethisch verantwortungsbewusste Religiosität» fördere.

2006 war der iranische Christ und Pfarrer Youcef Nadarkhani unter dem Vorwurf «Abfall vom islamischen Glauben» das erste Mal inhaftiert, jedoch unbestraft freigelassen worden. 2009 wurde Nadarkhani zum zweiten Mal wegen der gleichen Anschuldigung inhaftiert und zum Tode verurteilt. Seitdem befindet er sich unter unmenschlichen Bedingungen in einer Todeszelle. (09.03.2012)