Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Nov 2006

Kassel (medio). Mit einem eindringlichen Appell von Bischof Martin Hein, selbst  Verantwortung im eigenen Leben zu übernehmen, endete nach einer Stunde am Donnerstagabend (23.11.) der Themenchat zum Buß- und Bettag auf busstag.de. Zuvor hatte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck mit rund 50 Chatterinnen und Chattern über geänderte Ladenöffnungszeiten, wachsende Umweltzerstörung und die soziale Verantwortung von Unternehmen in Deutschland debattiert.

Bei den Ladenöffnungszeiten waren sich die Teilnehmer mit dem Bischof weitgehend einig, dass eine Ausweitung unnötig sei und Familienbetriebe Nachteile zu erwarten hätten. Hein zeigte sich im Chat enttäuscht, dass sich das kirchliche Engagement gegen eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten im hessischen Landtag nicht durchgesetzt habe und der Konsum immer mehr in den Vordergrund gerückt werde. Heins Vorschlag: «Man muss nicht mitmachen!». Verärgert zeigte sich der Bischof darüber, dass in Kassel schon vor dem Ewigkeitssonntag die Weihnachtsbeleuchtung brenne und in Frankfurt der Weihnachtsmarkt geöffnet sei. Den Chattern empfahl der Bischof: «Abwarten bis der 1. Advent da ist und dann entspannt über den Weihnachtsmarkt schlendern».
Bei der Frage nach Verantwortung gegenüber der Umwelt wurde im Chat allgemein bedauert, dass das Engagement für die Umwelt in den letzten 20 Jahren nachgelassen habe. Und dass, obwohl es «unserer Erde an den Kragen gehen könnte», wie Bischof Hein im Chat unterstrich. Für ihn fange auch bei der Umwelt Verantwortung im Kleinen an, erklärte er den Chattern. So fahre er heute deutlich mehr mit der Bahn und versuche kleinere Wege zu Fuß zu erledigen.

Hein: «Familie größte Sozialeinrichtung»

Positiv würdigte der Bischof das große Engagement, das einige Besucher des Chats für ihre Familien zeigten. «Ich weiß, wie viele sich in der Familie aufreiben», sagte der Bischof. Mit der Gründung einer Familie beginne eine lebenslange Verantwortung, vor der sich leider heute viele drückten. Die Unternehmen erinnerte Hein an ihre soziale Verantwortung, rief aber gleichzeitig zur Differenzierung auf: «Es sind nicht die «bösen Unternehmer», sondern es sind die Auswüchse, dass auf der einen Seite die Vorstandsgehälter in manchen Unternehmen um ein Drittel erhöht werden und auf der anderen Seite 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden, die Kritik nötig erscheinen lassen», so Hein. Für ihn sei das Modell der sozialen Marktwirtschaft nach wie vor das Leitbild.

Theologisch interessant wurde es in der Schlussphase des Chats, als ein Teilnehmer die Frage stellte, warum man überhaupt Verantwortung übernehmen solle. Hein entgegnete: Jeder Mensch sei nicht nur sich selbst und anderen, sondern Gott gegenüber verantwortlich. «Wir werden mal von Gott gefragt werden: Was hast Du aus Deinem Leben gemacht?», so Hein. Wer diese Frage im Blick habe, für den werde das Leben nicht unbedingt leichter, aber sinnvoller und reicher, unterstrich der Bischof. Es lohne daher jeden Tag neu zu fragen, was der Wille Gottes sei und sich Zeit zu nehmen, um in der Bibel zu lesen und zu beten.  Jeder, der Verantwortung übernehme, mache auch Fehler. Deshalb sei die Beziehung zu Gott wichtig: «Auch ich lebe davon, dass mir vergeben wird», sagte Bischof Hein.

Großes Interesse an Bußtagskampagne

Der Chat bildete den Abschluss der diesjährigen Buß- und Bettagskampagne unter dem Motto: «Viel Raum für Verantwortung». Mit Gottesdiensten, Zeitungsanzeigen und dem Internetangebot auf busstag.de hatte die Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck (EKKW) zu mehr Selbstverantwortung aufgerufen. Schon seit mehreren Jahren übernehme die Landeskirche damit eine Vorreiterrolle in Deutschland, sagte Pfarrer Christian Fischer, Internetbeauftragter der EKKW, nach dem Chat. Bischof Hein sei bundesweit zudem der einzige evangelische Bischof, der sich regelmäßig den unzensierten Gesprächsrunden im Internet stelle. Nach Auskunft der landeskirchlichen Medienagentur medio! ist der nächste Bischofschat für April 2007 geplant. (24.11.2006)

Linktipp:

Alles über den Buß- und Bettag 2006 unter:

busstag.de