Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Jan 2008

Kassel (epd). Bischof Martin Hein hat vor einer weiteren Zuspitzung des kirchlichen Streits in der Stammzellen-Debatte gewarnt. Die Frage der Verschiebung der Stichtagsregelung sei zwischen Protestanten und Katholiken «zu einer Art Kulturkampf mutiert», sagte Hein am Dienstag in Kassel gegenüber dem epd.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hatte sich in einem Text unter dem Titel «Auch der katholische Mensch kann irren» für eine Lockerung der gesetzlichen Regelung ausgesprochen. Dies hatte zu scharfen Reaktionen der katholischen Seite geführt und war inhaltlich vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zurückgewiesen worden.

Bischof Hein forderte, an der Überwindung der Trennung der Positionen zu arbeiten. «Nach einer Phase der Ökumene der Profile ist nun eine profilierte Ökumene notwendig», sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die Kirchen bräuchten eine gemeinsame starke Stimme angesichts der Berichte aus den USA über das erfolgreiche Klonen menschlicher Embryos. «Das ist ein Horrorszenario», sagte Hein.

In Deutschland ist bisher die Einfuhr und Verwendung auf Stammzellen beschränkt, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Seit längerem gibt es Bestrebungen, diesen Stichtag zu verschieben oder generell zu streichen.

Die Kontroverse um die Stichtagsregelung verläuft inzwischen nicht nur zwischen evangelischer und katholischer Kirche, sondern auch quer durch das protestantische Lager: Nach den Landesbischöfen von Bayern und Braunschweig, Johannes Friedrich und Friedrich Weber, geht auch Hein inhaltlich auf Distanz zum EKD-Ratsvorsitzenden Huber: «Ich teile seine Position nicht», sagte er. Er sprach sich für einen Konsens innerhalb der EKD aus. Die evangelische Kirche habe viel zu wenig darauf geachtet, eine gemeinsame Stellungnahme zu erreichen.

«Weder der EKD-Ratsvorsitzende noch das EKD-Kirchenamt wollten sich offenbar in eine Position der Verhinderung jeglicher wissenschaftlicher Grundlagenforschung begeben», sagte der Bischof. Es sei Anliegen der evangelischen Kirche, in einen strukturierten Dialog mit der Grundlagenforschung einzutreten. «Ich glaube aber, dass dieser Dialog auch möglich ist, wenn in diesem Einzelfall der Stichtagsregelung die evangelische Kirche eine härtere Linie gefahren hätte», sagte Hein. Auch er sei «kein Fundamentalist, der prinzipiell Forschungsbarrieren erreichten will». (23.01.2008)