Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 19 Feb 2010

Bad Arolsen (medio/epd). Die Situation in der Ukraine steht im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion «Hoffnung für Osteuropa» in der kurhessischen Kirche, die am Sonntag (21.2.) von Bischof Martin Hein in einem Gottesdienst in Bad Arolsen eröffnet wurde.

In seiner Predigt hob Hein hervor, dass für das Zusammenleben die Solidarität eine hohe Bedeutung und Kraft besitze und nicht als «spätrömische Dekadenz» verächtlich gemacht werden dürfe. «Die Auseinandersetzungen während der vergangenen Wochen um unseren Sozialstaat und seine angeblich nicht mehr gewährleistete Finanzierbarkeit führen uns auf erschreckende Weise vor Augen, dass inzwischen scheinbar nicht mehr gilt, was jahrzehntelang die Stabilität und die Verlässlichkeit unseres Gemeinwesens ausgemacht hat: der Gedanke nämlich, dass die Starken jene tragen, die schwächer sind, und dass es so zu einem annähernd gerechten Ausgleich der unterschiedlichen Verhältnisse und Lebensbedingungen kommt», so Bischof Hein.

Der Bischof verwies in seiner Predigt auf das Grundgesetz: «In unserem Grundgesetz heißt es immer noch: 'Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.'» Dieser Artikel drohe zunehmend in Vergessenheit zu geraten, wenn diejenigen, die in gesicherten Verhältnissen leben, immer mehr einstreichen und sich im Zweifelsfall der Sozialbindung des Eigentums durch Steuerflucht entziehen, so Hein weiter.

Solidarität sei aber auch mit Blickrichtung auf das gewachsene Europa geboten. Seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs rücke Europa auch von Osten her enger zusammen, so der Bischof weiter. Seither schwinde aber das Interesse und die Solidarität mit den Menschen, «denen es nicht wie uns vergönnt war, über eine ganze Generation hin in weitgehend gesicherten sozialen Verhältnissen zu leben. Für die jungen Staaten in Osteuropa gab es keinen Marshall-Plan. Sie mussten und müssen überwiegend selber auf die Beine kommen», so Hein.

Konkrete Hilfsprojekte in der Ukraine

Bereits einen Tag zuvor konnten Interessierte verschiedene Veranstaltungen zum Thema besuchen. Dazu gehörten u.a. eine Morgenandacht mit Propst Helmut Wöllenstein, verschiedene Vorträge über die Situation in der Ukraine und ein «Europakonzert», teilte Hans Barbknecht vom Diakonischen Werk in Bad Arolsen mit.

Im Rahmen der Eröffnung wurde unter anderem ein Hilfsprojekt des Evangelischen Fröbelseminars (Kassel) und des Sankt Elisabethvereins (Marburg) in der Stadt Cherson vorgestellt, so Barbknecht weiter. Der im vergangenen Jahr von beiden Institutionen gegründete Verein «Antonovka» unterstützt dort ein Kinderhaus für ehemalige Straßenkinder und einen Kindergarten. «Viele der 170 Kinder kommen aus sozial schwachen Familien und haben körperliche und seelische Probleme», sagte die Kindergartenleiterin Natalia Kolinko. Das Fröbelseminar habe durch die Vermittlung von Praktika für Erzieherinnen und pädagogische Beratung schon sehr viel helfen können.

Im vergangenen Jahr wurden in Kurhessen-Waldeck rund 83.000 Euro an Spenden für die Aktion gesammelt. Die Hälfte der Summe ging an das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, das größere Projekte in Osteuropa unterstützt. Mit der anderen Hälfte wurden Projekte in Rumänien, Russland, Weißrussland und Bulgarien gefördert. (22.02.2010)

Linktipp:

Informationen zur Aktion «Hoffnung für Osteuropa» finden Sie im Internet unter:

dwkw.de/aktionen

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein im Wortlaut:

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