Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Sep 2008

Wolfhagen (medio). Mit einem festlichen Gottesdienst in der Wolfhager Stadtkirche ist am Sonntag die Kirchenkreisvisitation durch den Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, zu Ende gegangen.

Hein hatte fünf Tage Einrichtungen und Betriebe im Kirchenkreis Wolfhagen besucht und sich in zahlreichen Gespräche über die Situation vor Ort informiert. Bei einem Vortrag vor der Kreissynode am Samstag rief Hein dazu auf, die vielen Potentiale der Region Wolfhagen zu entdecken und weiterzuentwickeln: «Das Wolfhager Land hat ein hohes Potential an Möglichkeiten. Der ländliche Raum hat Zukunft und mit ihm die Kirchengemeinden,» sagte der Bischof.

Zuvor war Hein in seinem Vortrag auch auf die Probleme des ländlich geprägten Kirchenkreises eingegangen. So gelte es Abschied zu nehmen von der Vorstellung auf dem Land gebe es noch die «heile Welt». Auch die Wahrnehmung, dass die Kirche auf dem Land stabil sei und der Glaube selbstverständlich von einer Generation zur nächsten weitergegeben werde, bedürfe der Korrektur. Hein plädierte dafür, in Zukunft die Verhältnisse vor Ort genau zu analysieren, um dem jeweiligen ländlichen Raum gerechter zu werden. Im Einzelnen empfahl der Bischof den Synodalen mehrere Ansätze für die zukünftige Arbeit: So müsse sich die evangelische Kirche in den ländlichen Räumen wieder verstärkt als missionarische Kirche verstehen und die Menschen an den wichtigen Stationen des Lebenszyklus wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung sorgfältig und persönlich begleiten. Auch gelte es, die jahreszeitlichen Feste wie das Erntedankfest besonders zu gestalten und mit den Vereinen vor Ort zusammen zu arbeiten.

Pfarrstellennetz und Residenzpflicht erhalten

Um die großen Aufgaben bewältigen zu können, sagte Bischof Hein zu, dass die Landeskirche weiterhin am «dichtesten Pfarrstellennetz der westlichen EKD-Gliedkirchen» und an der «Residenzpflicht» für Pfarrerinnen und Pfarrer festhalten werde. Er forderte die Synodalen auf, die Kirchen in den Dörfern als Bauwerke wieder zu entdecken und zu erhalten. Allerdings gelte es auch über den eigenen Kirchturm hinaus zu denken, regionale Kooperationen anzustreben und Vorurteile («Oft heißt es: Der eine Ort mag den anderen nicht») zu überwinden, so Hein.
 
Dekan Gerlach: Lob für ehrenamtliches Engagement

In der anschließenden Aussprache dankte der Vorsitzende der Kreissynode, Rudolf Möse, Bischof Hein ausdrücklich für seine «in die Zukunft weisenden Gedanken». Der Dekan des Kirchenkreises, Dr. Gernot Gerlach, nutzte die Gelegenheit um auf die Initiativen hinzuweisen, die der Zukunftskongress des Kirchenkreises im Mai erarbeitet hatte. Als Beispiel nannte der Dekan die bauliche Entwicklung in vielen Dörfern. Hier gelte es verstärkt die Dorfmitte «rund um die Kirche» in den Blick zu nehmen und zu entwickeln. In seinem Bericht aus dem Kirchenkreisvorstand verwies Dekan Gerlach auf gelungene Beispiele ehrenamtlichen Engagements der Gemeindeglieder, die sich in sog. «Bautrupps» aktiv um den Erhalt ihrer Kirche kümmerten.

Aus dem Kreis der Synodalen wurde kritisiert, die Kirche orientiere sich zu sehr an den älteren Gemeindegliedern und gebe Jugendlichen in den Gemeinden mit ihrer Kultur, z.B. in der Musik, zu wenig Raum. Bemängelt wurde auch, dass Strukturfragen im kirchlichen Leben eine zu große Rolle spielten. Weiterer Punkt: Das freiwillige Kirchgeld werde nicht von allen Gemeindegliedern positiv wahrgenommen. Dekan Gerlach unterstrich, gerade an diesen Punkten gelte es weiter zu arbeiten.

Weitere Stationen: Betriebe, Gespräche mit Kindern und Jugendlichen

Bischof Hein hatte seine Visitation bereits am Mittwoch mit dem Besuch der Pfarrkonferenz begonnen. Am Donnerstag (28.8.) informierte er sich über das regenerative Energiekonzept der Wolfhager Stadtwerke und besichtigte die Firma Biogas Breuna GmbH & Co KG in Wettesingen.

Außerdem stand ein Besuch der Wolfhager Tafel während der Vorbereitung der nächsten Ausgabe auf dem Programm. Nach dem Abendgebet um 18 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche Wolfhagen traf Hein dann an diesem Tag den Kirchenkreisvorstand zum ausführlichen Gespräch im Dekanat.

Das «Diakonisches Profil der Kirche» war am Freitag (29.8.) Thema eines Besuchs im Diakoniezentrum. Dort sprach Bischof Hein mit Politikern über die Perspektive von Kirche, Diakonie und Kommunen in der Region. Außerdem erörterte er mit Jugendlichen und Verantwortlichen die Zukunft der evangelischen Jugendarbeit und kam mit Schülern und Schulleitern in der Wilhelm-Filchner-Schule in Wolfhagen zusammen. (01.09.2008)

Hier können Sie die Predigt von Bischof Prof. Dr. Martin Hein im Gottesdienst am 31.08.2008 in der Ev. Stadtkirche St. Anna zu Wolfhagen im Wortlaut nachlesen:

Predigt lesen...

Linktipp:

Den Evangelischen Kirchenkreis Wolfhagen finden Sie im Internet unter:

kirchenkreis-wolfhagen.de