Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 07 Sep 2006

Genf (epd). Der evangelische Bischof Martin Hein (Kassel) hat eine positive Bilanz des am Mittwoch zu Ende gegangenen Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gezogen. „Ich denke, es ist etwas in Bewegung“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Genf. Hein gehört dem Leitungsgremium des Weltkirchenrates als einer von sechs Deutschen an. Der Ökumene-Experte berichtete zugleich von neuen Irritationen in der Kooperation zwischen Orthodoxen und Protestanten.

Hein würdigte das bei seiner Einführung hochumstrittene Konsens-Verfahren als „ausgesprochen hilfreich“. Ziel sei, dass auch abweichende Positionen von Minderheitskirchen gehört werden. „Ich fand das Konsensverfahren hier weder aufwendig noch schwierig“. Allerdings hätte er sich an einigen Stellen eine klarer strukturierte Leitung gewünscht. Hein ist neues Mitglied in der gemeinsamen Kommission zwischen den Kirchen der Reformation und den orthodoxen Kirchen für Zusammenarbeit und Konsens, das zwischen beiden Konfessionen vermitteln soll.

In diesem Gremium habe es allerdings erste Enttäuschungen bei der Wahl zur Nachfolge des protestantischen Vorsitzes gegeben. Dieses Amt hatte bisher der frühere EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe inne. Eine als Nachfolgerin vorgeschlagene Frau sei von den Orthodoxen vehement abgelehnt worden. Er könne nicht verstehe, dass der Wahlvorschlag bei den Orthodoxen für „so viel Aufregung und Empörung“ gesorgt habe. Wenn sich zwei konfessionelle Familien begegnen, sollte man den Wahlvorschlag der anderen Seite akzeptieren. Hein: „Über diese Eindrücke muss ich noch länger nachdenken.“ Wahrscheinlich werde nun ein anglikanischer Bischof aus Südafrika für die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen in der Sonderkommission sprechen. Das Gremium war eingerichtet worden, um den drohenden Austritt der Orthodoxen wegen theologischer Differenzen aus dem Rat zu verhindern.

Die einzelnen Ausschüsse hätten jedoch insgesamt ausgesprochen engagiert gearbeitet, fügte Hein hinzu. Das liege auch daran, dass rund 75 Prozent der rund 150 Mitglieder im Zentralausschuss neu waren. Mit den Vorgaben der 9. ÖRK-Vollversammlung im brasilianischen Porto Alegre im Februar dieses Jahres werde „Ernst gemacht“. Der ÖRK vertritt mehr als 500 Millionen Christen vor allem aus reformatorischer und orthodoxer Tradition sowie aus vielen Freikirchen. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied. (07.09.2006)