Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Jun 2017

Kassel (medio/Olaf Dellit). Die Kirche darf und soll eine Spaßbremse sein, wenn der vermeintliche Spaß Menschen vorführt und erniedrigt. Das sagte Bischof Prof. Dr. Martin Hein beim Medientreff der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW).

Zu diesem waren 35 Medienschaffende aus öffentlich-rechtlichen und privaten Medien sowie aus der Öffentlichkeitsarbeit von Kirche und Diakonie am 26. Juni in das Medienhaus der EKKW in Kassel gekommen.

Gastredner war Bischof Hein, der unter der Überschrift «Wann wird die Kirche zur Spaßbremse?» über Moral und Ethik in den Medien nachdachte. In der Begrüßung hatte Pfarrerin Petra Schwermann, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der EKKW, einen streiflichtartigen Blick auf die Themen der Zeit geworfen, vom Reformationsjahr 2017 bis hin zu Populismus und der Debatte um «Fake News». Medienhausleiter Pfarrer Christian Fischer wies darauf hin, dass kirchliche Themen meist ernster Natur seien und gab das Wort dann dem Bischof.

 

Hein sezierte zunächst das Wort Spaßbremse, das ja andeute, dass der Spaß quasi ein Menschenrecht sei und immer Vorfahrt habe. Dabei gehe der Spaß oft auf Kosten von Schwächeren und das widerspreche der christlichen Einsicht, dass «wir Menschen Geschöpfe Gottes sind, zerbrechlich, kostbar und verletzlich, aller Sorgfalt wert». Hein warnte vor der Gefahr, dass in der Gesellschaft eine Kultur des Klatsches und des Geschwätzes überhand nehme. Er frage sich oft, was in Menschen vorgehe, die Sendungen und Artikel produzierten, «als Doku-Soap oder dergleichen», die nur der Schau- und Sensationslust dienten. Da sei es Aufgabe der evangelischen Kirche, für Sensibilität für den Missbrauch von Menschen im Namen der Belustigung zu sorgen.

Die Frage, ob der Spaß Aufgabe der Kirche sei, illustrierte Hein mit einer Anekdote aus der Autobiografie von Hildegard Knef, die einen Pfarrer gefragt hatte, was er Eltern beim Tod eines Kindes sage. Die Welt, so habe er geantwortet, sei laut und geschwätzig, so lange alles gut gehe; wisse aber beim Tod eines Menschen nichts zu sagen, im Gegensatz zur Kirche: «Genau an dem Punkt, wo die Welt schweigt, richtet die Kirche ihre Botschaft aus. Das Fazit von Bischof Hein und die Begründung, warum die Kirche auch Spaßbremse sein könne: «Unser Leben ist sehr viel mehr, als dass man nur darüber hinweggrölt, hinwegtrollt und hinwegspaßt.»

In der anschließenden, kurzen Debatte antwortete Hein auf die Frage von FFH-Chef Hans-Dieter Hillmoth, wie sich die Medienarbeit der Evangelischen Kirche wandeln müsse, es gehe um Relevanz und Identität. Also darum, einerseits das relevant zu machen, was die Kirche ausmache - denn das sei heute nicht mehr selbstverständlich. Andererseits dürfe die Kirche ihre Identität nicht verlieren und sich einem vermeintlichen Mainstream anpassen. Er sagte aber auch: «In der Kirche gibt es das Gebot 'Du sollst nicht langweilen'; im Rundfunk erst recht.»

Pfarrer Siegfried Krückeberg, Beauftragter für den privaten Rundfunk, fragte, ob die Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu sehr mit Moral verknüpft werde statt mit Ethik. Bischof Hein stimmte zu, indem er auf seine eigene Biografie einging und sein frommes Elternhaus als «Haus der Verbote» beschrieb. So sei auch die Kirche zu oft gewesen. Die Ethik hingegen sei das Nachdenken über Moral und genieße, wie seine Arbeit im Ethikrat ihm zeige, einen hohen Stellenwert in der Öffentlichkeit.

Bei guten Gesprächen, Gegrilltem und Getränken im Garten des Medienhauses klang der Medientreff aus - und das durchaus nicht ohne Spaß. (27.06.2017)

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Den kompletten Vortrag von Bischof Martin Hein im Wortlaut auf medio.tv anschauen.


Weitere Impressionen vom EKKW-Medientreff


(Alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Im Wortlaut:

Hier können Sie den Impulsvortrag von Bischof Martin Hein zum Thema «Wann wird die Kirche zur Spaßbremse? - Über den Umgang mit Moral und Ethik in den Medien» im Wortlaut lesen:

PDF-Dokument

Video-Tipp:

Sehen Sie hier den ganzen Vortrag von Bischof Martin Hein im Wortlaut:

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