Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 21 Aug 2012

Schlüchtern (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, bereiste vom 19. bis 22. August 2012 den Evangelischen Kirchenkreis Schlüchtern. Im Rahmen der Bischofsvisitation informierte sich Hein über aktuelle kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen in der Main-Kinzig-Region.

Besonders beeindruckt zeigte sich Bischof Hein zum Abschluss der Bereisung von der Kreativität der Kirchengemeinden und der hohen Bereitschaft zur Kooperation. Das sei ein wichtiger Impuls, dem demografischen Wandel in der Region zu begegnen und miteinander neue Dinge zu beginnen, sagte Hein am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Schlüchtern. «Ich habe viel Motivation festgestellt, vor allem bei den vielen Ehrenamtlichen. Das ist ein Schatz, den wir in der Evangelischen Kirche seit langem immer wieder in den Blick nehmen und von dem wir leben», so der Bischof.

Ein wichtiges Anliegen sei es ihm während seiner Reise gewesen, mit den kommunalpolitischen Verantwortlichen danach zu schauen, welche Potenziale gemeinsam weiterentwickelt werden können. Als besonderen Bereich benannte Hein dabei den Tourismus. Kirche könne mit ihren besonderen Angeboten Schwerpunkte setzen, wie z.B. mit Gottesdiensten im Freien oder zu bestimmten Anlässen. «Da wird viel gemacht, ich denke an den Kreiskirchentag im letzten Jahr zurück, der über 2.000 Menschen hier in Schlüchtern im Kloster versammelt hat», so der Bischof.

Die Evangelische Kirche unterstütze mit ihren Angeboten die Menschen in der Region, so Hein weiter. Beispielhaft hob er dabei die zwölf evangelischen Kindertagesstätten im Altkreis Schlüchtern hervor, der deckungsgleich mit dem Kirchenkreis ist. «Das ist ein erheblicher Anteil zu dem wir auch stehen», erklärte der Bischof. Solange es Kinder gibt, sei nicht an eine Zusammenlegung oder gar Schließung dieser Einrichtungen zu denken, sagte Hein. «Gegenwärtig ist der Bedarf an Kita-Plätzen ausgesprochen hoch und das ist unser Beitrag für eine lebenswerte Region», so der Bischof weiter. Für die Zukunft des Kirchenkreises wünscht sich Hein, die vorhandenen Potenziale zu stärken und «nicht gleich immer wieder mit Strukturfragen zu kommen.

Dekan Fritz-Eckhard Schmidt zeigte sich erfreut über Kirchenkreisbereisung: «Wir haben den Besuch als herzliche Begegnung wahrgenommen. Der Bischof hat neugierig und interessiert nachgefragt und wir haben seine Wertschätzung verspürt, insbesondere die Ehrenamtlichen», resümierte Schmidt. Der Kirchenkreis konnte sich als «lebendige und fröhliche Kirche in dieser Region» präsentieren, so der Dekan.

Der Propst des Sprengels Hanau, Bernd Böttner, hob besonders die Arbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer hervor, die sich in «beeindruckender Weise» den Herausforderungen des Kirchenkreises stellten. Sie entwickeln neue Arbeitsformen und setzen in «vorbildlicher Weise» auf Kooperation, lobte der Propst.

Auf dem Programm der viertägigen Reise standen Besuche in Kindergärten, Schulen und diakonischen Einrichtungen, Gespräche mit Politikern, ein Vortrag vor der Kreissynode und der Besuch der Pfarrkonferenz, berichtete Pfarrer Jens Heller, Medienbeauftragter des Sprengels Hanau. Begleitet wurde der Bischof u.a. vom Dekan des Kirchenkreises Schlüchtern, Fritz-Eckhard Schmidt, und dem Propst des Sprengels Hanau, Bernd Böttner.

Diskussion mit Schülerinnen über Präimplantationsdiagnostik

Mit Spannung erwarteten 13 Schülerinnen des Religionskurses der 13. Jahrgangsstufe am Montagmorgen Bischof Hein im beruflichen Gymnasium in Schlüchtern. Bei dem Besuch ging es um die politisch wie gesellschaftlich kontrovers diskutierte Präimplantationsdiagnostik (PID), so Pfarrer Jens Heller. Bei dem umstrittenen Verfahren werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor dem Einpflanzen in den Mutterleib auf Erbkrankheiten gentechnisch untersucht.

Pfarrerin und Religionslehrerin Heike Bausch hatte das Treffen zusammen mit den Kursteilnehmerinnen intensiv vorbereitet. Unter der Überschrift «Der Mensch, sein Gottvertrauen und die Möglichkeit der PID» gaben die Schülerinnen in Kurzreferaten einen beeindruckenden Einblick in die Thematik, so Heller weiter. In einer offenen und lebendigen Gesprächsathmosphäre stellte eine Schülerin dem Bischof die Frage, was er ihr persönlich raten würde, wenn sie als betroffene Mutter zu ihm käme? Bischof Hein, der sich bei der Neuregelung der Gesetzeslage im Jahr 2010 bereits zur PID äußerte, vertiefte die Diskussion mit einer Rückfrage und betrachtete mit den Schülerinnen verschiedene ethische Aspekte. Dazu gehörte auch die Frage, ob es ein Recht auf Kinder gebe, so Heller weiter. Schließlich stellte Hein ehrlich und offen fest: «Wenn Sie es gewissenhaft und vollständig reflektiert hätten, also auch unter Einbeziehung Gottes und des biblisch-christlichen Menschenbildes, dann könnte und würde ich Sie nicht hindern.»

Am Ende machte Bischof Hein den Schülerinnen ein großes Kompliment für ihre intensive Vorbereitung. Sein Schlussappell, sich bei solch schwierigen Fragen sehr genau und gewissenhaft zu informieren, sei auf offene Ohren bei den Schülerinnen gestoßen, so der Medienbeauftragte.

Evangelischer Kirchenkreis Schlüchtern & Kirchenkreisvisitation

Der Evangelische Kirchenkreis Schlüchtern gehört mit vier weiteren Kirchenkreisen zum Sprengel Hanau - einem von insgesamt vier Sprengeln in der Landeskirche. In dieser Region leben etwa 198.000 evangelische Christinnen und Christen in 101 Kirchengemeinden.

Laut Grundordnung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (§ 114 (2)) besucht der Bischof «die Geistlichen und die Gemeinden, berät und ermahnt sie». Bischof Hein hat in seiner bisherigen Amtszeit in der Regel zweimal jährlich einen Kirchenkreis in einer jeweils mehrtägigen Visitation bereist. Im Rahmen der Visitation werden Gespräche mit Pfarrern, Kirchengemeinden, Lokalpolitikern, ortsansässigen Unternehmen und Einrichtungen geführt. (21.08.2012)

Download:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein im Gottesdienst in der Schlüchterner Stadtkirche im Wortlaut:

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Linktipp:

Den Evangelischen Kirchenkreis Schlüchtern finden Sie im Internet unter:

sprengel-hanau.de/(...)