Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Apr 2011

Dessau (medio). Am Sonntag (17.4.) hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, in der Kirche St. Johannis Dessau eine Theaterpredigt zu Büchners Schauspiel «Woyzeck» gehalten. Hein predigte im Rahmen der Dessauer Theaterpredigten, teilte die Pressestelle der Evangelischen Landeskirche Anhalts mit. Büchners «Woyzeck» hatte unter der Regie von Christian Weise am 15. April im Anhaltischen Theaters Dessau Premiere. Die musikalische Umrahmung der Predigt am 17. April übernahmen der anhaltische Landeskirchenmusikdirektor Martin Herrmann und Musiker der Anhaltischen Philharmonie, heißt es weiter.

Bischof Hein wies in seiner Predigt auf die von Georg Büchner herausgestellte Ausweglosigkeit für den Protagonisten des Stückes hin. «Franz Woyzeck steht exemplarisch für die Enge, Unterdrückung und Entfremdung menschlichen Lebens.» Die Einsamkeit, das Leiden und die vermeintliche Gottverlassenheit des Woyzeck, so der Bischof, gipfelten in einer Gedichtzeile, die der Protagonist zitiert: «Leiden sei mein Gottesdienst.»

Bischof Hein: Der Glaube verändert die Einstellung zu unserem Leben

Angesichts des scheinbar übermächtigen Leides auf der Welt, so der Bischof, flüchteten sich viele Menschen wie Woyzeck «auf den Fels des Atheismus, um vor den Wellen des Lebens Schutz zu finden. Hat uns da unser christlicher Glaube etwas zu sagen?» Auch Christen würden das Leid aus eigener Erfahrung kennen. «Aber der Glaube verändert unsere Einstellung – und das meint zu allererst die Einstellung zu unserem Leben. Wir schauen nicht am Leiden vorbei, wir halten die Nöte der Welt aus, weil Gott und das Leid zusammengehören! Gott kennt die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit, die Woyzeck umtreiben, aus eigener Anschauung! Am Kreuz hängt er – solidarisch mit uns und allem, was uns bedrückt oder ängstigt», so Bischof Hein.

Der christliche Glaube nehme es mit dem Leid dieser Welt auf, versuche es zu lindern oder zu beseitigen und hoffe, wo die eigenen Kräfte zu schwach seien, auf die Kraft des auferstandenen Christus. «Nicht im Erleben des Leides, sondern im Umgang damit liegt der Unterschied zu Büchners Perspektive», sagte Bischof Hein.

Die Dessauer Theaterpredigten, die 2008 ins Leben gerufen wurden, nehmen Bezug auf Inszenierungen des traditionsreichen Anhaltischen Theaters Dessau und wollen den Dialog zwischen Kunst und Religion fördern. Veranstaltet werden sie in Kooperation der Evangelischen Landeskirche Anhalts mit der Kirchengemeinde St. Johannis Dessau und dem Anhaltischen Theater Dessau. (20.04.2011)

Im Wortlaut:

Hier können Sie die Predigt von Bischof Martin Hein im Wortlaut lesen:

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Linktipp:

Die Evangelische Landeskirche Anhalts finden Sie im Internet unter:

landeskirche-anhalts.de