Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 26 Sep 2009

Kassel (epd). Bundespräsident Horst Köhler hat die Kirchen ermuntert, in gesellschaftlichen Fragen Stellung zu beziehen. Zugleich dürften sie nicht das Heil des einzelnen Menschen aus dem Blick verlieren, sagte Köhler am Samstag (26.9.) zum Abschluss der Zukunftswerkstatt der Evangelischen  Kirche in Deutschland (EKD) in Kassel. Zuvor hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, davor gewarnt, sich dem Zeitgeist anzupassen. «Christen stehen für etwas ein im wechselnden Strom der Zeitgeister», sagte er.

Köhler sagte vor rund 1.000 Zuhörern am Kasseler Hauptbahnhof, es sei unverzichtbar, dass evangelische wie katholische Kirche aus ihrer Glaubensgewissheit heraus Fragen stellen und Antworten suchen, unter anderem zur Wirtschaftskrise, zur Arbeitslosigkeit und zum Klimawandel. «Unsere Gesellschaft ist angewiesen auf das besondere Profil christlicher Weltdeutung», sagte er.

Im «vielstimmigen Chor der Gegenwart» hätten die Kirchen eine besondere Chance, gehört zu werden, wenn sie eine von Hoffnung geprägte Botschaft in die Gegenwart übersetzen. Kirche sei Teil des Lebens: «Sie gehört mit ihren Themen auf die Straßen und Plätze, und sie hat den Menschen etwas zu sagen.» Köhler sagte, die Botschaft der Nächstenliebe sei «aktueller denn je». Das Streben nach immer höherem materiellen Gewinn sei gerade an Grenzen gestoßen.

Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber sagte zum Abschluss der Zukunftswerkstatt: «Wir sind im Aufbruch.» Die evangelische Kirche sei der Zeit zugewandt und bleibe doch frei und unabhängig von ihr, denn sie sei seit Jahrhunderten mit Gottes Verheißung verbunden.

Zum Auftakt eines Stationenweges mit Lesungen, künstlerischen Darbietungen und Installationen an sechs Orten in Kassel hatte der Hamburger Theologe Fulbert Steffensky am Samstagmorgen die Schönheit des Protestantismus gelobt. Dazu gehörten unter anderem die Musik und die Lieder. «Ich kann im Gottesdienst eher auf die Predigt verzichten als auf die Lieder», sagte er.

Zugleich würdigte er die Verschiedenheit im kirchlichen Leben. «Es gibt keinen genormten Protestantismus», sagte Steffensky. Gottesdienste im lutherischen Hamburg unterschieden sich von denen der Reformierten in Emden. Es gebe den heißen schwäbischen Pietismus und die norddeutsche Kühle. Viele wünschten sich eine Theologie, eine Kirchenverfassung und einheitliche Gottesdienste zwischen Flensburg und München. Aber Einförmigkeit sei nie ein Ideal.

Bei der EKD-Zukunftswerkstatt in Kassel hatten 1.200 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus den 22 Landeskirchen seit Donnerstag nach Wegen gesucht, mit den kirchlichen Angeboten wieder mehr Menschen zu erreichen und den anhaltenden Mitgliederschwund zu stoppen. Zugleich wurde eine Zwischenbilanz des vor drei Jahren von der EKD-Spitze unter dem Titel «Kirche der Freiheit» eingeleiteten Reformprozesses gezogen. (26.09.2009)

Impressionen:

Impressionen von der Zukunftswerkstatt finden Sie in unserer Fotogalerie:

Linktipp:

Informationen zur Zukunftswerkstatt finden Sie im Internet auf den Sonderseiten der EKD unter:

zukunftswerkstatt-kassel-2009.de

Hier können Sie das Programm der öffent-
lichen Veranstaltungen im Kasseler Stadtgebiet herunterladen:

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