Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Jun 2012

Berlin/Hofgeismar/Genf (epd/medio). Nach dem neuen Massaker in Syrien fordert die Bundesregierung Präsident Baschar al-Assad zum Rücktritt auf. Die Bundesregierung sei entsetzt über die Gewalt in Al-Kubair, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag (8.6.) in Berlin. Menschen, darunter Frauen und Kinder, seien in dem Dorf  bestialisch ermordet worden. «Eine Führung, die solche Taten in ihrem Land zulässt, hat jegliche Legitimität verspielt», sagte Seibert. Der Syrien-Sondervermittler der Vereinten Nationen, Kofi Annan, warnte vor einem offenen Bürgerkrieg in dem Land. In Al-Kubair nahe der Stadt Hama wurden am Mittwoch (6.6.) nach Angaben der Opposition mindestens 78 Menschen ermordet. Regimegegner machen die Führung in Damaskus für das Blutbad verantwortlich. Die Regierung wies die Vorwürfe zurück.

Dem Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Amman/Jordanien, Dr. Martin Beck, zufolge, habe die syrische Regierung nach innen wie außen drastisch an Legitimität verloren. In Syrien hätten viele Menschen Angst davor, dass es nach dem Sturz des Assad-Regimes einen langen Bürgerkrieg geben könnte, sagte Beck in einem Interview mit der Öffentlichkeitsreferentin der Evangelischen Akademie Hofgeismar, Christiane Lang-Blieffert. Die Opposition sei sehr heterogen und es könne schwer prognostiziert werden, welche Gruppen sich durchsetzen würden, so Beck.

Nach Darstellung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Syrer direkt oder indirekt von Kämpfen im Land betroffen. Die Situation sei nahezu überall extrem angespannt, erklärte IKRK-Sprecher Hicham Hassan in Genf. «Es ist mittlerweile sehr schwer, medizinische Behandlung zu erhalten, und auch Grundnahrungsmittel wie Brot sind in weiten Teilen Syriens sehr schwer zu bekommen.» Hassan zufolge hat der Syrische Rote Halbmond aber weiter Zugang zu Bedürftigen auch in umkämpften Regionen. (12.06.2012)

Nachgefragt:

Nahostexperte Dr. Martin Beck von der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Auswirkungen des «Arabischen Frühlings», die Chancen demokratischer Prozesse und die Situation in Syrien:

Veranstaltungstipp:

Die Evangelische Akademie veranstaltet vom 24. bis 26. August 2012 eine Nahosttagung mit dem Titel: «Der Konflikt in Syrien und seine religiösen Komponenten». Laden Sie hier die Ankündigung herunter:

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