Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Dez 2014

Kassel (epd/medio). Die Europäer befinden sich nach Auffassung von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert im Jahr 2014 in einem Ausnahmezustand der Geschichte, der sich allerdings nicht selbst konserviert. Um diesen Zustand zu erreichen, habe es 2.500 Jahre gebraucht, sagte Lammert in einer Rede zum Thema «1914 bis 2014: Europa und seine Verfassung» am Freitagabend (5.12.) auf dem Adventsempfang der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die gegenwärtige Lage in Europa sei zwar nicht perfekt, aber besser, als sie jemals war.

Lammert bezeichnete die geschichtliche Entwicklung der vergangenen Jahre als beispiellos. «Der europäische Integrationsprozess ist die intelligenteste Antwort auf die Globalisierung», sagte er.

Das wichtigste Merkmal der unumkehrbaren Globalisierung sei der Verlust der Souveränität der Nationalstaaten. Europa habe dies begriffen und übertrage freiwillig Rechte an übergeordnete Instanzen. «Das ist welthistorisch gesehen ein beispielloser Vorgang», sagte Lammert.

Der Bundestagspräsident ging auch auf die gegenwärtige Krise in der Ukraine ein. Er erinnerte an das vor zehn Jahren geschlossene Budapester Abkommen zwischen Russland, der USA und Großbritannien, in dem unter anderem der Ukraine die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen und die Achtung der Souveränität zugesichert worden war. «Das ist mit den jetzigen Ereignissen nicht zur Deckung zu bringen», sagte er. Hier werde deutlich, dass es keine Prinzipien gebe, die ein für allemal gesichert seien, wenn nicht dafür gesorgt werde, dass sie auch gesichert blieben.

Zuvor hatte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, darauf hingewiesen, dass 2014 ein europäisches Erinnerungsjahr gewesen sei. So habe die Kirche vor allen Dingen an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert.

Nach 1918 sei das Verhältnis zwischen Kirche und Staat neu geordnet worden, wies Hein auf eine bedeutende Entwicklung hin. Weitere Gedenkdaten seien zudem der Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren und der Fall der Mauer vor 25 Jahren gewesen.

Im Anschluss an den Vortrag von Norbert Lammert hatten die Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im großen Saal im Haus der Kirch ein Bad-Wilhelmshöhe reichlich Gelegenheit, alte Freunde zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und sich in der vorweihnachtlichen Hektik eine kurze Auszeit zu nehmen. (06.12.2014)

Impressionen vom Adventsempfang 2014

(alle Fotos: medio.tv/Küster)

 

Impressionen:

Hier finden Sie weitere Impressionen vom Vortrag des Bundestagspräsidenten und den Gästen des Adventsempfangs: