Begüßten die rund 200 Gäste im Kasseler Haus der Kirche: Pfarrer Oliver Teufel (EKKW, Mitte), CVJM-Generalsekretär Hansjörg Kopp (r.) und Pfarrer Johannes Meier (EKKW) (Fotos: medio.tv/Schauderna)

Begüßten die rund 200 Gäste im Kasseler Haus der Kirche: Pfarrer Oliver Teufel (EKKW, Mitte), CVJM-Generalsekretär Hansjörg Kopp (r.) und Pfarrer Johannes Meier (EKKW) (Fotos: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Apr 2019

Kassel (medio). Wie leben christliche Jugendliche heute ihren Glauben? Dieser Frage ging der bundesweite Fachtag «Die Generation Lobpreis und die Zukunft der Jugendarbeit» nach. Der CVJM Deutschland (Christlicher Verein Junger Menschen) und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hatten dazu am 6. April ins Haus der Kirche in Kassel eingeladen. 200 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Fachleute, Haupt- und Ehrenamtliche aus der Praxis der Jugendarbeit, heißt es in einer Mitteilung des CVJM.

Hintergrund des Fachtages ist die Jugendstudie 2018 des Forschungsinstituts empirica für Jugend, Kultur und Religion der CVJM-Hochschule, das sich auf die Erforschung christlich-religiöser Lebenswelten und Lebensweisen spezialisiert hat. Durchgeführt wurde die Studie unter der Leitung der CVJM-Hochschul-Professoren Dr. Tobias Faix und Dr. Tobias Künkler, die dazu auch das Buch «Generation Lobpreis und die Zukunft der Kirche» veröffentlicht haben (im Buchhandel erhältlich, ISBN 3761565429).

Studie nimmt besonders die in christlicher Jugendarbeit Engagierten in den Blick

«Wir reden nicht über junge Menschen, sondern fragen sie mit dieser Studie nach ihren Bedürfnissen», sagte der Generalsekretär des CVJM Deutschland Hansjörg Kopp zu Beginn des Fachtages. 3.187 evangelische Jugendliche aus ganz Deutschland sind im Rahmen der Studie befragt worden. Zusätzlich wurden 62 Jugendliche ausführlich interviewt. «Herausgekommen ist ein differenziertes Bild der Generation Lobpreis, die spannende Gruppe christlicher Jugendlicher, die Glaube authentisch im Alltag leben will. Lobpreismusik ist dabei eine große Bestärkung, aber beispielsweise auch das Gebet und die Gemeinschaft», erläuterte Prof. Dr. Faix bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Studie habe auch gezeigt, dass für die Jugendlichen die Bibel für die Stärkung ihres Glaubens eine geringere Rolle als Lobpreis und Gebet spielt, so Prof. Dr. Künkler. «Die Jugendlichen wollen ihren Alltag nach der Bibel ausrichten und ihnen ist dabei mehrheitlich klar, dass man die Bibel nicht wortwörtlich verstehen kann», so Künkler.

Pfarrer Oliver Teufel, Leiter des Referats für Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck freute sich über den mit der Studie verbundenen Perspektivwechsel: «Wir beschäftigen uns als Kirche ja viel mit der Frage, wie wir noch mehr Jugendliche erreichen können. Da ist es gut, mit dieser Studie auch einmal die in den Blick zu nehmen, die sich bereits in der christlichen Jugendarbeit engagieren.»

Tobias Faix: Gott rangiert «zwischen göttlichem Butler und kosmischem Therapeuten»

Die Studie beschreibt, wie es die Jugendlichen schaffen, scheinbare Widersprüche im Glauben zusammen zu bringen, beispielsweise beim Gottesverständnis: Einerseits gestalten Jugendliche ihr Leben selbst. Andererseits soll Gott in ihr Leben eingreifen. Oder beim Gebet: Sie glauben daran, dass Gott Gebete erhört, aber nicht jeder im Gebet formulierte Wunsch erfüllt sich. «Zugespitzt formuliert rangiert Gott zwischen göttlichem Butler und kosmischem Therapeuten», kommentiert Tobias Faix einige Aussagen der Jugendlichen in den Interviews. Insgesamt zeigt sich: Die Jugendlichen erwarten von ihrer Religion, dass sie authentisch und echt ist.

Auch die Beziehung zwischen Jugend und den Institutionen Kirche, Freikirche und christlicher Jugendverbände wurde in der Studie beleuchtet. Institutionen stehen dem sehr individuellen Glauben gegenüber. Doch: 88 Prozent der evangelischen Jugendlichen sind in Kirche engagiert. Und: Sie sind ehrenamtlich hoch engagiert in Kirche, Diakonie, Jugendverbänden und sozialen Projekten.

Experten gaben neue Blickwinkel

Professor Dr. Bernd Beuscher von der evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum unterstrich die akribische Feinarbeit der Studie. Er wünschte sich weitere Forschung, die theologisch noch differenzierter ist.

Als Bereichsleiter im CVJM Deutschland ging Karsten Hüttmann auf verschiedene Formate der Jugendarbeit in Deutschland ein und betonte, dass der Bedeutungsverlust konfessioneller Grenzen Kirchen und Verbände vor wachsende Herausforderungen stelle. Junge Menschen orientieren sich stärker an Ästhetik und Inhalten, als an eine bestimmte Kirchen- oder Verbandszugehörigkeit.

Ilse-Dore Seidel-Humburger, Landesreferentin im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg, machte drei Vorschläge, wie die Ergebnisse der Studie in der Jugendarbeit vor Ort genutzt werden könnten. Erstens solle man durch interaktive Verkündigungsformate neue Zugänge zur Bibel schaffen. Zweitens solle die engagierte Generation Lobpreis durch Mentoring gefördert werden. Und Drittens schlug sie vor: «Lasst uns in die musikalische, geistliche und theologische Qualität von Lobpreis fördern.»

Kinder- und Jugendarbeit der Landeskirche offen für alle

Der Moderator des Fachtages Pfarrer Johannes Meier, theologischer Fachreferent für Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck wies darauf hin, dass die evangelische Jugendarbeit offen für alle Jugendlichen sei. «Nicht nur diejenigen, die sich für Lobpreis begeistern, gehören dazu. Die Jugend in der Kirche bleibt bunt, vielfältig und wunderbar unbequem.»

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden aus zehn Workshops wählen und dort diskutieren, wie die Ergebnisse ganz praktisch in der Jugendarbeit von Kirchen und Verbänden umgesetzt werden können. (09.04.2019)

Jugendstudie:

Die Jugendstudie 2018 des Forschungsinstituts empirica für Jugend, Kultur und Religion der CVJM-Hochschule finden Sie hier:

PDF-Dokument

Auswertungsbericht:

«Was Jugendliche über die Kirche denken» - Ein Stimmungsbild der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Kontext des Hearings «Jugend und Kirche» vom 10. Debruar 2018 und einer Onlineumfrage. Auswertungsbericht der Untersuchung der CVJM-Hochschule – University of Applied Sciences, Forschungsinstitut empirica für Jugend, Kultur & Religion, duchgeführt von Prof. Dr. Tobias Faix und Philipp Funke, M.A. (6/2018):

PDF-Dokument