Auf den bis zu 14 Stunden langen Fahrten zu den Gemeinden und Projekten konnte die Delegation die Schönheit des zentralasiatischen Landes bewundern. (Foto: medio.tv/Ökumenedezernat)

Auf den bis zu 14 Stunden langen Fahrten zu den Gemeinden und Projekten konnte die Delegation die Schönheit des zentralasiatischen Landes bewundern. (Foto: medio.tv/Ökumenedezernat)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Jul 2018

Kassel (medio). Eine vierköpfige Delegation der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) besuchte vom 31.Mai bis zum 13.Juni 2018 die kirgisische Partnerkirche. Innerlich reich beschenkt von der Herzlichkeit der lutherischen Gemeinden der evangelisch-lutherischen Kirche (ELKK) kehrten die Delegierten zurück, berichtete der Partnerschaftsreferent der Landeskirche, Pfarrer Bernd Müller. Teilnehmende waren außerdem Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß, Dezernentin für Diakonie und Ökumene, Inge Rühl, Vorsitzende der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werkes und Pfarrer Markus Schnepel aus Hofgeismar.

Der gastgebende Bischof, Alfred Eichholz, ermöglichte gemeinsam mit seinem Team der Mitarbeitenden Begegnungen mit 10 der 16 Gemeinden in geographisch weit auseinanderliegenden Orten, erzählte Pfarrer Bernd Müller. Überall wurden Gottesdienste gefeiert und in gastfreundschaftlicher Atmosphäre Gespräche geführt. Müller erläuterte weiter: «Die hohe persönliche Identifikation der Gemeindemitglieder mit ihrer Kirche und Tradition war überall spürbar. In einer überwiegend muslimisch oder russisch orthodox geprägten Umgebung als protestantische Minderheit zu leben, erfordert vielfach Courage zu zeigen.»

Staunen konnte die Delegation über das wunderschön und multifunktional neu errichtete Bethaus, das unter anderem mit kurhessischen Sondermitteln nach einer Brandkatastrophe wiederaufgebaut werden konnte. Architektonisch gelungen und den Bedürfnissen des kirchlichen Lebens angepasst erstrahle der Bau mit fantastischer Akustik, so Müller. Ein festlicher und musikalischer Gottesdienst brachte die Kirche zum Klingen.

Beeindruckt war die Delegation von dem großartigen Engagement der zahlenmäßig kleinen Partnerkirche im diakonischen Bereich. In einem Land, in dem Menschen mit Behinderungen, alte Menschen und Waisenkinder kaum Beachtung finden, versuche die lutherische Kirche Zeichen zu setzen und diesen Menschen eine Stimme zu geben.  Deshalb vereinen sich unter dem Projektnamen «Unsere Stimme» mehrere sozialdiakonische Projekte, von denen viele über das Gustav-Adolf-Werk unterstützt werden.

«Der Einzelne, zumal als Waisenkind, als Behinderter, als alter Mensch zählt in diesem Land, das seit seiner Unabhängigkeit 1991 mit Korruption, Gewalt, Armut und Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat, nicht viel. Das Sozialsystem der Sowjetunion zerfiel. Jeder kämpft für sich allein in einer von Männern dominierten Republik, die zwar inzwischen parlamentarische Demokratie ist, aber von einem Rechtsstaat weit entfernt», berichtete Müller.

Die Delegation wurde bei ihrem Aufenthalt zu einer musikalischen Aufführung der sehr individuell geförderten Kinder und Erwachsenen mit Beinträchtigungen eingeladen. Bei einem landesüblichen Abendessen kam es zu einem lebhaften und sehr berührendem Austausch mit der großen zur Familie zusammengewachsenen Gemeinschaft auf dem kleinen Bauernhof.

Aus der internationalen Frauenkonsultation der EKKW Partner in Südafrika 2016 entstand ein kirchlich getragenes Bildungsprojekt gegen die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Kirgisien. Es wird u.a. von «Kirchen helfen Kirchen» (bei Brot für die Welt) unterstützt und erreicht zahlreiche Teilnehmende in Kursen, in Schulen und Ausbildungsbetrieben. 

Auf den bis zu 14 Stunden langen Fahrten zu den Gemeinden und Projekten konnte die Delegation die Schönheit des von hohen schneebedeckten Bergen umgegebenen zentralasiatischen Landes bewundern und wurde zu einer Bootsfahrt auf dem gigantischen Issik Kul (dem kirgisischen Meer) eingeladen.

Die Delegation sprach bei dem Auswertungsgespräch mit Bischof Eichholz und der Projektleiterin und Referentin des Bischofs, Mariia Vorobewa, ihre hohe Wertschätzung und Hochachtung aus im Blick auf die als authentisch und überzeugend empfundene Arbeit dieser Diasporakirche, so Müller. Beide Seiten versicherten ihr Interesse an einer weiteren guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit. (05.07.2018)