Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Jan 2011

Würzburg (medio). «Die Marktwirtschaft und der Drang zum Geld, zum schnellen Geld, werden umso dominanter, je mehr bei Menschen spirituelle Leerstellen auftreten, wenn sie keine theologische Fundierung mehr haben». Diese These vertritt Prof. Dr. Peter Bofinger, einer der fünf Wirtschaftsweisen in Deutschland, in einem ausführlichen Interview mit der Medienagentur «medio!». «Je mehr das Geld Gott ersetzt, umso anfälliger werden Menschen für das 'Virus des schnellen Geldes'», erklärte Bofinger in dem Gespräch, das auf der Internetseite ekkw.de veröffentlicht wurde. Bofinger ermuntert darin die Kirche, den Menschen zu vermitteln, «dass es auch andere Dinge als Geld gibt». Je mehr dies den Kirchen gelänge, desto mehr Menschen seien auch bereit sich zu fragen, «was bringt eine bestimmte Politikmaßnahme für die Gesellschaft, was bringt das für die Schwächeren, was bringt das für die Umwelt», so Bofinger. Alles in allem brauche es ein starkes ideelles Gegengewicht zur Ökonomie, damit diese nicht übermächtig werde. Es sei die zentrale Aufgabe der Kirchen, dass dieses Gegengewicht möglichst stark sei, so Bofinger.

Bofinger plädiert in dem medio-Interview auch für eine Weiterentwicklung des Schutzschirms in der Eurozone: «Man muss sich überlegen, ob man nicht zu einer Lösung übergeht, bei der alle Länder gemeinsam haften, bei der es dann nur noch einheitliche Anleihen gibt für alle Euroländer». Zudem beklagt er in dem Gespräch, dass die Bundesregierung nicht stärker den Diskurs mit den Wirtschaftsexperten und der Wissenschaft sucht: «So sieht die Politik dann auch aus», analysiert Bofinger und ergänzt: «Ich glaube, wenn man sich im letzten Winter einmal zusammengesetzt hätte und sich gefragt hätte, wie geht das weiter, hätte man durchaus schon umfassende Lösungen entwickeln können. Stattdessen ist die Politik von einer Krise in die andere getaumelt und hat dann bei Nacht und Nebel Notlösungen entwickelt und dabei immer wieder auch halbgare Ideen in die Luft geworfen. Das ist einer der Gründe, warum sich die Situation in diesem Jahr nicht beruhigt hat, sondern immer mehr eskaliert ist.»

Lesen Sie das ausführliche Interview mit Prof. Dr. Bofinger hier. (05.01.2011)